Berlin/Peking. . China ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer eigenen Raumstation gelungen. Die Besatzung des Raumschiffs “Shenzhou-9“ schafften es, von Hand ein Andockmanöver zu fliegen. Sie koppelten “Shenzhou-9“ erfolgreich an das Weltraumlabor “Tiangong-1“.

Weltraumpremiere rund 340 Kilometer über der Erde: Zum ersten Mal in der Geschichte der chinesischen Raumfahrt hat die Besatzung eines Raumschiffes am Sonntag ein manuelles Kopplungsmanöver vollzogen. Bordingenieur Liu Wang steuerte "Shenzhou-9" ("Magisches Schiff-9") kurz vor 13 Uhr chinesischer Zeit (7 Uhr in Deutschland) erfolgreich an das Orbitallabor "Tiangong-1" ("Himmelspalast-1") heran, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete.

Damit beherrsche China die Rendezvous- und Dockingtechnologien und verfüge somit über die Grundvoraussetzungen für den Bau einer eigenen Raumstation. Zuvor hatte das Raumschiff mit drei Taikonauten an Bord, darunter erstmals eine Frau, von "Tiangong-1" abgelegt, an das es am Montag automatisch angedockt worden war.

Mehr als 1500 Mal geprobt

In vier Etappen über 5000, 400, 140 und 30 Meter näherte sich "Shenzhou-9" dann erneut dem Labor. Im Abstand von 140 Metern übernahm Liu die manuelle Kontrolle und führte die beiden Raumflugkörper bei einer Geschwindigkeit von 7,8 Kilometern pro Sekunde zusammen. Er wurde dabei von Kommandant Jing Haipeng und seiner Kollegin Liu Yang unterstützt.

Liu Wang hatte das höchste Präzision erfordernde Manöver zuvor beim Training auf der Erde mehr als 1500 Mal geprobt. Wenige Stunden nach der Kopplung soll das Trio wieder in das Labor umsteigen, um dort seine Experimente und Forschungsarbeiten fortzusetzen.

Längster bemannter Flug der Chinesen

"Shenzhou-9" war am vergangenen Samstag vom Weltraumbahnhof Jiuquan im Nordwesten Chinas als viertes bemanntes Raumschiff zu seiner 13-tägigen Mission aufgebrochen. Es ist der bisher längste bemannte Flug der Chinesen seit dem Erststart 2003.

