München. Nach wiederholten Angriffen auf ihre Internetseite hatte die Gema einmal mehr das Hacker-Kollektiv Anonymus anzeigen wollen. Das Kollektiv drohte in einem Video daraufhin mit neuen Attacken. Nun ist die Gema zurückgerudert.

Der Kampf des Hacker-Kollektivs Anonymous gegen die Gema nimmt eine überraschende Wendung. Einen Tag nach der Veröffentlichung eines Drohvideos verzichtete die Musikrechtegesellschaft entgegen ihrer bisherigen Aussage darauf, beim Bundeskriminalamt (BKA) eine erneute Anzeige gegen Anonymous zu stellen.

Wie Gema-Sprecherin Ursula Goebel am Montagabend erklärte, habe die Gesellschaft die wiederholte Attacke auf ihre Internetseite vom Donnerstagabend geprüft und dabei festgestellt, dass die Identität der Hacker nicht erfasst werden konnte.

„In der Tat haben wir hier keine Strafanzeige erstattet und die IP-Daten nicht an das BKA weitergegeben“, sagte Goebel. Nach der Attacke hatte sie am Freitagmorgen noch das Gegenteil erklärt. Zwar sei der Internetauftritt und der damit verbundene Online-Service der Gema auch diesmal zeitweise nicht aufrufbar gewesen. „Durch die aufgerüstete IT-Infrastruktur kam es hier zu aktuell keinem erheblichen Schaden für Kunden, Mitglieder und Mitarbeiter“, erklärte die Gema-Sprecherin nun.

„Kein erheblicher Schaden für Kunden, Mitglieder und Mitarbeiter

Anonymous hatte erst am Sonntagabend ein Video veröffentlicht, in dem das Hacker-Kollektiv dem BKA und der Gema mit weiteren Angriffen drohte. Zuvor hatten die Beamten nach einer Anzeige der Gema in ganz Deutschland Wohnungen von mehr als Hundert Beschuldigten durchsucht. Sie sollen die Gema-Seite im Dezember 2011 angegriffen haben. Die Gema hatte die sogenannten IP-Adressen der mutmaßlichen Täter an die Ermittler weitergegeben, die dann Computer und Handys beschlagnahmte.

„Das Kollektiv belächelt den Versuch, Aktivisten unseres Schlages einzuschüchtern“, teilte Anonymous in einem Video mit, das auf Youtube veröffentlicht wurde. Die Behörden hätten „Benzin in das Feuer der Revolution gegossen“. Anonymous kündigte sogleich weitere Attacken im Digitalen an, um für frei zugängliche Informationen im Netz zu kämpfen: „Wir sind bereit, dafür Opfer zu bringen.“ Die Gema habe zudem eine Grenze überschritten, warnte Anonymous die Gesellschaft. (dapd)