Essen. . Seit zehn Jahren und 100 Sendungen lädt Dr. Stratmann im Auftrag des WDR in sein Kneipentheater. Auch wenn der Doktor aus dem Ruhrpott den „intellektuellen Ansprüchen beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen“ nicht unbedingt entsprechen wollte.
Das „sozialverträgliche Frühableben“ musste er nicht erleiden. Auch wenn der Doktor aus dem Ruhrpott den „intellektuellen Ansprüchen beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen“ nicht unbedingt entsprechen wollte. 100 Sendungen und zehn Jahre später wundert sich Ludger Stratmann „immer noch freudig“. Weil er heute zur Jubiläumsshow in „Jupps Kneipentheater“ (WDR, 21.45 Uhr) laden darf.
Die Quote habe ihn vor dem medialen Aus bewahrt. „1,5 Millionen Zuschauer an diesem schweren Sendeplatz in Konkurrenz zu ,Musikantenstadel’ und ,Wetten, dass...?’“, sagt er nicht ohne Stolz. Seine Fans. Stratmann ist bekannt wie ein bunter Hund. Auf dem Weg zu dem Gespräch wird er von jeder älteren Dame freudig angequatscht. Der Jupp nimmt’s gelassen, gibt erwartungsgemäß freundlich den Kumpel von nebenan.
Stratmann kultiviert „das Ruhrische“
Seit 16 Jahren, seit der Doktor seine Praxistür in Bottrop abgeschlossen hat, zieht er seinen Arztkittel nur noch auf der Bühne an. Und kultiviert vor allem eines: das „Ruhrische“, wie er es nennt. Zechensterben? Strukturwandel? Kulturhauptstadt? Der Niedergang der Taubenvereine? Auch, wenn der letzte Bergmann den Stollen verlassen haben wird, Stratmann macht auf Kumpel. Der heute 63-Jährige bleibt seinen Idealen treu. Er ist der Jürgen von Manger des 20. Jahrhunderts. Vom Sprachduktus her ein wenig schneller, beschwört er verbal die längst vergangenen Tage an der Ruhr, als der Himmel noch schwatt und den Genitiv ein Außerirdischer war.
Für manchen mag das ein rückwärts gewandter Humor mit wenig Entwicklungspotenzial sein, für Stratmann ist „das ein Stück Mentalität, Milieu, Kultur, etwas, das man bewahren soll“. Der Erfolg gibt ihm Recht. Und so lassen ihn auch die Kölner, „mit ihrer ganz anderen Mentalität“, einfach machen. Heute zum 100. Mal. Neben dem bekannten Team – von Kampftrinkerin Mutter Schagalle (Beate Abraham) bis zum spießig pedantischen Herrn Borowieck (Michael Müller) – haben sich an seinem Ehrentag auch zahlreiche Promis und Wegbegleiter auf ein Pilsken angesagt. Jürgen von der Lippe will im Stratmanns vorbeischauen, Richard Rogler und Ingolf Lück gratulieren ebenfalls. Statt der 45 Minuten hat der WDR für’s Jubiläum 90 Minuten Sendezeit bewilligt.
Nächstes Ziel: ein Buch
Und danach? Der Doktor nimmt die nächsten hundert Sendungen ganz selbstverständlich in Angriff. Außerdem möchte er ein Buch schreiben, seine neuen Ideen dort unterbringen. „Man möchte doch Spuren im Leben hinterlassen“, sagt er. Etwas Geschriebenes wäre da wundervoll. Baum, Kind und Haus hat er ja bereits abgearbeitet.