Essen. . Die erzkonservative Pius-Bruderschaft provoziert Rom wieder: Sie haben „traditionstreue“ Katholiken zum Kirchenaustritt aufgerufen. Lange war es still um die Traditionalisten, doch hinter den Kulissen wird hart um die Rückkehr in die katholische Kirche verhandelt. Ein Scheitern ist nicht ausgeschlossen.

Die Provokationen der extrem konservativen Piusbrüder gegen die katholische Kirche werden immer unverhohlener. Erst waren es unzulässige Priesterweihen, jetzt rufen sie konservative Katholiken zum Kirchenaustritt auf.

Dabei gehen hinter den Kulissen die Geheimverhandlungen zwischen dem Vatikan und den erzkonservativen Traditionalisten über die vollständige Rückkehr in die katholische Kirche weiter. Doch diese Nadelstiche dürften nicht dazu beitragen, den Konflikt zu entschärfen. Ein Scheitern der Verhandlungen scheint längst nicht mehr ausgeschlossen. Nur die Piusbrüder sehen das ganz anders.

Die Kirche versuchte es mit Exkommunikation

Vor drei Jahren hatten sie die Kirche tief ins Mark hinein erschüttert. Damals hatte Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation vier ihrer Bischöfe aufgehoben. Unter ihnen war Richard Williamson, er leugnet den Holocaust. Damals erfasste ein weltweiter Aufschrei der Empörung den Vatikan. Seither ist es still geworden um die Traditionalisten. Doch hinter den Kulissen wird offensichtlich hart gerungen.

Seit dem Williamson-Eklat verhandelt die mächtige Glaubenskongregation im Verborgenen. Nach Jahren theologischer Diskurse legte Rom ihnen ein geheimes Schreiben vor, die „Lehrmäßige Präambel“. Die konnten sie nur akzeptieren oder ablehnen, neue Verhandlungen, ließ der Vatikan erklären, werde es nicht mehr geben. In dem Papier geht es vor allem um die Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Doch statt mit einer Entscheidung antworteten die Piusbrüder mit einem neuen Text. Der habe aber nur, heißt es, ihr altes Bekenntnis enthalten. Die Traditionalisten lehnen das Konzil und seine Reformen ab. Nun bat Rom um Erläuterung. Es ist ein Spielchen um die Deutungs-Hoheit des Konzils, das unendlich weitergedreht werden könnte – wenn Rom doch wieder nachgibt. Genau darauf setzen die Traditionalisten.

Im Niemandsland

„Wir sind bereit weiterzudiskutieren“, sagte Pater Andreas Steiner, Pressesprecher der Pius-Bruderschaft, dieser Zeitung. Sie hätten alle anderen Anforderungen, etwa die Anerkennung der Stellung des Papstes, akzeptiert. „Es geht nur noch ums Konzil.“ Rom könne doch, führt der Sprecher aus, diesen Punkt erst einmal ausklammern und die Bruderschaft vollständig in die Kirche eingliedern. Denn kirchenrechtlich seien sie im Moment im „Niemandsland“.

Hält sich der Vatikan an seine eigenen Maßgaben, dann stehen die Verhandlungen jetzt vor dem Scheitern. Lässt er sich aber doch auf eine neue, den Erzkonservativen genehme Deutung des Konzils ein, dauern sie noch Jahre – und provozieren wieder scharfe Konflikte in der Kirche.