Den Haag. Schwere Vorwürfe gegen die katholische Kirche in den Niederlanden: Einem Bericht zufolge sollen in einem katholischen Internat schwulen Jungen kastriert worden sein, um ihre Homosexualität zu “heilen“.

Niederländische Abgeordnete haben eine Debatte über Berichte gefordert, wonach die katholische Kirche in den 1950er Jahren homosexuelle Jungen kastriert haben soll. Die Sprecherin der Fraktion der liberalen VVD-Partei, Laura Huisman, sagte am Montag, es gebe Berichte, wonach gewisse Missbrauchsfälle nicht im Bericht der Kommission Deetman enthalten seien, die zur Untersuchung sexuellen Missbrauchs in der Kirche eingesetzt worden war. Diese sollten baldmöglichst im Unterhaus diskutiert werden.

Die Zeitung "NRC Handelsblad" hatte am Samstag berichtet, in den 1950er Jahren sei in einem Internat der katholischen Kirche ein Dutzend Jungen kastriert worden, um sie "von ihrer Homosexualität zu heilen". Demnach wurde die Untersuchungskommission Deetman über entsprechende Vorwürfe informiert, führte sie aber mangels Beweisen nicht in ihrem Bericht auf.

Sollten sich die Informationen bestätigen, wäre dies ein schweres Vergehen, das von der Kirche verurteilt würde, sagte der Sprecher der niederländischen Bischofskonferenz, Bert Elbertse. Die Kirche sei im Falle von Ermittlungen zu einer "engen Zusammenarbeit" bereit. Die Kommission Deetman hatte in ihrem Bericht festgehalten, mehrere tausend Minderjährige seien zwischen 1945 und 2010 missbraucht worden. Rund 800 mutmaßliche Täter wurden identifiziert. (afp)