Washington/Seattle. Ein psychisch kranker Mann hat in einem Café in den USA um sich geschossen. Anschließlich lieferte sich der 40-Jährige eine mehrstündige Verfolgungsjagd mit der Polizei. Am Ende gab es sechs Tote, darunter der Schütze selbst.
Joe „Vito“ Albanese und sein Freund Drew Keriakedes hätten am Mittwochabend nebenan mit ihrer Band „God’s Favorite Beefcake“ auftreten sollen. Das Konzert fiel kurzfristig aus. Die beiden Männer gehören zu den vier Toten und einem Schwerverletzten, die der psychisch kranke Ian Stawicki am Mittwoch im „Cafe Racer“ in Seattle hinterlassen hat. Er betrat das Lokal – und schoss.
In 60 Sekunden war der Spuk vorbei. Motive? Unklar. Nach dem Blutbad im Uni-Viertel der Stadt an der amerikanischen Westküste lieferte sich der 40-Jährige eine mehrstündige Verfolgungsjagd mit der Polizei. Im Lauf der Flucht erschoss Stawicki, den sein Bruder Andrew gegenüber der „Seattle Times“ als „seit langem krank“ und „wütend auf alles“ beschrieb, eine zweifache Mutter und stahl ihr Auto.
Am Ende, eingekesselt von einem Großaufgebot der Ordnungskräfte, schoss sich Stawicki in den Kopf. Er starb am Mittwochabend im Krankenhaus. Bürgermeister Mark McGinn musste sich bei einer Pressekonferenz unangenehme Fragen gefallen lassen: Wie kann es sein, dass Seattle seit Januar bereits 21 Morde zu beklagen hat – so viele wie im gesamten letzten Jahr? McGinn verwies etwas hilflos auf die leichte Verfügbarkeit von Waffen, dagegen müsse „etwas unternommen werden“, sagte er.
Rund um das „Cafe Racer“ stellt man sich im Nachhinein andere Fragen. „Wir wussten, dass er voll war mit negativer Energie“, sagte Cafe-Besitzer Kurt Geissel. Mehrfach sei Stawicki in der Vergangenheit wegen aggressiven Verhaltens Gästen gegenüber des Lokals verwiesen worden. Aus Gründen der Toleranz habe man ihm immer wieder „eine neue Chance gegeben“.
Stawickis Bruder berichtet, dass sich der Todesschütze bis zuletzt geweigert habe, seine Probleme ernsthaft behandeln zu lassen. Seattles Polizeichef Jim Pugel stellte die Tragödie im „Cafe Racer“ auf eine Stufe mit „Wah Mee“. 1983 wurden in einem Glücksspielladen in Chinatown 14 Menschen erschossen; der schlimmste Massenmord in der Geschichte Seattles.