Washington/Brownsville. Jamie kam mit einer Waffe in die Schule. Als die Polizei ihn aufforderte, die Waffe zu senken, habe er nicht reagiert, so die Beamten. Sie schossen. Danach erkannten sie, dass der Schüler keine scharfe Waffe hatte, sondern eine Luft-Schrot-Pistole. Die Eltern sprechen von Unverhältnismäßigkeit.
Noralva Gonzalez hat drei Fotos in ihrem Handy, die sie Journalisten unter die Nase hielt. Eines zeigt ihren 15-jährigen Sohn Jamie vor Wochen lächelnd in der Uniform in der Schulkapelle der Cummings Middle School in Brownsville/Texas nahe der mexikanischen Grenze. Auf den anderen sind zwei Schusswunden am Körper des Teenagers zu sehen. Eine davon am Hinterkopf.
Jamie Gonzalez ist tot. Erschossen auf dem Flur seiner Schule von zwei Polizisten, die sich von dem Jungen bedroht fühlten, als er am Mittwoch mit einer Pistole auf sie zielte und - nach Behördenangaben - trotz mehrfacher Aufforderung die Waffe nicht niederlegen wollte. Was die Beamten erst danach erkannten: Gonzalez hatte keine scharfe Schusswaffe in der Hand, sondern eine "pellet gun", nach Polizeiangaben eine Luft-Schrot-Pistole.
Eltern wollen die letzten Worte ihres Sohnes erfahren
Noralva Gonzalez und ihr Mann wissen nach eigenen Worten nicht, woher ihr Sohn die Pistole hatte. Und warum er sie mit in die Schule brachte, was den Polizeieinsatz erst auslöste. Sie halten das, was geschah, für "völlig unverhältnismäßig", wie die Lokalzeitung "Brownsville Herald" schreibt. "Warum die tödlichen Schüsse? Warum in den Kopf?" Polizeichef Orlando Rodriguez hält dagegen: "Der Junge hatte viele Gelegenheiten, die Waffe zu senken. Er wollte es nicht." Die Beamten hätten sich in einer Notwehrsituation befunden und dienstrechtlich ordnungsgemäß gehandelt.
Das Opfer wird von Mitschülern und dem Schuldirektor als "freundlich und hilfsbereit" beschrieben. Der Unterricht an der Cummings Middle School fiel aus. Eine Trauerfeier war geplant. Jamies Eltern verlangen von der Polizei die Veröffentlichung des Polizeifunks. Sie wollen wissen, was ihr Sohn sagte, bevor er starb.