Der Jahre nach seiner vorzeitigen Entlassung aus der Haft ist der Libyer Abdel Baset al Megrahi gestorben. Er erlag einem schweren Krebsleiden. Der 60-Jährige war für das Attentat auf einen Jumbo-Jet über dem britischen Ort Lockerbie im Jahr 1988 zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Der einzige verurteilte Lockerbie-Attentäter, Abdel Baset al Megrahi, ist tot. Rund drei Jahre nach seiner Freilassung aus schottischer Haft sei er im Alter von 60 Jahren in Tripolis verstorben, bestätigte sein Sohn Schaled am Sonntag in einem Telefonat.

Abdel Baset al Megrahi litt an Prostatakrebs. Sein Gesundheitszustand habe sich zuletzt dramatisch verschlechtert, sagte sein Verwandter Saad Nasser al Megrahi, der auch dem regierenden Übergangsrat angehört. Er sei Komplikationen in Zusammenhang mit seiner Krebserkrankung erlegen.

Der frühere libysche Geheimdienstler war wegen des Attentats auf eine Pan-Am-Maschine über dem schottischen Lockerbie, bei dem am 21. Dezember 1988 insgesamt 270 Menschen getötet wurden, zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Er saß davon allerdings nur acht Jahre ab, bevor er am 20. August 2009 aus humanitären Gründen aus schottischer Haft in sein Heimatland entlassen wurde. Damals sagten die Ärzte dem Krebskranken eine Lebenserwartung von drei Monaten voraus.

Attentäer wurde in Libyen als Held gefeiert

Angehörige der Opfer hatten mit Empörung auf die Freilassung reagiert. Die Entrüstung wurde weiter angefacht, als Megrahi bei seiner Ankunft in Libyen wie ein Held empfangen wurde. Zudem wurden Anschuldigungen ventiliert, wonach London die Freilassung Megrahis verfolgt habe, um seine Geschäftsinteressen am ölreichen Libyen zu wahren.

Nach der Nachricht vom Tod Megrahis zeigten sich die Familienangehörige der Opfer erleichtert. Er sei überrascht, dass Megrahi trotz seiner Krebserkrankung so lange gelebt habe, sagte der im US-Staat lebende Glenn Johnson. Seine 21-jährige Tochter Beth kam damals bei dem Anschlag ums Leben. Gleichwohl glaube er, dass Megrahis Freilassung ein politischer Deal gewesen sei, sagte Johnson.

Megrahi führte nach seiner Rückkehr ein zurückgezogenes Leben. Die libyschen Behörden schirmten ihn von der Öffentlichkeit ab. Er beteuerte bis zuletzt seine Unschuld. Er hinterlässt seine Frau Aischa und fünf Kinder.

Auch nach dem Tod des einzigen verurteilten Lockerbie-Attentäters sollen die Ermittlungen zu dem Anschlag nach Angaben der schottischen Regierung nicht ruhen. Die Untersuchungen liefen nach wie vor, teilte der schottische Erste Minister Alex Salmond am Sonntag in einer Stellungnahme mit. Schottische Beamte arbeiteten zu diesem Zweck mit der neuen libyschen Führung zusammen. Die Staatsanwaltschaft habe schon immer angenommen, dass Megrahi 1988 bei dem Bombenanschlag auf die Pan-Am-Maschine nicht alleine gehandelt habe, erklärte Salmond. (dapd)