London. . Das Londoner Schmuddelwetter ertrugen zehntausende Besucher mit einem Lächeln. Sie warteten stundenlang an der Themse, um die große Schiffsflotte und vor allem Königin Elizabeth und Prinz Philip zu sehen. Die Queen lächelte, doch sie lächelte erst spät.
Glanz und Gloria hat die Themse oft gesehen, doch mit dem Schiffsspektakel zum Thronjubiläum von Queen Elizabeth schreibt Londons schönste Straße Geschichte: Eine Armada aus über eintausend Booten tuckerte, ruderte und paddelte Sonntag als Eskorte der Monarchin durch die Hauptstadt. Überall im Land segelten Briten auf einer Welle der Nostalgie mit.
14 Millionen hat die Parade gekostet
Vierzehn Millionen Euro hat die Schiffsparade gekostet, drei Jahre lang war das seit dem 17. Jahrhundert größte Themse-Spektakel vorbereitet worden. Und dann begann der Tag mit einem Alptraum: Die ganze Nacht hatte es geregnet, am Morgen hingen über den Barkassen und güldenen Gallionsfiguren im Dock schwere, graue Schleier. Die Laune konnte das nicht trüben: Regen an Juni-Feiertagen ist eiserne, britische Tradition und wurde daher wie ein alter Freund begrüßt. Mit Gummistiefeln und Union-Jack-Schirmen harrten Zehntausende stundenlang am Ufer aus, um einen Blick auf die Queen zu erhaschen.
Die Queen selbst fuhr vergleichsweise bescheiden
Vor ihnen sollte sich das ganze Panorama britischer Geschichte entfalten, erzählt in Booten. Austernkutter, Torf- und Kohlekähne, Frachtschiffe für Aale, Whiskey, Heringe und Ton erinnerten an den Handel, auf dem das Empire einst florierte. Die großen Momente einer Nation, die sich lange als maritime Macht begriffen hat, zogen vorbei: ein Expeditionsschiff aus der Arktis, Rettungsboote aus der Schlacht von Dünkirchen, die „Havengore“, die 1965 den Sarg Winston Churchills über die Themse trug.
Nur ein einziges Boot war für die Jubiläumsflotte neu gebaut worden: Die königliche Barkasse „Gloriana“, handgefertigt und vergoldet nach Vorbildern aus dem 18. Jahrhundert, führte den Schiffskonvoi an. 17 junge Kriegsversehrte und Ruder-Olympionike Steve Redgrave gaben darin für alle den Takt von vier Knoten vor - auf insgesamt 15 Meilen bei starkem Gegenwind harte Arbeit.
200 000 Flaschen Champagner
Queen Elisabeth und Prinz Philip folgten auf einem vergleichsweise bescheidenen Schiff: Die „Spirit of Chartwell“, ein Touristenkreuzer, war lediglich mit rotem Samt sowie Rosen und Lavendel aus den Gärten der Monarchin für den Tag geadelt worden. Die Anspannung war ihr angesichts der historischen Parade deutlich anzumerken: Ein Lächeln zeigte sie erst gegen Ende, als die Tower Bridge sich öffnete und sie durch ein Spalier historischer Großsegler fuhr. Gekleidet in Wollweiß, hatte sie den größten Teil der Parade unter einem Baldachin Zuflucht vor dem strömenden Regen gesucht und mit der Crew geplaudert. 6000 Sicherheitsbeamte wachten über die Prozession.
Nicht nur in London wurde gefeiert: Ganz im Zeitgeist des Krönungsjahres von Elisabeth fanden sich Menschen in über 9000 Gemeinden zu Straßenfesten zusammen. Das Spektrum reichte von der Edelparty auf Piccadilly, eröffnet von Charles und Camilla im wasserfesten Trenchcoat, bis zum Dörfchen Morecambe, wo ein Pub-Besitzer die schlotternden Royalisten ins Warme zu Tee und Rhabarberkuchen einlud, den der Schrebergartenverein gebacken hatte. 1500 Meilen Papierwimpel ließen die Briten flattern, 200.000 Flaschen Champagner sind bei Tesco, dem britischen Aldi, über die Ladentheken gegangen. Für alle Feierlustigen war dies das wohl erste und letzte diamantene Thronjubiläum in Großbritannien, das sie zu Lebenszeiten begießen können.
Höhepunkt der Windsor-Monarchie alter Schule
Ob das Flair vergangener Zeiten, in denen Großbritannien schillernde Seemacht war, gut und angemessen war, um die Queen für 60 Jahre Arbeit zu würdigen, stand natürlich auch gestern ganz leise zur Debatte. Britannien, alte Herrscherin der Wellen, hat seine Flotte aus Etatgründen so zusammengestrichen, dass es heute nicht mehr die Falklandinseln verteidigen könnte, kritisierte jüngst ein Ex-General. Ob die nächste Windsor-Generation sich noch einmal mit so viel maritimen Pomp inszeniert, ist ebenfalls fraglich. Und so war diese Schiffsparade wohl gleichzeitig Höhepunkt der Old-Style-Windsor-Monarchie wie auch grandioses Finale einer Ära.
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