Köln. .
Deutschsprachiges Fernsehen, Radio und Internet gehören für die meisten Migranten zum Alltag. Laut der Studie „Migranten und Medien 2011“ sehen 76 Prozent aller Menschen mit Zuwanderungshintergrund über 14 Jahre regelmäßig deutsches Fernsehen.
Deutschsprachiges Fernsehen, Radio und Internet gehören auch für Migranten mehr und mehr zum Alltag. „Es gibt in Deutschland keine mediale Parallelgesellschaft“, sagte die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel in Köln anlässlich der Vorstellung der Studie „Migranten und Medien 2011“.
Demnach sehen 76 Prozent aller Menschen mit Zuwanderungshintergrund über 14 Jahre regelmäßig deutsches Fernsehen. Das sind vier Prozent mehr als 2007, als ARD und ZDF erstmals gemeinsam die Mediennutzung von Migranten untersuchen ließen. Auch bei der Internetnutzung ist der Anteil deutschsprachiger Angebote seither deutlich gewachsen.
Piel sprach angesichts der Studien-Ergebnisse von „einem wichtigen Zwischenziel in der Integrationsdebatte“. So gebe es gerade bei den Jüngeren zwischen Deutschen und Migranten mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede in der Mediennutzung.
Türken bilden Ausnahme
Das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid hatte für die Studie im Auftrag der ARD/ZDF-Medienkommission bundesweit 3.300 in Deutschland lebende Menschen aus der Türkei, dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion, Italien, Polen, Griechenland und den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens befragt. Nur 13 Prozent von ihnen gaben an, ausschließlich Fernsehen in ihrer Muttersprache zu sehen. Bei Radio (zwei Prozent) und Internet (fünf Prozent) waren es sogar noch weniger.
Eine Ausnahme bilden hier lediglich die Zuwanderer türkischer Herkunft. Jeder dritte von ihnen gab an, nur heimatsprachliches TV zu sehen. Dies seien jedoch hauptsächlich ältere Menschen über 50 Jahre, sagte Erk Simon von der WDR-Medienforschung. Dies erkläre sich vor allem mit einer höheren „Emotionalität und Familienorientierung sowie der Vermittlung türkischen Lebensgefühls“ im türkischen Fernsehen. So werde deutsches Fernsehen von den Migranten als substanzieller und mit mehr Sachlichkeit und Distanz beschrieben.
Im deutschen Programm seien bei Türken sowie bei den jüngeren Migranten deshalb vor allem Castingshows und Reality-Formate beliebt. Sie nutzten mehrheitlich die Privatsender, während die öffentlich-rechtlichen Sender vor allem für ihre Nachrichtenkompetenz geschätzt würden.
„Ohne Klischees und falsche Tabus“
Für die Migranten gehöre die „Integration zweier Medienkulturen“ mittlerweile zum Alltag, bilanzierte Simon. So spiegele sich auch die Alltagsrealität der Migranten längst im Programm wider, sagte Piel: „Ohne Klischees und ohne falsche Tabus.“
Für die Zukunft hofft Reinhold Elschot, stellvertretender ZDF-Programmdirektor, deshalb, dass im Programm „der Migrationshintergrund in den Hintergrund tritt“ und ausländische Moderatoren und Protagonisten als Normalität begriffen würden. (dapd)