Frankfurt/Main. .

Der Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt wirbt für ein verstärktes Engagement in der Raumfahrt. Johann-Friederich Wörner hofft, dass Deutschland den nächsten Roboter auf dem Mond stellen könnte - und wirbt zudem für eine eigene Mondmission. Obwohl die bei hohen Kosten vorerst nur 1000 Arbeitsplätze sichern könnte.

Der nächste Roboter auf dem Mond soll aus Deutschland kommen. Der Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Johann-Dietrich Wörner, sagte, bei der kommenden Mondmission der US-Raumfahrtbehörde NASA müsse Deutschland eine wichtige Rolle spielen und seine weltweit führende Position in der Robotik einbringen. Zudem machte er sich für eine eigenständige deutsche Mondmission stark, deren Finanzierung derzeit in den Sternen steht.

Amerikaner mit offenen Ohren

«Es ist mir nicht so wichtig, ob der nächste Mensch auf dem Mond aus Amerika, China, Russland oder Indien kommt - aber der nächste Roboter dort wird ein deutscher sein», erklärte der DLR-Vorstandsvorsitzende im Gespräch mit der Nachrichtenagentur DAPD.

Die Raumfahrtstrategie der Regierung von US-Präsident Barack Obama setze verstärkt auf internationale Zusammenarbeit und ermögliche erstmals sogar eine ausländische Beteiligung in den kritischen Phasen einer Mission, sagte Wörner. «Wenn wir etwas zu bieten haben, stoßen wir bei den Amerikanern auf offene Ohren.»

Keine Mondmission im Koalitionsvertrag

Die Mondoberfläche.
Die Mondoberfläche.

Umso wichtiger sei es, vorher seine technischen Fähigkeiten zu demonstrieren, sagte Wörner und warb erneut für eine deutsche Mondmission. «Nur durch eine solche Demonstration wird man auf internationalem Parkett als Partner anerkannt», mahnte der DLR-Vorstandsvorsitzende. Trotz früherer Zusagen von Politikern aus Union und FDP steht eine Mondmission nicht im Koalitionsvertrag.

Das DLR hat dafür zwei Projekte ausgearbeitet: Für 350 Millionen Euro könnten zwei Satelliten den Mond in geringer Höhe umkreisen und ihn in bislang nicht gekannter Genauigkeit kartografieren. Gut vier Mal so teuer wäre es, einen mobilen Forschungsroboter auf dem Erdtrabanten abzusetzen.

Langfristig investieren

Raumfahrt allein im europäischen Rahmen reiche für Deutschland nicht aus. «Wir wollen in der ESA nicht nur Mitläufer sein», sagte Wörner: «Es gibt Länder, die uns das vormachen». So gäben Frankreich und Italien mehr Geld für nationale Raumfahrtprojekte aus als für die ESA. Dabei werde vor allem Frankreich wegen des Ariane-Programms als führende europäische Raumfahrtnation wahrgenommen.

Eine Mondmission werde direkt zwar nur 1.000 Arbeitsplätze sichern oder schaffen. «Aber wir müssen als ressourcenarmes Land langfristig in Forschung und Technologie investieren», forderte Wörner. Ohne nationale Kompetenzen wäre die Raumfahrtwissenschaft und -industrie schon längst aus Deutschland abgewandert.

„Das wird ein Renner“

Was möglich sei, zeige die Entwicklung einer Technik zur Datenübertragung zwischen Weltraum und Erde mit Hilfe eines Lasers. Der Firma Tesat sei es schon gelungen, auf diese Weise pro Sekunde 5,5 Gigabit zwischen zwei 5.000 Kilometer entfernten Satelliten zu übermitteln. Diese zudem besonders abhörsichere Technik soll nun auch für den Informationsfluss zwischen Satelliten in einer geostationären Umlaufbahn (in knapp 36.000 Kilometer Höhe) eingesetzt werden.

«Dies haben wir mit nationalen Mitteln vorangebracht und bringen es nun in die ESA ein», sagte Wörner: «Das wird sicherlich ein großer Renner.» (apd)

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