Islamabad. Bei einem Lawinenunglück in Pakistan sind nach Armeeangaben am Samstag 135 Menschen verschüttet worden, darunter 124 Soldaten und elf Zivilisten. Die Lawine ging demnach auf einen Militärstützpunkt in der Kaschmir-Region nahe der Grenze zu Indien nieder.
Eine Lawine hat auf einem Gletscher im Himalaja einen Militärstützpunkt mit mindestens 135 Menschen verschüttet, die meisten von ihnen pakistanische Soldaten. Die Lawine stürzte am Samstagmorgen auf das Hauptquartier eines Bataillons in der Region Kaschmir entlang der Grenze zu Indien, wie das pakistanische Heer mitteilte. Helikopter, Lawinensuchhunde und hunderte Soldaten seien im Einsatz, um die Verschütteten unter den mehr als 20 Meter hohen Schneemassen zu finden, erklärten die Streitkräfte.
Mehr als zwölf Stunden nach dem Unglück waren noch keine Überlebenden entdeckt worden. Der Zwischenfall ereignete sich gegen 5.45 Uhr Ortszeit auf dem Siachen-Gletscher im Norden der geteilten und sowohl von Pakistan als auch Indien beanspruchten Region Kaschmir. In dem Gebiet stehen sich tausende pakistanische und indische Soldaten gegenüber. Sie sind in Höhen bis zu 6.700 Metern stationiert. Der Siachen-Gletscher gilt als das höchstgelegene Kampfgebiet der Erde. In dem jahrzehntelangen Konflikt um Kaschmir sind dort mehr Soldaten durch das kalte Wetter ums Leben gekommen als durch Kampfhandlungen. Seit einer Waffenruhe 2003 ist es dort ruhig geblieben.
Entsetzen über das Unglück in Pakistan
Bei den Vermissten handelt es sich nach Militärangaben um mindestens 124 Soldaten und elf Zivilpersonen. Das Hauptquartier in Gayari, das am Samstag von der Lawine getroffen wurde, liegt in rund 4.570 Metern Höhe in einem Tal zwischen zwei hohen Bergen nahe einem Militärkrankenhaus, wie ein einst dort stationierter Offizier erklärte. "Ich kann nicht begreifen, wie eine Lawine diesen Ort erreichen kann", sagte er. "Er hätte eigentlich sicher sein sollen."
In einer Erklärung äußerte Ministerpräsident Yousuf Raza Gilani sein Entsetzen über das Unglück. Es werde aber die hohe Kampfmoral der Soldaten nicht untergraben, sagte der Regierungschef. Pakistan und Indien haben seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 drei Kriege gegeneinander geführt, zwei davon um Kaschmir.
Extreme Wetterbedingungen in den Bergen
In den Bergen Pakistans, des benachbarten Afghanistan und der Kaschmir-Region herrschen oft extreme Wetterbedingungen. Durch Lawinen und Erdrutsche werden immer wieder Straßen unpassierbar und Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten. Im Februar wurden mindestens 16 indische Soldaten von zwei Lawinen getötet. Die Region Siachen liegt nahe der vier auf pakistanischer Seite liegenden mehr als 8000 Meter hohen Berge K2, Broad Peak, Gasherbrum I und Gasherbrum II.
Die Kaschmir-Region liegt teils in Pakistan, teils in Indien. Beide Seiten beanspruchen die gesamte Region für sich. Seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 führten die beiden Atommächte zwei ihrer drei Kriege um die Region. Beide Länder entsandten tausende Soldaten nach Kaschmir, wobei bereits mehr Soldaten durch die extremen Wetterbedingungen als durch Kampfhandlungen getötet worden sein sollen. (dapd)/afp