Peking. Die Volksrepublik China hat erstmals eine Frau ins All geschickt. Die 33-jährige Liu Yang und zwei männliche Astronauten starteten mit einer Rakete vom Typ “Langer Marsch 2F“ in den Weltraum. Bei der 13-tägigen Mission soll das Raumschiff an ein Testmodul für eine chinesische Raumstation andocken.
Pünktlich um 18.37 Uhr Ortszeit (12.37 MESZ) startete die Rakete vom Weltraumbahnhof Jiuquan in der Wüste Gobi ins All - die Maschine, die erstmals eine chinesische Astronautin ins All brachte. Etwa zehn Minuten später löste sich das Raumschiff "Shenzhou 9" von der Trägerrakete und öffnete seine Sonnensegel, die der Stromversorgung dienen.
Der Start sei ein "voller Erfolg" gewesen, sagte Chang Wanquan, Chef des bemannten Raumfahrtprogramms, das als Symbol für Chinas Anspruch auf eine Stellung als Weltmacht gilt. "China und sein Volk erwarten eure triumphale Rückkehr", sagte der Vorsitzende der chinesischen Volkskongresses, Wu Bangguo. Die Mission habe eine "wichtige strategische Bedeutung" für das Land.
"Exzellente Fähigkeiten und psychologische Qualitäten"
Neben den beiden Astronauten Jing Haipeng und Liu Wang schickt China mit Liu Yang erstmals eine Frau ins All - 49 Jahre nach der Russin Valentina Tereschkowa, die als erste Weltraumfahrerin in die Geschichte einging. Liu Yang wurde von den chinesischen Medien als Nationalheldin gefeiert. Die 33-Jährige kam 1997 zur Volksarmee, wurde Pilotin und absolvierte knapp 1700 Flugstunden. 2010 wurde sie zur "Taikonautin", wie Astronauten in China genannt werden, ausgebildet.
Vor drei Monaten wurde Liu auf eine Liste von sechs Kandidaten für die Mission gewählt - nach Angaben des Fernsehsenders CCTV wegen ihrer "exzellenten Fähigkeiten und psychologischen Qualitäten". Demnach wurde sie für eine sichere Notlandung gelobt, nachdem ihr Flugzeug durch einen Vogelschwarm schwer beschädigt worden war.
Liu Yangs Aufgabe sind vor allem Experimente und Tests
Liu wollte nach eigenen Angaben als Kind zunächst Busfahrerin oder Anwältin werden. Sie koche auch gerne, sagte sie vor dem Start. Sie freue sich besonders darauf, die Schwerelosigkeit im All zu spüren und die Schönheit des Planeten Erde zu sehen. "Als Pilotin flog ich im Himmel. Jetzt bin ich Astronautin und werde ich im Weltraum fliegen", sagte Liu, die verheiratet ist, aber keine Kinder hat.
Liu Yangs Aufgabe während der Mission werden vor allem Experimente und Tests sein. Geleitet wird die Mission von Jing Wang, der bereits zwei Mal im All war. Liu Wang, seit 14 Jahren beim bemannten Raumprogramm, soll das Andockmanöver an das Testmodul "Tiangong 1" ("Himmelspalast 1") ausführen, das China mit Blick auf den Aufbau einer eigenen Raumstation ins All gebracht hat.
Chinesisches Raumprogramm begann 1990
Das schwierige Manöver sei von den Astronauten 1500 Mal geübt worden, sagte eine Sprecherin der bemannten Raumfahrtprogramms. Es sei der "kritische" Moment der Mission und dessen Erfolg ein "großer Durchbruch für das bemannte Raumfahrtprogramm", erklärte Chinas Präsident Hu Jintao.
Das Raumschiff "Shenzhou 8" hatte bereits im November an das Modul angedockt - aber ohne Besatzung. China hatte sein Programm zur bemannten Raumfahrt im Jahr 1990 begonnen und 2003 nach den USA und der Sowjetunion den ersten Menschen ins All geschickt.(afp)