Tripolis. Der schwer krebskranke libysche Lockerbie-Attentäter Abdelbasset Ali Mohammed el Megrahi ist in Schottland aus der Haft entlassen worden und am Donnerstag Nachmittag nach Libyen geflogen. Die US-Regierung sprach sich zuvor gegen eine Freilassung des ehemaligen Geheimagenten aus.

Der schwer krebskranke libysche Lockerbie-Attentäter Abdelbasset Ali Mohammed el Megrahi ist in Schottland aus der Haft entlassen worden. Der schottische Justizminister Kenny MacAskill erklärte am Donnerstag, Megrahi werde wegen seiner schweren Erkrankung auf freien Fuß gesetzt und dürfe Schottland verlassen. Die libysche Regierung kündigte die unmittelbar bevorstehende Heimkehr Megrahis an.

Schottischer Staat hat "Gnade gezeigt"

Megrahi wurde am Donnerstagnachmittag in einem von der Polizei eskortierten Gefängnisfahrzeug aus der Haftanstalt Greenock im Westen Schottlands zum Flughafen von Glasgow gefahren, wo ein libysches Flugzeug auf ihn wartete. Auf einer Pressekonferenz in Edinburgh hatte MacAskill zuvor gesagt, das schottische Recht fordere, dass der «Gerechtigkeit Geltung verschafft, aber auch Gnade gezeigt werde». Megrahi müsse sich nun vor einer «höheren Macht» verantworten - «er wird bald sterben». Der wegen des Anschlags auf ein US-Linienflugzeug über dem schottischen Lockerbie im Jahr 1988 verurteilte ehemalige Geheimdienstagent leidet an Prostata-Krebs im Endstadium, Ärzten zufolge hat er weniger als drei Monate zu Leben.

Ein ranghoher Regierungsvertreter sagte in der libyschen Hauptstadt Tripolis, Megrahi sei frei und werde «in den nächsten Stunden» in Libyen ankommen. Zuvor hatten die libyschen Behörden mitgeteilt, auf einem Militärflughafen in der Nähe von Tripolis würden Vorbereitungen für die Rückkehr Megrahis getroffen. Medienberichten zufolge befand sich ein Flugzeug mit libyschen Journalisten auf dem Weg nach Schottland.

USA sind "zutiefst" enttäuscht von Freilassung

Megrahis Ehefrau Aischa sagte in einem Telefongespräch, sie sei «sehr, sehr glücklich», ihre Freude sei «enorm und unbeschreiblich». Auf diesen Moment habe sie seit neun Jahren gewartet.

Die US-Regierung kritisierte die Freilassung Megrahis umgehend. Das Weiße Haus erklärte, es «bedauere» die Entscheidung der schottischen Regierung «zutiefst». Die USA hätten der britischen und der schottischen Regierung wiederholt mitgeteilt, dass sie der Ansicht seien, Megrahi müsse seine Strafe in Schottland absitzen.

Megrahi saß seit 2001 in Haft

Die schottische Regierung hatte drei Alternativen: Die Freilassung Megrahis aus humanitären Gründen, seine Überstellung in ein Gefängnis in Libyen oder eine Fortführung der Haft in Schottland. Megrahi war 2001 wegen Massenmordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden, später wurde die Strafe auf mindestens 27 Jahre Haft herabgesetzt.

Bei der Explosion am 21. Dezember 1988, drei Tage vor Weihnachten, starben alle 259 Insassen der PanAm-Maschine, überwiegend US-Bürger, sowie elf Menschen am Boden. Bei einigen Angehörigen der 270 Opfer hatten die seit Tagen kursierenden Hinweise auf eine Haftverschonung Empörung ausgelöst. (afp)