Buer.

Ein paar lässige Bleistiftstriche à la Karl Lagerfeld, und schon steht der Karriere als Mode-Designer nichts im Wege!? Dass die Realität völlig anders aussieht, bekommen zur Zeit neun Frauen im Helene-Weber-Haus zu spüren: Beim ersten Mode-Design-Kurs der katholischen Familienbildungsstätte lernen sie Basiskenntnisse in Sachen Schnitt kennen - und müssen feststellen, dass die Modestadt Paris für sie noch in weiter Ferne liegt. Was für ein Glück, dass es in dem Kurs auch um den interkulturellen Austausch geht.

„Wir haben diesen Kurs als niederschwelliges Angebot für Frauen mit Migrationshintergrund konzipiert, damit sie die Gelegenheit bekommen, sich mit anderen Frauen in der deutschen Sprache auszutauschen“, erläutert Gabriele Rietmann, Fachbereichsleiterin Mode und Textil im Helene-Weber-Haus an der Westerholter Straße mit Haus der Familie an der Ahstraße.

Eine große Rolle hat dieser interkulturelle Charakter für Kübra Demirci (17) oder Selma Gür (15) jedoch nicht gespielt. Die deutsche Sprache beherrschen sie nahezu perfekt - im Gegensatz zu dem, was Kursleiterin Olga Romanenko ihnen gerade zu vermitteln sucht: die Umrechnung der eigenen Figurmaße auf den konkreten Schnitt eines Rocks, den sie nähen wollen.

„Puh, dass man beim Nähen Formeln wie in Mathe benutzen muss, hätte ich nicht gedacht“, stöhnt Kübra Demirci und streicht sich über das Kopftuch. Zusammen mit Olga Romanenko gelingt es ihr dann aber doch, den Schnitt auf Millimeterpapier zu übertragen.

Lisa Gärtner (20) aus Resse blättert derweil in ihren Aufzeichnungen der letzten Woche: Ganze Formel- und Zahlenkolonnen finden sich da. Die Einblicke ins Modedesign: Sie hat sie sich weniger technisch vorgestellt. „Ich arbeite gern kreativ mit den Händen und überlege, ob Mode-Design als Beruf für mich in Frage kommt“, erzählt sie.

Bis sie mit dem selbst genähten Rock über die Hochstraße laufen kann, dürfte es allerdings noch einige Zeit dauern. Die Deutsch-Russin Romanenko erklärt den Teilnehmerinnen noch den Umgang mit der Nähmaschine, hilft bei der Auswahl der Stoffe und nicht zuletzt bei der Umsetzung.

„Bis das erste Erfolgserlebnis da ist, müssen sich alle erst einmal mühsam die Grundbegriffe aneignen. Wenn man die aber erst einmal beherrscht, machen Entwerfen und Nähen unglaublich Spaß“, so Gabriele Rietmann.