Essen/München. . Angeblich kennen zwei von drei Deutschen seine Marke. Dabei ist das, was aus dem Hause Bogner kommt, nichts für den Grabbeltisch. Der Mann, der offensichtlich fast alles kann, ist seit 40 Jahren mit dem Model Sonia verheiratet. Am Montag wird Willy Bogner 70 Jahre alt.
Diese Szene ging in die Filmgeschichte ein. Viererbob, Skifahrer und Motorrad rasen durch den Eiskanal. Eine irre Verfolgungsjagd auf der Bobbahn von Cortina d’Ampezzo. Damals, 1981, gab es nur einen, der sich auch noch traute, den durchgeknallten Ritt bei voller Fahrt zu filmen: Willy Bogner. 1960 in Squaw Valley zu nervenschwach, um bei den Olympischen Winterspielen als Favorit einen ganzen Slalom durchzuhalten, später aber verrückt genug, um mörderische Filmtricks auf Skiern umzusetzen.
Die Harakiri-Nummer auf der Bobbahn stammt aus James Bond, und der Titel „In tödlicher Mission“ sollte sich auf tragische Weise bewahrheiten. Denn die Dreharbeiten wurden von einem schlimmen Unfall überschattet. Der Bob flog aus der Spur und zerschmetterte an einem Baum. Ein Fahrer starb. Es war nicht die einzige schwere Stunde, die Willy Bogner in seinem oft von Glanz und Gloria bestimmten Leben aushalten musste.
Als Bogner 22 war, starb seine Verlobte "Barbie" Henneberger bei einem Lawinenunglück
Beim ersten Schicksalsschlag liefen ebenfalls die Kameras mit. 1964, Bogner war gerade 22 und schon ein Skistar, kam seine damalige Verlobte Barbara „Barbie“ Henneberger bei einem Lawinenabgang in der Schweiz ums Leben. Es sollte Bogners erstes großes Filmprojekt sein. 14 Weltklasse-Skiläufer demons-trierten bei St. Moritz Rhythmus und freies Schwingen, als sich plötzlich zentnerschwerer Nassschnee löste und die wegrasende Henneberger einholte. Ihr Lebensgefährte wurde für das Unglück verantwortlich gemacht. Er hätte wissen müssen, wie groß die weiße Gefahr an diesem sonnigen Spätwintertag in den Bergen war, hieß es.
Pures Glück allein kann der Mensch nicht genießen. Das galt für Willy Bogner in jedem seiner Leben und davon hatte er drei. Da gab es den Leistungssportler Willy Bogner, der zwar bei Olympia am Nervenflattern scheiterte, aber im selben Jahr das bedeutende Lauberhornrennen gewann. Da gab es den Produzenten und Kameramann von Kinoerfolgen wie „Feuer und Eis“, diesem wegweisenden Sportactionfilm. Und da gibt es den Geschäftsmann Willy Bogner, der seine Familienfirma zum Weltunternehmen für anspruchsvolle Sport- und Freizeitmode herausputzte. „Ich tue das, was mir Spaß macht, und nehme den Gewinn in Kauf“, hat Bogner einmal gesagt.
Ein Ski-Anorak aus dem Hause Bogner kostet bis zu 6000 Euro
Willy Bogner ist ein Winterkind. Am 23. Januar feiert er seinen 70. Geburtstag und man sieht ihm das nicht an. Nach wie vor unterscheidet sich seine Figur nur unwesentlich vom Umfang einer Slalomstange. Dazu dieses sagenhafte Lächeln, bei dem die Zähne einen Tick zu dominant erscheinen. In persönlichen Gesprächen gibt sich der Münchner freundlich, ohne größere Ausschläge nach unten oder oben – dadurch wirkt er zuweilen unnahbar.
Angeblich sollen zwei von drei Deutschen seine Marke kennen. Nicht annähernd so viele können sie sich auch leisten. Denn die Mode mit dem metallenen „B“, das am Reißverschluss baumelt, hat ihren Preis. Bis zu 6000 Euro kann so ein Skianorak kosten, dafür ist er handbestickt, vermasselt dank seines Schnittes nicht die Silhouette und wird auch vom weniger geschulten Auge als exklusiver Stoff erkannt. Wer Bogner trägt, will seinen Luxus zeigen. Das hat sich immer weiter Richtung Osten herumgesprochen. Manche reden vom „Russen-Chic“. Und richtig: Die Austern-Gesellschaft aus Moskau und St. Petersburg kombiniert auf Skihütten ihr Bogner-Outfit gerne mit einem Glas Champagner. Oder gleich mit der ganzen Flasche. „Es läuft glänzend in Russland“, sagt der Firmenchef.
Seit 40 Jahren mit dem Model Sônia verheiratet
Insgesamt setzt sein Konzern im Jahr über 200 Millionen Euro um. Trotz solcher Dimensionen ist Bogner Zeit seines Lebens Sportsmann geblieben und dabei immer etwas nobler, unaufgeregter und schlauer aufgetreten als andere. Zusammen mit seiner Frau gehört zwar auch er zur Münchner Bussi-Szene, aber die beiden schmatzen nicht gerne in der ersten Reihe.
Mit Sônia, einem ehemaligen Model, ist Bogner 40 Jahre verheiratet. Der Bayer und die Brasilianerin – gemeinsam haben sie einen weiteren Schicksalsschlag bewältigt: Vor sechs Jahren verloren sie ihren 17-jährigen Adoptivsohn Bernhard. Er erstickte, wohl angetrunken, in einer Hängematte. „Solche Dinge sind dazu da, dass man nicht nur an der Oberfläche lebt“, sagt Bogner. Erst der Schmerz macht Glück greifbar.