Rom. . In einem überfüllten Auffanglager auf Lampedusa hat es gebrannt. Das Feuer war nach Protesten tunesischer Flüchtlinge ausgebrochen. Das UNHCR hatte Italiens Behörden zuvor wiederholt auf die Überbelegung des Lagers hingewiesen.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat schockiert auf einen nach Protesten ausgebrochenen Brand in einem überfüllten Flüchtlingslager auf der italienischen Insel Lampedusa reagiert. Das UNHCR sei „verbittert“ über das Feuer im Auffanglager von Lampedusa, sagte eine Sprecherin der italienischen UNHCR-Vertretung, Laura Boldrini. Der Brand sei „die Folge der durch das lange Festhalten der Migranten ausgelösten wachsenden Spannungen“ zwischen den Flüchtlingen. Das Feuer war am Dienstagnachmittag ausgebrochen, viele der 1200 in dem Auffanglager festgehaltenen Flüchtlinge versuchten zu fliehen.
Sicherheitskräfte hätten die Insassen aufgehalten, sagte der Bürgermeister von Lampedusa, Bernardino De Rubeis, am Dienstagabend. Durch den Brand seien die drei Gebäude des Lagers zerstört worden. Er habe die italienische Regierung mehrmals auf die wachsenden Spannungen zwischen den Flüchtlingen aufmerksam gemacht, sagte De Rubeis. „Genug ist Genug.“ Der Bürgermeister forderte Ministerpräsident Silvio Berlusconi auf, eine Dringlichkeitssitzung des Kabinetts einzuberufen, um das Problem zu lösen. Er rief die Regierung zudem auf, „umgehend Marineschiffe einzusetzen“, um die tunesischen Flüchtlinge von Lampedusa zum italienischen Festland zu bringen.
1200 Menschen sind nun obdachlos
Boldrini sagte, das UNHCR habe die italienischen Behörden mehrmals auf das Problem der Überbelegung des Lagers auf Lampedusa angesprochen und verlangt, dass die Insassen in Unterkünfte im Rest des Landes verlegt würden. „Jetzt muss dringend eine angemessene Unterkunft für die 1200 obdachlos gewordenen Migranten gefunden werden“, sagte sie. Auch müsse eine Lösung für die nächsten eintreffenden Flüchtlinge gefunden werden.
48.000 Menschen kamen allein in diesem Jahr übers Mittelmeer
Die nahe Sizilien gelegene Insel Lampedusa ist der südlichste Ort Italiens, weshalb dort immer wieder Bootsflüchtlinge aus Afrika eintreffen, die in die EU gelangen wollen. Allein in diesem Jahr schafften mehr als 48.000 Menschen die Fahrt über das Mittelmeer nach Süditalien. Schätzungen zufolge werden rund 2000 weitere Menschen vermisst, die in diesem Jahr ebenfalls auf dem Seeweg von Afrika nach Europa gelangen wollten. Kürzlich gab es auf Lampedusa Proteste tunesischer Flüchtlinge wegen der Praxis Italiens, Tunesier nach ihrer Ankunft umgehend in ihre Heimat abzuschieben. Dieses Vorgehen beruht auf einem in diesem Jahr geschlossenen Abkommen zwischen Italien und Tunesien. (afp)