Offenbar erster Toter bei Protesten in Bahrain gefunden
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Manama. Nach Protesten ist ein Demonstrant tot aufgefunden worden. Woran der Mann gestorben ist, sei noch unklar, so die Polizei. Ermittlungen würden eingeleitet. Regierungskritische Gruppen wollen mit Protesten größeren politischen Einfluss fordern.
In Bahrain ist nach schweren Ausschreitungen zwischen Polizisten und Gegnern der
Herrscherfamilie nach Angaben der Opposition ein Aktivist tot aufgefunden
worden. Die Polizei ging in der Nacht zum Samstag mit Tränengas gegen
Demonstranten vor. Maskierte Jugendliche warfen Brandbomben auf die
Sicherheitskräfte und versuchten, auf den Platz in der Hauptstadt Manama
vorzudringen, der im vergangenen Jahr das Zentrum der Proteste war.
Bei dem Toten handelt es sich nach Angaben der Oppositionspartei
Wefaq um Salah Abbas Habib, der zu einer Gruppe von Demonstranten gehörte, die
sich am späten Freitagabend in einem Dorf nahe der Hauptstadt eine
Auseinandersetzung mit Polizisten geliefert hatte. Der Mann sei am Samstag tot
auf einem Hausdach gefunden worden. Ein Vertreter der Regierung lehnte eine
Stellungnahme zu dem Vorfall ab.
Training mit Sicherheitskräften
Ungeachtet der Proteste fand in Bahrain wie geplant das Training für
das Formel-1-Rennen am Sonntag statt. Sicherheitskräfte postierten entlang der
Zufahrtstraße zur Rennstrecke Dutzende gepanzerte Fahrzeugen. An der Straße sei
auch Stacheldraht installiert worden, sagten Aktivisten der Opposition. Die
Veranstalter hatten die Forderungen von Menschenrechtsaktivisten nach einer
Absage des Rennens abgelehnt.
Die schiitische Opposition, die sich vom sunnitischen Königshaus
unterdrückt fühlt, hatte "Tage des Zorns" rund um das Rennen angekündigt, um
ihrer Forderung nach demokratischen Reformen vor internationaler Kulisse
Nachdruck zu verleihen. Im Vorfeld hatte es viel Kritik an der Ausrichtung der
Veranstaltung in Bahrain gegeben. Dem Königreich wird vorgeworfen, mit dem Grand
Prix sein international angekratztes Ansehen verbessern zu wollen.
Land im Aufruhr
Im vergangenen Jahr war der Grand Prix wegen der blutigen
Niederschlagung der Revolte gegen den König mit Hilfe von Truppen aus
verbündeten Nachbarstaaten, darunter auch Saudi-Arabien, abgesagt worden. Auch
wenn die Protestbewegung damals empfindlich getroffen wurde, so ist sei dennoch
nicht erstickt. Das Land befindet sich nach wie vor in Aufruhr, nahezu täglich
kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Jugendlichen.
Bahrain wird von der sunnitischen Al-Chalifa-Familie regiert. Die
Bevölkerung ist dagegen mehrheitlich schiitisch. In Bahrain ist die 5. Flotte
der USA stationiert, die insbesondere für die wichtigen Seewege am Golf
zuständig ist. Die US-Regierung sieht die Herrscherfamilie daher als einen
wichtigen Verbündeten. (rtr)
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