Essen. . Über die Erde fegt in den kommenden Tagen der heftigste Sonnensturm seit mehr als sechs Jahren hinweg. Die Sonneneruption vom Sonntag wirkt sich schon jetzt und voraussichtlich bis Mittwoch auf das Magnetfeld des Blauen Planeten aus - in Form von Strahlung.
Jahrelang war die Sonne ruhig, und die Forscher wunderten sich schon: kaum Sonnenflecken, keine Eruptionen. Doch damit ist es jetzt vorbei, sie regt sich wieder, die Sonne. Was die Menschen auf der Erde ängstigen mag und empfindliche Technik bedroht, lässt Astronomen aufatmen: Gott sei Dank!
Die Sonne schleudert derzeit große Partikelmengen in den Weltraum, es ist nach Angaben des Zentrums für Weltraum-Wettervorhersagen der US-Ozean- und Wetterbehörde NOAA der größte Ausbruch seit 2005. Die elektrisch geladenen Teilchen lösen aber nicht nur faszinierende Polarlichter aus, sie können auch zu Stromausfällen führen, empfindliche Telekommunikations-Satelliten stören und somit Handy-Netze oder Navigationsdienste (GPS) irritieren.
Mit dem Sturm verbundene Strahlung kann die Kommunikation von Flugzeugen stören
Der heftige Protonensturm kann die sensible Elektronik der Satelliten besonders dann beschädigen, wenn sie in stationärer Position über den Erdpolen stehen. Die Betreiber können dem vorbeugen, indem sie die Satelliten zeitweise abschalten, was zu Ausfällen bestimmter Dienste führen kann. Die mit dem Sturm verbundene Strahlung ist zudem in der Lage, die Kommunikation von Flugzeugen zu stören. Einige Flugrouten über die Polarregion wurden daher laut NOAA umgeleitet.
„Die Eruption wird mit der Stärke M-9 bezeichnet“, erklärt Susanne Hüttemeister, Professorin für Astronomie und Direktorin des Planetariums Bochum. „Das ist schon heftig, doch gehört dies noch nicht in die stärkste Kategorie.“ Eine solche Eruption bezeichnen die Forscher als „koronalen Massenauswurf“. Dabei werden elektrisch geladene Teilchen ins All geschleudert, die derzeit mit einer Geschwindigkeit von etwa fünf Millionen Kilometern pro Stunde auf die Erde zurasen.
Der Takt der Sonne
Erst vor etwa sechs Monaten hatten die Astronomen eine Eruption der M-2-Kategorie bemerkt, deutlich schwächer als der aktuelle Ausbruch, doch am Rande der Sonne klar sichtbar. Der Strahlensturm streifte die Erde nur. „An Sonnenflecken entstehen die mächtigen Eruptionen“, erklärt Prof. Hüttemeister. Der neue Ausbruch liegt in einer Gruppe von Flecken mit der Bezeichnung „1402“, die im nordöstlichen Bereich der Sonnenscheibe liegen. Der Teilchenstrom ist diesmal direkter auf die Erde gerichtet, weshalb die schillernden Polarlichter sogar über Nordirland zu sehen waren.
Den Zeitraum der stärksten Sonnenaktivität erwarten die Forscher um den kommenden Jahreswechsel. Der Zyklus zwischen schwacher und starker Aktivitäten beträgt etwa elf Jahre. In diesem Rhythmus polt die Sonne ihr Magnetfeld um – Nordpol und Südpol tauschen magnetisch ihre Lage. Warum das passiert und weshalb in diesem Takt, ist noch nicht komplett verstanden.
Kommt bei einem solchen Ereignis die Sonnenaktivität zunächst fast zum Erliegen, beginnen nach der Umpolung die Eruptionen langsam von neuem. Warum die Forscher eine Ende der langen Ruhephase begrüßen? Hüttemeister: „Als im 17. Jahrhundert der Fleckenzyklus sehr lange ausfiel, führte dies zur Kleinen Eiszeit auf der Erde.“