Paris. . Bei der Fashion Week in Paris macht nicht nur das neue Weiß von sich reden: Auch Kreationen in Kobaltblau und Smaragdgrün wurden mit stehenden Ovationen bedacht. Mode-Guru Karl Lagerfeld hat sich für Chane von der Unterwasserwelt inspirieren lassen.
Einen der spektakulärsten Events der Pariser Prêt-à-Porter-Schauen lieferte – wieder einmal – Karl Lagerfeld ab. Der charismatische Chanel-Chefdesigner verwandelte das „Grand Palais“ in eine coole Unterwasserwelt mit Felsen und Muscheln. Eine hinreißende Choreographie in Weiß. Den Kult-Klassiker des Modehauses, das Chanel-Kostüm, besetzt König Karl mal mit Pailletten und Perlmutt, mal mit Perlen und schuppenartigen Rüschen.
Maritime Einflüsse prägen auch die Frühjahrs- und Sommerkollektion des Hauses Givenchy, die Beobachter zu den gelungensten der Pariser „Fashion Week“ zählen. Die Mannequins, darunter Giséle Bündchen, schickte Designer Riccardo Tisci als betörende Wesen auf den Laufsteg, die den Fluten des Ozeans zu entsteigen scheinen. Seine Entwürfe sind sexy und kühl wie eine Meeresbrise. Die Farben reichen von strahlendem Weiß über blassdezentes Rosa bis hin zu Kohlenschwarz.
Lagerfelds Kettenanhänger erinnern an Haifischzähne
Figurbetonte Kleider in anschmiegsamen Wellenlinien kombiniert der Italiener mit Kettenanhängern, die an riesige Haifischzähne erinnern. Die Absätze der Highheels erinnern an Harpunen. Hinreißend und glamourös: die bläulich glitzernden Hosenanzüge, mit denen die sirenengleichen Models im gleißenden Licht der Scheinwerfer faszinierende Reflexe erzeugen.
Vom Meer zurück aufs Land: Bei Hermès taucht Christophe Lemaire seine zweite Kollektion in sanfte und warme Farbtöne – ein schlichter Chic, elegant und folkloristisch, mal in Champagner und Elfenbein, mal in Tönen aus Curry oder Orange, der Farbe des Hauses. Für das letzte Bild seiner Kollektion hat sich der Modeschöpfer vom Sonnenuntergang in der afrikanischen Steppe inspirieren lassen. Die Frau, ganz geheimnisvolle Nomadin, trägt Kobaltblau, Smaragdgrün und Ultraviolett. Dass die Schneider bei Hermès traditionell auch Lederkünstler sind, unterstreichen die taillierten Trenchs aus weichem Lammleder sowie die sanften Wildwederwesten.
Lagerfeld: Neue Mode
Verhüllend und entblößend zugleich
Verschwenderisch im Umgang mit Stoffen zeigt sich der Avantgardist Haider Ackermann, dessen faszinierende Entwürfe zugleich verhüllen und entblößen. Der gebürtige Kolumbianer, der bei elsässischen Eltern aufwuchs, hat in seiner Kindheit den schwarzen Kontinent bereist – vom Tschad, bis Algerien. Eine Prägung, die seinen ausgeprägten Hang zu Ethno, Folklore und kräftigen Farben wie Petrol und Oliv sowie Fuchsia und Lila erklärt. Jacketts mit maskulinen Schultern kombiniert er mit durchsichtigen Blusen aus Chiffon. Die spannende Frage, wer John Galliano, den abgestürzten Engel als Chefdesigner bei Dior ersetzen wird, blieb bei der „Fashion Week“ unbeantwortet. Mit Sicherheit zählt der Visionär Ackermann zu den aussichtsreichsten Kandidaten.
Der Sommer 2012 verspricht ein heiteres Fest der Farben. Eines, das jedoch auf Grelles verzichtet, sondern die sanften Töne bevorzugt. Neben Entwürfen mit weiblichen, fließenden Linien finden sich kastige Mäntel und beim Blazer darf die scharf gezeichnete Schulter wieder gepolstert werden – so wie es die Businessfrau der Achtziger einst liebte. Es ist eine tragbare Mode, die von sportlich bis glamourös reicht, von sexy bis elegant.
Promis mussten stehen
Ohne den Paradiesvogel John Galliano lieferten die Pariser Prêt-à-Porter-Schauen in diesem Jahr am Rande des Laufstegs vergleichsweise wenige Schlagzeilen. Zum Schmunzeln: Bei „Balenciaga“ gingen ausgerechnet die Bänke in der ersten Reihe zu Bruch, sodass Promis wie die Hollywood-Schauspielerin Salma Hayek, Frankreichs Filmidol Cathérine Deneuve und Vogue-Chefredakteurin Anne Wintour das Spektakel im Stehen verfolgen mussten.
