Karlsruhe. Bei einer Geiselnahme in Karlsruhe sind fünf Menschen getötet worden. Ein Mann hatte während einer Zwangsräumung Geiseln genommen. Die Polizei hatte die Wohnung gestürmt. Die Polizei hat fünf Leichen entdeckt. Unter den Toten soll neben dem Täter auch ein Gerichtsvollzieher sein.
Bei einem Geiseldrama in einer Karlsruher Wohnung sind am Mittwoch mehrere Menschen getötet worden. Die Polizei hat am Mittag ein fünftes Todesopfer entdeckt, nachdem sie zuvor von vier Opfern ausgegangen war. Vermutlich handele es sich bei dem fünften Opfer, das laut Polizei wie die anderen Schussverletzungen aufwies, um die Inhaberin der Wohnung. Unter den übrigen Opfern seien ein Gerichtsvollzieher und der Mitarbeiter eines Schlüsseldienstes. Die Identifizierung zweier weiterer Leichen stehe noch aus, vermutlich sei darunter auch der Geiselnehmer selbst. "Wir gehen davon aus, dass der Geiselnehmer und die Geiseln tot sind", sagte ein Polizeisprecher in Karlsruhe.
Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei war am Mittag nach einer Eskalation der Lage angefordert worden. Das Drama begann am Morgen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wollte der Gerichtsvollzieher gegen 9.00 Uhr die Wohnung im Kanalweg betreten. Dabei war er vermutlich in Begleitung des neuen Inhabers, eines Mitarbeiters eines Schlüsseldienstes und des Hausmeisters. Mehrere Schüsse seien gefallen, sagte der Sprecher unter Berufung auf Aussagen von Anwohnern und Einsatzkräften.
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Die Polizei ging zunächst davon aus, dass sich neben dem Gerichtsvollzieher auch dessen Begleiter in der Gewalt des Geiselnehmers befanden. Ob es sich bei dem Täter um den Mieter handelt, ist noch unklar. Stundenlang hatten die Beamten zunächst keinen Kontakt zum Geiselnehmer, dann erfolgte der Zugriff.
Schule und Kindergarten geräumt
Eine Verhandlungsgruppe und Spezialkräfte waren den Angaben zufolge im Einsatz. Der Tatort wurde in einem Umkreis von 400 bis 500 Metern abgesperrt. Die Polizei räumte mehrere Wohnhäuser, eine Schule und einen Kindergarten.Wie viele Anwohner von der Räumung betroffen waren, konnte die Polizei zunächst nicht sagen. Bei dem Kanalweg in der Karlsruher Nordstadt handelt es sich um eine große, breite Straße in einem ehemaligen Wohnviertel der US-Armee.
Baden-Württembergs Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) hat sich entsetzt über das tödliche Geiseldrama gezeigt. "Ich bin zutiefst erschüttert über den Tod von fünf Menschen, unter denen sich auch ein Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Karlsruhe als Justizbediensteter befindet", sagte Stickelberger in Stuttgart. Seine Anteilnahme gelte den Familien und den Angehörigen aller Opfer dieser "unbegreiflichen Tat". Stickelberger versicherte, die Behörden würden alles daran setzen, "das schreckliche Verbrechen schnellstmöglich aufzuklären". (dapd)