Berlin. . Sein Job ist schwer: Als Nachfolger von Jörg Pilawa soll Kai Pflaume das ARD-Publikum bei Laune halten. Fünf Shows wird er moderieren. Warum ihm das keinen Stress macht und wie er trotzdem entspannen kann, erzählt er im Interview.

Bis zum vergangen Jahr hieß das Motto für Kai Pflaume: „Nur die Liebe zählt“. Jetzt ist der 44-jährige Schlaks das Unterhaltungsgesicht der ARD schlechthin. Der Moderator füllte die Lücke, die Jörg Pilawa hinterließ – durchweg erfolgreich. Fünf Shows im Ersten – das klingt nach Stress. Tatsächlich wirkte Pflaume, in T-Shirt und Jeans, beim Gespräch im Berliner Studio Adlershof entspannt wie ein Sportler, der gerade eine lockere Aufwärmrunde hinter sich hat.

Gehören Sie zu den glücklichen Menschen, die alles essen dürfen?


Kai Pflaume: Tue ich gar nicht. Manches schmeckt mir einfach nicht. Ich esse, beispielsweise, ganz wenig Süßes, obwohl im Studio an jeder Ecke irgendwelches Schokozeugs steht. Na ja, gelegentlich gönne ich mir ein Stück Obstkuchen vom Blech, aber dann trinke dazu eine Tasse Kaffee, die so was von schwarz ist, dass der Zucker gleich neutralisiert wird. Und: Ich achte darauf, dass ich nicht zu spät esse. Andernfalls kann ich nämlich nicht schlafen. Und dann gibt es noch einen dritten Punkt: Ich trinke kaum Alkohol.

Obwohl es in Ihrer Branche nicht an Versuchungen fehlt...


Pflaume:...nach einem langen Tag mit den Kollegen ein Bier zu trinken, um runter zu kommen, vielleicht sogar ein zweites und ein drittes. Und dann bist Du wieder an dem Punkt, wo Du schlecht schlafen kannst.

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Wie kommen Sie denn runter?


Pflaume: Ich kann nicht sagen, warum, aber ich kann sehr gut und sehr schnell entspannen. Ich schlafe, beispielsweise, vor der Sendung in der Maske, aber so was von tief, da könnte nebenan ein Samba-Konzert stattfinden – ich würde es nicht mitkriegen.

Auch jetzt?


Pflaume: Ja. Ich könnte mir einen Riesenstress machen vor der Premiere am Samstagabend.

Sie wirken nicht wie jemand, der sehr hibbelig ist.


Pflaume: Im Gegenteil: Ich bin jemand, der sehr ausgeglichen ist. Wenn die Studiotür hinter mir zufällt, fällt der Stress schnell von mir ab.

Wie hat der Wechsel von Sat.1 zum Ersten Ihr Leben verändert?


Pflaume: Im Gegensatz zu früher ist mein Leben jetzt definiert: Ich bin von Montag bis Donnerstagmorgen unterwegs, aber wenn ich dann bei meiner Familie bin, bin ich auch voll für sie da. Ich merke jetzt erst, welches Pensum ich in den vergangenen Jahren abgeleistet habe.

„Nur die Liebe zählt“ war etwas ganz Anderes

Aber Sie fangen doch jetzt erst richtig an, mit fünf Shows für die ARD.


Pflaume: Die Arbeit war anders. Für jede Ausgabe von „Nur die Liebe zählt“ war ich vier, fünf Tage unterwegs, und zwar jeden Tag woanders, immer dort, wo die Leute zuhause waren, die sich später in der Sendung trafen. Ich bin über sechs, sieben Jahre lang pro Jahr mehr als 300 000 Meilen geflogen. Manchmal waren es zwei, drei Strecken am Tag.

Klingt nach Stress.


Pflaume: Ich habe zwar keinen eigentlichen Reisestress gehabt, aber Du hast Dir immer die Frage gestellt, ob Du Deinen Zug, Deinen Flieger noch kriegst. Und jetzt, bei der ARD, habe ich einen Rhythmus und komme am Ende entspannter nach Hause. Zwischendurch kann ich sogar laufen, um den Kopf frei zu kriegen.

Manchem kommen dabei die besten Ideen.


Pflaume: Ich kann vorbereiten, Gedanken ordnen – Laufen entspannt mich sehr. Und: Eine gute Kondition ist im Fernsehen wichtig. Manchmal hast Du sehr lange Sendungen. Da brauchst Du Kondition und Konzentration.

Geregelte Mahlzeiten als Ritual

Haben Sie Rituale vor der Sendung?


Pflaume: Neben dem Power Nap, dem Nickerchen vor der Show sind es geregelte Mahlzeiten, wie beim Sport nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Ich bin ein fröhlicher Mensch, aber wenn ich nichts Vernünftiges zu Essen erhalte oder wenigstens die Aussicht darauf habe, werde ich unleidlich. Letztens hatte ich vor einer Probe wenig gegessen und dem entsprechend richtig Hunger, und dann gab’s abends um halb neun Kassler mit Sauerkraut...

...und das hat Sie sauer gemacht.


Pflaume: Abends um halb neun: Kassler mit Sauerkraut. Putengeschnetzeltes mit Curryreis - das wäre okay gewesen. Aber: Ich mache dann keinen großen Aufstand, sondern ich bin dann Selbstversorger. Ich habe mich still geärgert, dass sich niemand ernsthafte Gedanken ums Essen gemacht hat, und bin dann mit meinem Kollegen zum Inder gegangen.