Berlin. . Bei Streaming-Anbietern wie Simfy oder Spotify lassen sich aktuelle Titel und Lieblingslieder über eine Suchfunktion zu persönlichen Playlists zusammenstellen. Besonders beim Streaming mit Smartphone sollte man jedoch genau hinschauen.
Warum den halben Monatslohn für neue CDs rausschmeißen, wenn man Millionen von Songs im Internet für die Hälfte des Ladenpreises einer einzigen CD bekommen kann - und das legal? Neben kostenlosen Internetradios, bei denen man eine grobe Musikrichtung wie Jazz oder Rockmusik hören kann, und Download-Plattformen, wo man gegen Geld gezielt Lieder herunterladen kann, breitet sich zur Zeit ein drittes Modell aus: Streaming-Dienste.
"Was noch vor zehn Jahren der MP3-Player war, ist für viele heute das Smart-Phone", sagt der Sprecher Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI), Andreas Leisdon. Auf den Plattformen gibt es Hörvorschläge, Newcomer werden präsentiert und Freunde können einander Hörtipps geben. "Dadurch erweitert sich auch der musikalische Horizont."
Laut einer aktuellen Studie des Verbands hören Nutzer der besagten Audio-Streaming-Dienste, bei denen also keine Musikvideos sondern nur Tracks angeboten werden, mehr Musik als die anderen Befragten. Während Nutzer herkömmlicher Musikmedien wie Radio oder CD auf einen täglichen Durchschnitt von vier Stunden und 40 Minuten Hördauer kommen, sind es bei den Streaming-Nutzern demnach über sechs Stunden. Beinahe jeder vierte von ihnen gab an, täglich länger als acht Stunden Musik zu hören.
Zahl der Anbieter steigt
"Streaming ist eine sehr angesagte Form der Musiknutzung, die von vielen gerade entdeckt wird", sagt Leisdon. Die Zahl der Audio-Streaming-Dienste, habe sich in Deutschland seit Ende vergangenen Jahres von zwei auf über zehn vergrößert. "In Schweden macht Streaming bereits 82 Prozent der Umsätze des digitalen Musikmarktes aus." In Deutschland seien es derzeit rund zehn Prozent, was auf ein immenses Ausbaupotenzial schließen lasse.
Zudem zeichnet sich bereits ab, dass zusätzlich angezeigte Informationen zum laufenden Lied und Angebote wie die aktuellen Tourdaten einer Band "immer mehr mit dem Musikhören verschmelzen", sagt Leisdon. "Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt."
Allerdings gibt es rechtliche Grenzen. "Bei der Nutzung kann es problematisch sein, wie Nutzungsdaten ausgewertet werden", sagt Joachim-Martin Mehlitz, Sprecher des Berliner Datenschutzbeauftragten Alexander Dix. "Das ist bei jeder Art von Internetdienst so." Das Stichwort lautet in diesem Zusammenhang personalisierte Werbung.
Vor einigen Wochen sei der Streaming-Dienst Spotify in einer anderen Sache zu einer Stellungnahme aufgefordert worden. Um an die Millionen von Liedern zu kommen, muss man sich mit seinem Account des Sozialen Netzwerks Facebook registrieren. Deshalb ist "keine pseudonyme oder anonyme Nutzung von Spotify möglich", sagt Mehlitz. "Das widerspricht dem Telemediengesetz." Die Rückmeldung stehe noch aus.
Datenflatrate schnell verbraucht
Einige der Dienste bieten für sogenannte Premium-Kunden, die um die zehn Euro im Monat zahlen, zusätzlich zum Streaming in Echtzeit auch eine Offline-Lösung an. Damit etwa beim Bahnfahren durch Funklöcher nicht das Lied einfach abbricht, wird eine Playlist vorübergehend verschlüsselt auf dem Smartphone gespeichert. "Ich kann sie abspielen, aber nicht weitergeben", sagt Experte Michael Peuckert von der Zeitschrift "connect". "Eine Datenflatrate von 200 Megabyte im Monat wird dadurch recht schnell verbraucht."
Genau wie bei Offline-Navigationssystemen für Smartphones, die teilweise ungefragt ständig im Hintergrund aktuelle Karten herunterladen, kann es hier zu Nachberechnungen von mehreren hundert Euro im Monat kommen. "Damit es kein böses Erwachen gibt, sollte man einen größeren Datentarif nehmen, am Besten eine Flatrate", rät der Experte.
Die Qualität der Musik habe sich in den letzen Jahren aber erfreulicherweise auf eine Datenübertragungsrate von bis zu 320 Kilobites pro Sekunde verzehnfacht. Für diese "Bequemlichkeitssache" gebe er gern einige Euro im Monat aus. "Zwar wurde Internet als kostenlos gelernt, aber Qualität darf etwas kosten", sagt Peuckert. (dapd)