Washington/Oakland. . Bei einem Amoklauf an einer Privatuniversität im US-Bundesstaat Kalifornien hat ein Ex-Student sieben Menschen erschossen; mindestens drei weitere liegen mit schweren Verletzungen im Highland Hospital. Er stellte sich nach dem Blutbad der Polizei. Offenbar fühlte er sich ungerecht behandelt.

Du sollst nicht töten. An der Oikos-Privatuniversität in Oakland hat das fünfte Gebot eine besondere Bedeutung. Die private koreanische Lehranstalt bietet unter anderem Kurse in Krankenpflege und asiatischer Heilkunde an und fühlt sich dabei nach den Worten ihres Gründers, Pater Jong Kim, vor allem dem Ziel verpflichtet, „christliche Führungspersönlichkeiten zu fördern, die Gottes Absichten folgen“.

Ausgerechnet in der wichtigsten Woche der Christenheit hat der 43-jährige One Goh diese Werte auf unfassbare Weise pervertiert; offenbar, weil er sich von Schul-Oberen ungerecht behandelt fühlte. Gegen 10.30 Uhr Ortszeit drang der Amerikaner mit koreanischen Wurzeln nach Schilderung von Polizeichef Howard Jordan in das zu diesem Zeitpunkt von 35 Studenten besuchte Schulgebäude in der Stadt auf der San Francisco gegenüberliegenden Bay-Seite ein. Er forderte mit gezogener Pistole Kaliber 45 seine ehemaligen Mitschüler auf, sich der Reihe nach an der Wand aufzustellen, erklärte: „Ich werde euch alle erschießen“ – und drückte ab.

Am Ende waren sieben Menschen tot, sechs Frauen und ein Mann, alle über 20 Jahre alt. Fünf weitere wurden getroffen, mindestens drei von ihnen liegen mit nicht lebensgefährlichen Verletzungen im Highland Hospital. Nach rund 30 Schüssen floh Goh im Auto eines Schülers. Zwei Stunden später stellte er sich in einem wenige Kilometer entfernten Safeway-Supermarkt in Alameda. Goh sagte laut Fernsehsender ABC einem privaten Wachdienstmitarbeiter: „Ich muss mit der Polizei reden. Ich habe einige Menschen erschossen.“ Augenzeugen nach zu urteilen, war er dabei ruhig und gefasst.

Mutmaßlicher Täter fühlte sich offenbar ungerecht behandelt

Auch am Dienstag suchten Behörden und Universitätsleitung weiter nach dem Motiv. Nach ersten Erkenntnissen war Goh Krankenpflege-Schüler, bevor er vor etwa vier Monaten dem Unterricht fernblieb. Vermutungen der Lokalzeitung „Oakland Tribune“, dass der aus Virginia an der Ostküste übergesiedelte Amerikaner mit koreanischen Wurzeln nach einem Streit über disziplinarische Maßnahmen der Schulleitung aus einem Kurs geworfen wurde und sich dafür nun bitterlich gerächt hat, „verdichten sich“, wie aus Polizeikreisen durchsickerte, sind aber noch nicht bestätig, weil der Täter bis Dienstagabend deutscher Zeit noch nicht vernommen wurde. Goh soll zudem hohe Schulden gehabt haben, berichteten Sicherheitsexperten, in kurzen Abständen starben zudem Mutter und Bruder.

Tashi Wangchuk ist einer von denen, die Aufklärung erhoffen. Der 38-Jährige Videokünstler, ein Einwanderer aus Tibet, bekam am Montagmorgen einen Anruf von seiner Frau Dechen. Sie studiert Krankenpflege an der Oikos-Uni. Ihr Befehl war klar und deutlich. „Ruf die Polizei, hier ist ein Schießerei im Gange.“ Dechen Yangdon schloss geistesgegenwärtig ihr Klassenzimmer ab, als sich der Amokläufer näherte. Sie und ihre Schulkollegen überlebten.

Als die Beamten inklusive mehrerer Spezialeinsatzkommandos an der in einem Gewerbegebiet liegenden Schule auftauchten, bot sich ihnen ein Bild der Verzweiflung, das auf mehreren Videos festgehalten ist. Schülerinnen und Schüler rannten panisch umher. Andere wiederum hatten sich, obwohl verletzt, aus Furcht in den Klassenräumen verbarrikadiert. Polizisten muss Türen und Fenster eintreten, um an sie heranzukommen. Es gab mehrere heikle Szenen, berichtet der „San Francisco Examiner“, als Beamte mit der Waffe im Anschlag auf Studenten zielten, die sich nicht sofort als harmlos zu erkennen gaben. Lucas Garcia versuchte einen klaren Kopf zu behalten. Der 33-Jährige unterrichtete gerade 20 Schüler in Englisch, als er die ersten Schüsse hörte, wie er Reportern von „Time“ erzählte. Umgehend evakuierte der Lehrer seine Klasse. Niemand wurde verletzt.

Wie schon bei vorherigen Massakern brach bereits Stunden nach der Bluttat der rituelle politische Streit über den landesüblich laxen Umgang mit Schusswaffen aus. Rick Santorum, möglicher Kandidat der Republikaner bei den Präsidentschaftswahlen im November, lehnte eine Verschärfung der Gesetze rundum ab. Nicht die Waffe sei das Problem, sagte der bibeltreue Katholik, „sondern der Mensch, der sie benutzt.“ Am Dienstagabend ist ein Trauergottesdienst in der koreanischen Methodisten-Gemeinde Oaklands geplant. Bürgermeisterin Jean Quan, Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown und die den Bezirk vertretenden Abgeordneten wie Senatoren verurteilten die Tat als „schockierend und tragisch“ und sprachen den Angehörigen der öffentlich bisher nicht identifizierten Opfer ihre Anteilnahme aus.

Der Amoklauf an der Oikos-Universität ist der folgenschwerste in Amerika seit fünf Jahren. Am 16. April 2007 tötete der süd-koreanische Wirtschaftsstudent Cho Seung-hui an der Hochschule Virginia Tech in Blacksburg 32 Menschen und verletzte 25 weitere schwer. Ende Februar dieses Jahres hatte ein Schüler in einer Highschool in Chardon/Ohio drei Schüler erschossen und einen weiteren schwer verwundet. Auch hier ist das Motiv noch immer nicht geklärt. Kalifornien muss länger zurückblättern, um einen vergleichbaren Gewaltausbruch in der Geschichte zu finden. 1976 rastete der damals 37-jährge Edward Charles Allaway in der Universität von Fullerton aus und tötete sieben Menschen.

Schießerei in Oakland

Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter.
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter. © AP
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter.
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter. © REUTERS
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter.
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter. © REUTERS
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter.
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter. © AFP
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter.
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter. © AFP
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter.
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter. © AP
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter.
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter. © AP
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter.
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter. © REUTERS
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter.
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter. © REUTERS
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter.
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter. © AP
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter.
Großeinsatz an der Oikos University in Oakland, Kalifornien. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. Die Polizei umstellte das Gelände und fasste den mutmaßlichen Täter. © AP
Die Oikos-Universität in Oakland. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden.
Die Oikos-Universität in Oakland. Bei einer Schießerei an der christlichen Privatuni sind am Montag mehrere Menschen gestorben und verletzt worden. © AP
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