Missionen ins All

Oktober 1957, Russland: Sputnik I, der erste Satellit der Welt, gestartet vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan.
Oktober 1957, Russland: Sputnik I, der erste Satellit der Welt, gestartet vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan. © AFP
November 1957, Russland:
November 1957, Russland: "Spacehund" Laika startet mit Sputnik II als erste lebendige Kreatur ins All. Laika starb nur wenige Stunden nach dem Start an Stress and Überhitzung. © AFP
Juli 1969, USA: Nasa-Astronaut Edwin Aldrin posiert bei der Apollo-11-Mission als erster Mensch auf dem Mond. Aufgenommen wurde das Bild von ...
Juli 1969, USA: Nasa-Astronaut Edwin Aldrin posiert bei der Apollo-11-Mission als erster Mensch auf dem Mond. Aufgenommen wurde das Bild von ... © ASSOCIATED PRESS
... Neil Armstrong. Aldrin steht dabei neben einem Fuß des ...
... Neil Armstrong. Aldrin steht dabei neben einem Fuß des ... © AP
... des Mondfahrzeugs
... des Mondfahrzeugs "Lunar". Ein großer Tag für Amerika: © SZ-Photo
Sie haben die Sowietunion beim Rennen zum Mond geschlagen. Also wahrlich
Sie haben die Sowietunion beim Rennen zum Mond geschlagen. Also wahrlich "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Schritt für die Menschheit." © AFP
April 1970. USA: Apollo 13 sollte die dritte Mondmission der Nasa werden - aber zwei Tage nach dem Start explodierte ein Sauerstofftank. Nach einer dramatischen Rettungsaktion gelang es nach vier Tagen, die drei Astronauten heil zur Erde zurückzubringen. Die vom Feuer beschädigte Kapsel landete im Pazifik.
April 1970. USA: Apollo 13 sollte die dritte Mondmission der Nasa werden - aber zwei Tage nach dem Start explodierte ein Sauerstofftank. Nach einer dramatischen Rettungsaktion gelang es nach vier Tagen, die drei Astronauten heil zur Erde zurückzubringen. Die vom Feuer beschädigte Kapsel landete im Pazifik. © SZ-Photo
Februar 2003, USA: So viel Glück hatte die Besatzung der
Februar 2003, USA: So viel Glück hatte die Besatzung der "Columbia" nicht: Kurz nach dem Start explodiert die Raumfähre über Texas. Alle sieben Astronauten sterben. © AP
August 1978, Russland/DDR: Sigmund Jähn (r.) startet mit
August 1978, Russland/DDR: Sigmund Jähn (r.) startet mit "Sojus 31" als erster Deutscher ins All. Der Pilot der NVA-Luftwaffe war im sowjetischen Kosmonauten-Aausbildungszentrum "Juri Gagarin" vorbereitet worden. Er flog mit Walerij Bykowskij zur Raumstation "Salut 6". © ullsteinbild
Juli 2005: Die Raumfähre
Juli 2005: Die Raumfähre "Discovery" startet vom Kennedy Space Center mit einer siebenköpfigen Crew zur internationalen Raumstation "ISS". Es ist der erste Start ins All seit dem Columbia-Unglück über zwei Jahre zuvor. © AFP
März 2009: Das Space Shuttle
März 2009: Das Space Shuttle "Atlantis" wird zur Startplattform in Cape Canaveral gefahren. © AFP
Die Raumfähre ist seit 1985 ins Betrieb und soll noch...
Die Raumfähre ist seit 1985 ins Betrieb und soll noch... © AP
... bis 2010 fliegen - und wieder landen, so wie auf diesem Bild.
... bis 2010 fliegen - und wieder landen, so wie auf diesem Bild. © AP
In den Jahren war die Atlantis zu vielen Missionen gestartet: Hier bei der internationalen Raumstation ISS in 2006, ...
In den Jahren war die Atlantis zu vielen Missionen gestartet: Hier bei der internationalen Raumstation ISS in 2006, ... © AFP
..., bei der Dan Burbank ein neues Modul installierte.
..., bei der Dan Burbank ein neues Modul installierte. © AFP
2008 montiert Astronaut Rick Linnehan den kanadischen Roboter Dextre an die ISS.
2008 montiert Astronaut Rick Linnehan den kanadischen Roboter Dextre an die ISS. © ddp
2008 bringt die Atlantis das
2008 bringt die Atlantis das "European Columbus laboratory" (oben rechts) zur ISS. © AFP
Montiert wurde es unter anderem von dem Deutschen Hans Schlegel bei einem...
Montiert wurde es unter anderem von dem Deutschen Hans Schlegel bei einem... © AFP
... sechstündigen
... sechstündigen "Weltraum-Spaziergang". © AFP
Und so sieht's in der ISS aus, nachdem Hans Schlegel (rechts) das neue Teil montiert hatte.
Und so sieht's in der ISS aus, nachdem Hans Schlegel (rechts) das neue Teil montiert hatte. © AFP
Die Atlantis hatte auch das Weltraum-Teleskop
Die Atlantis hatte auch das Weltraum-Teleskop "Hubble" ins All gebracht. © AFP
Hier bringt der Astronaut Mike Massimino zusätzliche Teiel an
Hier bringt der Astronaut Mike Massimino zusätzliche Teiel an "Hubble" an. Jetzt kann es Bilder senden wie etwa... © AFP
... dieses hier.
... dieses hier. © AP
2008, USA: Die Mars-Sonde
2008, USA: Die Mars-Sonde "Phoenix" landet als erstes Raumfahrzeug auf dem Mars. © ddp
Das Mini-Labor soll den Mars-Boden untersuchen und Proben mit zur Erde bringen.
Das Mini-Labor soll den Mars-Boden untersuchen und Proben mit zur Erde bringen. © AFP
2008, Europa: Was den USA die NASA ist, ist Europa die ESA. Hier startet gerade die
2008, Europa: Was den USA die NASA ist, ist Europa die ESA. Hier startet gerade die "Ariane" vom Kourou-Weltraumbahnhof in Französisch Guyana ins All. Dort soll der Kommunikations-Sattelit "Eutelsat" ausgesetzt werden. © AFP
2007, Europa: Ein weiteren ESA-Projekt ist das Navigationssystem
2007, Europa: Ein weiteren ESA-Projekt ist das Navigationssystem "Galileo" © ddp
2005, Russland: Eine Sojus-Rakete startet vom Weltraumbahnhof Baikonur - und zwar mit...
2005, Russland: Eine Sojus-Rakete startet vom Weltraumbahnhof Baikonur - und zwar mit... © AFP
... dem Weltraum-Touristen Gregory Olsen (USA) im Gepäck. Ziel ist die ISS.
... dem Weltraum-Touristen Gregory Olsen (USA) im Gepäck. Ziel ist die ISS. © AP
2006, Russland: eine
2006, Russland: eine "Sojus 2"-Rakete soll den Wetter-Satteliten "MetOp" ins All. © AFP
2008, China: Auch die Chinesen fliegen ins All - hier Zhai Zhigang mit einer chinesischen Flagge am Raumschiff
2008, China: Auch die Chinesen fliegen ins All - hier Zhai Zhigang mit einer chinesischen Flagge am Raumschiff "Shenzhou VII" 343 Kilometer über der Erde. © AFP
2008, Indien: Die Inder eroberten den Orbit mit der
2008, Indien: Die Inder eroberten den Orbit mit der "Chandrayaan 1" (hier ein Modell). © AFP
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Das 10,4 Meter lange und acht Tonnen schwere Labor war Ende September vergangenen Jahres auf die Umlaufbahn geschossen worden. Im November hatte dann erstmals ein unbemanntes Raumschiff automatisch an ihm angelegt. China beherrscht damit nach Russland, den USA und der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA als vierte Weltraummacht diese Technologie. Die chinesische Raumstation ist bis 2020 geplant.(dapd)