Paris. . Bernard Vaussion beköstigte bereits fünf Staatspräsidenten. Seit der Präsidentschaft von Georges Pompidou ist er Küchenchef im Pariser Elysée-Palast. Vom Wahlergebnis hängt nun ab, wie es für den 58-Jährigen beruflich weitergeht.
Seit der französische Staatschef Nicolas Sarkozy sich offiziell um ein zweites Mandat bewirbt, wird in der Küche des Pariser Elysée-Palastes auf Sparflamme gekocht. Im Wahlkampf gibt keine Empfänge mehr, der Küchendienst konzentriert sich auf das strikte Minimum - das Personal des Präsidentenpalastes zu versorgen. Küchenchef Bernard Vaussion, der seit der Präsidentschaft von Georges Pompidou (1969-1974) im Dienst ist, denkt schon an die Zeit nach dem 6. Mai, dem entscheidenden zweiten Durchgang der Präsidentschaftswahl.
Vaussion hat in den 38 Jahren, in denen er im Elysée-Palast hinter dem Herd steht, bereits fünf französische Präsidenten bekocht. Was wird passieren, wenn der sozialistische Herausforderer Sarkozys, François Hollande, gewählt wird, wie es die Umfragen andeuten? Wird Hollande einen neuen Koch einstellen? Der 58-jährige Vaussion, der in weniger als zwei Jahren in Rente gehen will, gibt sich in seiner Großküche mit den kupfernen Backformen gelassen.
Sarkozy verzichtet sogar auf den Käse
Genau könne er das vor einer Wahl nie wissen, meint er lakonisch. "Wir werden sehen", sagt Vaussion, der eine ausschließlich männliche Brigade dirigiert. Dies sei der Wunsch der Frau des früheren Präsidenten Jacques Chirac gewesen, plaudert der Franzose aus dem Nähkästchen. Bernadette Chirac habe keine Frauen in der Küche gewollt. "Sie meinte, das könne der Harmonie schaden", sagt der Küchenchef, der wenige Monate vor dem Tod Pompidous 1974 im Elysée-Palast anfing.
Über die kulinarischen Vorlieben der Präsidenten weiß der Küchenchef einiges zu berichten. Der Amtsinhaber und Gelegenheitsjogger Sarkozy ziehe "leichte und ausgewogene Kost" vor, etwa Fisch und Geflügel. Er verzichte sogar auf Käse, der in Frankreich traditionell zum Menu gehört. Dafür habe er aber einen gesunden Appetit. "Das sehe ich, wenn die leeren Teller zurückkommen".
Mitterand liebte Stopfleber
Chirac, dessen Vorliebe für deftige Gerichte und große Portionen legendär ist, habe besonders gerne Lammfleisch mit Sauce gegessen - egal ob Keule oder Schulter. Der Sozialist François Mitterrand wiederum habe eine Vorliebe für Stopfleber gehabt, eine Spezialität seiner südwestfranzösischen Heimat. Wegen seiner langjährigen Krebserkrankung habe sich Mitterrand allerdings auch den Empfehlungen einer Ernährungsberaterin unterworfen.
Vaussion, der vor seinem Amtsantritt im Elysée-Palast eine Koch- und Konditorlehre absolvierte, legt jeden Morgen eine Liste mit Menu-Vorschlägen vor. Sarkozy kreuze selber an, was er essen wolle, wie seine Vorgänger Mitterrand und Valéry Giscard d'Estaing. Chirac habe diese Aufgabe hingegen an seine Frau Bernadette delegiert.
Manche Präsidenten hätten gern zu großen Gala-Diners eingeladen, erzählt der Koch, der auf seiner weißen Weste das französische Wappen in den Landesfarben blau-weiß-rot eingestickt hat. Sarkozy hingehe ziehe kleinere Einladungen zur Mittagszeit vor. Unter den Gästen seien viele Persönlichkeiten, die oft in renommierten Feinschmeckertempeln speisten. "Da darf man keinen Fehler machen", betont der Küchenchef.
"Wenn ein Gast mit einem Restaurant nicht zufrieden ist, geht er da halt nicht mehr hin." Wenn das aber im Elysée-Palast passiere, müssten die Köche gehen, sagt Vaussion scherzhaft.(afp)