Essen. . Mit ihren Unterschriften haben sich 79.149 Duisburger gegen Oberbürgermeister Sauerland ausgesprochen und damit die erste Hürde des Abwahlverfahrens genommen. Die DerWesten-Nutzer diskutieren über die politische Zukunft des Duisburger Stadtvaters.
Auch nach mehr als einem Jahr nehmen die DerWesten-Nutzer noch regen Anteil an dem Geschehen rund um die Loveparade. Das Verhalten des Oberbürgermeisters nach der Katastrophe und seine drohende Abwahl sind weiterhin wichtige, viel diskutierte Themen. Nun hat die Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg“ die Unterschriftenliste am Montag, den 17. Oktober an den Rat der Stadt übergeben und der Diskussion neuen Zündstoff geliefert.
Duisburg braucht einen Neuanfang, darin sind sich die DerWesten-Nutzer einig. In zahllosen Beiträgen beklagen sie die regelrechte Spaltung der Duisburger Bevölkerung in Sauerland-Gegner und Sauerland-Befürworter. Wenige Zeilen genügen dem Nutzer ddtdu, um die Misere der Stadt auf den Punkt zu bringen. „Wieder einmal zeigt sich, dass ein Riss, ja schon fast eine Feindschaft, durch die Duisburger Bevölkerung geht. Die Menschen feinden sich an, sachliche Diskussionen sind zumindest in Teilen nicht mehr möglich. Von daher ist das Abwahlverfahren dringend erforderlich. Sogar auch unabhängig vom Ergebnis.“
„So stelle ich mir Demokratie sicher auch nicht vor!“
Mancher Nutzer befürchtet indes, dass die Abwahl des Bürgermeisters an Verfahrensfehlern oder Schluderigkeit der Bürgerinitiative scheitern könnte. „Ich glaube nicht, dass die erforderliche Zahl der Unterschriften zusammen kommt. Ich habe in letzter Zeit genügend schlaue Mitbürger gehört, die sich damit brüsten, bis zu zehn Mal unterschrieben zu haben“, sagt joker2011. Auch über die Art der Stimmengewinnung wird Kritik geäußert. “Ich wurde in den vergangenen Monaten mehrfach in der Duisburger Innenstadt zur Unterschriftenabgabe gegen Adolf Sauerland aufgefordert“, berichtet FilouDuisburg. „Die Diskussionen im Umfeld dieser Örtlichkeiten zur Sache waren mir oft zuwider. Ein schlimmes, sehr leidvolles Ereignis wird von Teilen der Sauerland-Gegner und Medien für politische und auch ganz persönliche Interessen missbraucht. So stelle ich mir Demokratie sicher auch nicht vor!“
Kann es einen Neuanfang ausschließlich mit einem neuen OB geben? Auch in dieser Frage gehen die Meinungen weit auseinander. Für kasimirv ist die Abwahl Adolf Sauerlands zwingend notwendig. Die Loveparade sei zwar die traurigste Episode im Wirken des Stadtvaters, aber bei weitem nicht die einzige, für die der Oberbürgermeister keine Verantwortung tragen wolle. Weitere Abwahlgründe seien der umstrittene Umbau des Museums Küppersmühle oder den Skandal um das Landesarchiv. Fingerzeig hingegen würde am liebsten den ganzen Stadtrat austauschen. „Ich glaube nicht, dass man die schrecklichen Geschehnisse einfach dem OB Sauerland ‚in die Schuhe schieben’ kann und ich glaube auch nicht, dass ein Gefasel von der ‚Übernahme der politischen Verantwortung’ den Betroffenen wirklich hilft.“
„Kein Charakter, kein Rückgrat, sondern nur tumbe Biertischpolemik und MSV-Witzchen“
Großes Unverständnis herrscht jedoch über die Reaktion Sauerlands auf die Abwahlinitiative. „Herzlich willkommen liebe Damen und Herren von der Presse, ich habe nichts neues zu sagen und es ändert sich auch nichts“, schreibt AirEagle. „Von diesem Mann war nichts anderes zu erwarten“ postet WeissBlau und macht seiner Wut über den Stadtvater Luft. „Kein Charakter, kein Rückgrat, sondern nur tumbe Biertischpolemik und MSV-Witzchen. Besonders tragisch für Duisburg ist dabei, dass der gesamte Verwaltungsvorstand nur ein Jota besser dasteht, im Klartext: ebenfalls schlicht jämmerlich!“
Eine Frage wird von den DerWesten-Nutzern sehr ausführlich diskutiert: Warum sieht die CDU tatenlos zu, wie ein Einzelner das Image der Partei schädigt? BuergerDuisburgs schreibt: „Ich verstehe nicht, warum die CDU nicht eingreift? Der persönliche Ruf von Herrn Sauerland ist bereits Geschichte. Allerdings geht er als erster abgewählter Bürgermeister in die Geschichte ein. Als CDU-Mann! Automatisch verliert die CDU damit auch bundesweit Wählerstimmen.“ Der Nutzer Duisblog hat sich in den letzten Tagen mit dieser Frage an eine andere Würdenträgerin der Partei gewandt. In einem offenen Brief bat er die Kanzlerin um Starthilfe für den städtischen Neuanfang.