Sydney. Die neun Wochen alte Azaria verschwand vor 32 Jahren in der Nähe des berühmten Uluru. Ihre Mutter wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Nun hat ein Gericht entschieden, dass das Baby von einem Dingo aus dem Zelt geschleppt und getötet worden war. 32 Jahre nach dem Verschwinden von Azaria hält ihre Mutter nun den Totenschein in der Hand.

Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Verschwinden eines Babys in der australischen Wildnis ist der weltweit bekannte "Dingo-Mordfall" endgültig abgeschlossen worden. Ein Gericht in Darwin entschied am Dienstag, dass die neun Wochen alte Azaria Chamberlain im August 1980 von einem oder mehreren Dingos aus dem Zelt ihrer Eltern geschleift wurde.

Die Beweislage sei "ausreichend, eindeutig, stichhaltig und fehlerfrei", sagte die Untersuchungsbeamtin Elizabeth Morris. Ein Dingo sei unter den "gegebenen Umständen" in der Lage, kleine Kinder anzugreifen, wegzuschleppen und zu töten.

Totenschein nach 32 Jahren

Der Fall hatte jahrzehntelang für heftige Debatten in Australien gesorgt, ob nicht die Mutter Lindy Chamberlain-Creighton ihre Tochter umgebracht habe. Sie war in den 80er-Jahren wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Lindy Chamberlain (Foto: 1982) war wegen Mordes verurteilt worden. Nun hat ein Gericht entschieden: Ein Dingo hat ihre Tochter getötet.
Lindy Chamberlain (Foto: 1982) war wegen Mordes verurteilt worden. Nun hat ein Gericht entschieden: Ein Dingo hat ihre Tochter getötet. © AP Photo/File

Nach drei Jahren hinter Gittern tauchte jedoch die Jacke ihres Babys auf. Dies stützte ihre Schilderungen vom Tag des Verschwindens, dass ein Dingo - ein wilder australischer Hund - das Mädchen nahe des weltberühmten Monolithen Uluru fortgezerrt hatte. Das Schicksal der Familie wurde mit Meryl Streep verfilmt und in mehreren Büchern, Serien und selbst in einer Oper aufgegriffen.

Lindy Chamberlain-Creighton und ihr Ex-Mann Michael Chamberlain nahmen die Entscheidung der Untersuchungsbeamtin erleichtert auf. "Nicht länger wird man in Australien sagen können, dass Dingos nicht gefährlich sind und nur angreifen, wenn man sie provoziert. Wir leben in einem wunderschönen Land, aber es ist gefährlich", sagte die Mutter. Endlich sei die Wahrheit besiegelt, ergänzte ihr Ex-Mann. Es sei ein "furchteinflößender Kampf" gegen die Justiz gewesen. 32 Jahre nach dem Verschwinden ihrer Tochter erhielten die Eltern nun einen berichtigten Totenschein. (afp)