Essen. Der bekannte US-Schriftsteller Mark Twain wäre am Mittwoch 176 Jahre alt geworden. Auch wenn er den meisten wohl als Erfinder der Abenteuergeschichten um Tom Sawyer und Huckleberry Finn in Erinnerung geblieben ist: Mark Twain hätte auch viel zur europäischen Finanzkrise zu sagen gehabt.
Einfach von zu Hause ausreißen und mit einem selbstgebauten Floß über den nächsten Fluss paddeln. Wer hätte als Kind nicht davon geträumt? Wahrscheinlich würden einige europäische Regierungschefs noch heute gern mit dem Lausbuben Tom Sawyer tauschen, den der amerikanische Schriftsteller Mark Twain vor 135 Jahren erfunden hat.
Denn das würde sie von der täglichen Last befreien, ihr Land Tag für Tag durch die Krise zu steuern. Mark Twain, der am Mittwoch 176 Jahre alt geworden wäre, könnte sie gut verstehen. Zu seinen Lebzeiten verdiente er keineswegs so viel Geld, um von den Geschichten über Tom Sawyer und Huckleberry Finn leben zu können. Stattdessen arbeitete er zwischendurch als Schiffsjunge, Goldgräber und als Reporter für Klatschzeitungen. Und das obwohl Journalisten für Twain Menschen waren, „die tagtäglich darüber nachdenken, welchen Beruf sie verfehlt haben“…
Mark Twain wusste wie zerbrechlich Freundschaft ist, sobald es um Geld geht
Doch auch wenn Mark Twain häufiger selbst in Geldnot steckte, verlor er nie die wesentlichen Dinge aus dem Blick. Von ihm ist ein Zitat überliefert, dass zum Motto der vielen Krisen-Gipfel in Brüssel erklärt werden könnte. Twain sagte: „Die heilige Freundschaft ist so süß und stabil und loyal und ausdauernd in ihrer Natur, das sie ein ganzes Leben lang hält, wenn sie nicht um Geld gefragt wird.“
Genauso wird am europäischen Gedanken nicht gezweifelt – bis einer nach des anderen Moneten trachtet. Sei es in direkter Form, wie bei den Staatshilfen für Griechenland, die Kanzlerin Merkel nur widerwillig herausrückt. Oder in indirekter Form, wenn sich der französische Präsident Nicolas Sarkozy seine britischen Amtskollegen Gordon Brown zur Brust nimmt, weil der ihm in die Finanzpolitik hineinredet.
Den finanziellen Realitätssinn hat Mark Twain nie verloren
Bei aller Romantik und Fantasie, die Mark Twain zu so wunderbaren Abenteuergeschichten inspiriert haben, hat er doch die bittere Realität nie aus den Augen verloren. Wahrscheinlich waren es seine eigenen Geldsorgen, die ihm ein weiteres von ihm überliefertes Zitat vor Augen führte: „Tugend genießt nicht soviel Ansehen wie das Geld.“
Mark Twain starb am 21. April 1910 in Conneticut als reicher Mann. Er hätte die Finanzkrise nicht verhindert und auch nicht abgemildert. Aber er hätte gelegentlich einen Spruch gewusst, um sie erträglicher zu machen.