Tannenbaum ist nicht gleich Tannenbaum: Die Vorstellungen vom perfekten Weihnachtsbaum sind so verschieden wie die Kunden, wissen die Verkäufer. Deren Wünsche reichen von duftender Blaufichte bis zur sattgrünen Nordmanntanne, vom naturgewachsenen Baumriesen bis zum kompakten, gleichmäßig gewachsenen Exemplar, hat die WAZ bei ihren Besuchen erfahren.
„Total gemischt“ seien die Ansprüche der Leute, sagt Kai Albert. Er bietet seine Bäume auf eher ungewöhnlichem Platz, auf dem Tankstellengelände an der Kreuzung Phönixstraße/B224, zum Verkauf an. Dicht aneinander gedrängt stehen die Bäume eingenetzt auf dem kleinen, umzäunten Areal. Tausende Autos brausen täglich vorbei. Und manch einer hält tatsächlich nicht nur zum Tanken an, sondern auch, um einen Tannenbaum für Weihnachten zu kaufen – und muss dafür durchaus etwas tiefer in die Tasche greifen. „Da war eine Lady, die wollte nicht mehr als 20 Euro ausgeben“, erinnert sich Albert an harte Überzeugungsarbeit: „Der hab’ ich gesagt: Wenn Sie noch ein bisschen mehr zahlen, dann bekommen sie auch ‘ne richtige Nordmanntanne – die ist zwar teurer, hält aber länger.“
Eine andere Kundin wollte unbedingt ein ganz kleines Bäumchen. Ihre Begründung: „Einen großen Baum würden mir meine Katzen ja doch nur umstoßen.“
Umweltbewusste Gladbecker können sich bei Albert übrigens ganz unbesorgt ihren Wunschbaum besorgen: Der Verkäufer handelt laut eigener Aussage ausschließlich mit Bio-Bäumen. Und Bio beim Tannenbaum heißt: „Die sind alle ökologisch gewachsen, die werden nicht gespritzt.“ Sie mussten auch nicht erst halb Europa durchqueren, um festlich geschmückt in einem Gladbecker Wohnzimmer zu landen, sondern stammen aus Schmallenberg-Oberkirch im Sauerland.
Papa fragt nach dem Preis, Mama sucht aus
Ein Neuling auf dem Gebiet des Weihnachtsbaum-Verkaufs ist der Hof Hartmann-Hänel am Buschburenweg. Zum ersten Mal bietet Forstwirt Fabian Hänel Tannen an und setzt dabei ebenfalls auf Bäume aus der Umgebung, soll heißen aufs Sauerland: Nordmanntannen und Blaufichten – alle gerade mal vor einer Woche geschlagen.
Auf welche Baumart die Wahl der Kunden fällt, ist manchmal durchaus geschlechterabhängig, konnte Forstwirt Hänel beobachten: „Frauen bevorzugen meist Nordmanntannen – die piksen beim Schmücken nicht an den Händen. Viele Männer dagegen wollen eine Blaufichte, weil die so schön nach Wald riecht.“
Und wer entscheidet darüber, welcher Baum am Heiligabend im Wohnzimmer glänzen darf? „Bei Familien ist es so: Oft kommt erst der Papa vorbei und fragt die Preise ab. Wenn die Familie dann wiederkommt, suchen die Kinder oder die Mutter den Baum aus“, berichtet Hänel.