Dortmund. . Hole ich mir mit meinem Weihnachtsbaum Zecken ins Haus? Und damit eine gefährliche Krankheit? Während Kunden sich sorgen, haben Weihnachtsbaumhändler eine pragmatische Lösung entwickelt. Frei nach dem Prinzip: Bäumchen rüttel Dich und schüttel Dich.

Seit 40 Jahren verkauft Familie Kreggenhoff ihre Weihnachtsbäume an der Hohenstraße in Dortmund. Seit 40 Jahren beschäftigt die Kunden besonders Größe und Aussehen der Bäume, in diesem Jahr aber lautet oft die erste Frage verunsicherter Baumkäufer: „Können in den Bäumen Zecken sein, die uns gefährlich werden können?“

Norbert Kreggenhoff versucht zu beruhigen: „Ich sehe da kaum ein Risiko. Das Thema wurde einfach durch die Medien stark aufgerüttelt.“

Angst vor Zecken aber ist immer berechtigt, schließlich können die Parasiten gefährliche Krankheiten wie die bakterielle Infektion Borreliose übertragen, daher ist bei Zecken generell immer Vorsicht geboten, egal zu welcher Jahreszeit.

Denn definitiv gilt: „Dass Zecken nur von Frühjahr bis Herbst aktiv sind, ist ein Irrtum“, erklärt Ute Fischer, Vorsitzende des Borreliose- und FSME-Bundes Deutschland (BFBD): Wenn die Temperaturen unter acht Grad fallen, würden die Zecken zwar erstarren, aber nicht sterben. Im warmen Wohnzimmer könnten sie dann wieder aktiv werden.

Tipps für ein sorgenfreies Fest

Damit das Weihnachtsfest auch wirklich zeckenfrei wird, haben wir hier noch ein paar Experten-Tipps für Sie:

Bevor der Tannenbaum seinen Platz im Wohnzimmer bekommt, sollte man ihn laut Ute Fischer vom Borreliose- und FSME-Bund Deutschland erst einmal einen Tag bei mindestens acht Grad im Keller oder der Garage lagern. Ab dieser Temperatur werden die Tiere aktiv. „Anschließend sollte der Baum kräftig geschüttelt werden. So sollten alle Zecken abfallen“, erklärt Fischer.

Steht der Baum schon geschmückt im Wohnzimmer, sollte er auf keinen Fall mit Insektenspray eingenebelt werden. „Ich würde mir lieber einen Zeckenstich einfangen, als die giftigen Dämpfe einzuatmen“, sagt Christoph Grüner vom Landesbetrieb Wald und Holz.

Hat die Zecke dann doch zugestochen, sollte man sie schnellst möglich entfernen. Zecken übertragen die gefährlichen Viren erst nach acht bis zwölf Stunden. Bei der Entfernung solle man unbedingt darauf achten, die Zecke nicht mit einer Zeckenzange oder den Fingern heraus zu drehen. „Die Zecke wird dadurch gequetscht und gibt ihr Gift ab“, erklärt Ute Fischer. Besser wäre es, den ansteckenden Parasiten mit einem Messer abzuschneiden.

Baumverkäufer Norbert Kreggenhoff nimmt die Besorgnis seiner Kunden ernst. Damit auch wirklich kein Parasit in die Wohnzimmer der Käufer gelangen kann, schüttelt Norbert Kreggenhoff seine Tannenbäume, bevor sie ins Netz verpackt und dem Kunden an die Hand gegeben werden, daher auch kräftig aus. „Falls dann doch einer der ansteckenden Blutsauger im Baum sitzt, sollte er durch das Schütteln abfallen“, ist sich der Baumverkäufer sicher.

Als wesentlich größere Gefahr, als sich eine Zecke vom Weihnachtsbaum einzufangen, sieht Christoph Grüner vom Landesbetrieb Wald und Holz in Nordrhein-Westfalen den Waldspaziergang oder auch die Suche nach Brennholz. „Zecken befinden sich am häufigsten im Unterholz und in Gräsern, das kommt in eigens angelegten Weihnachtsbaumschonungen in der Regel aber gar nicht vor“ , sagte er im Gespräch mit der WAZ Mediengruppe. Wichtig sei es, sich daher auch im Winter nach jedem Waldspaziergang auf Zecken zu untersuchen.

Kunden kaufentrotzdem Bäume

Kunden, die aus Angst vor Zecken auf den Weihnachtsbaum verzichten, kennt Norbert Kreggenhoff bisher nicht. „Ich konnte immer alle beruhigen.“ Vielleicht auch, weil er ihnen Folgendes verriet: „Ich war in den vergangenen Monaten jeden Tag im Wald, um Tannenbäume auszusuchen, zu markieren oder zu schlagen. Einer Zecke bin ich aber nicht einmal begegnet.“