Paris. Die Organisation Scientology steht wegen Bandenbetrugs vor Gericht. Bei einer Verurteilung dürften die Scientologen in Frankreich nicht mehr tätig sein. Die Anklage stützt sich auf Vorwürfe von ehemaligen Mitgliedern. So habe die Organisation seine Anhänger zum Erwerb von Geräten genötigt.

Scientology droht in Frankreich die Zwangsauflösung: Die Organisation als Rechtsperson sowie sieben ihrer Führungsmitglieder müssen sich seit Montag vor dem Pariser Strafgerichtshof verantworten. Sollten sie wegen des Vorwurfs des organisierten Bandenbetrugs und der illegalen Ausübung des Apothekerberufs verurteilt werden, dürften die Scientologen in Frankreich nicht mehr tätig sein.

Zum ersten Mal sind nicht nur Einzelpersonen, sondern mit dem Celebrity Center und der Bibliothek die wichtigsten Strukturen von Scientology angeklagt. Der Prozess geht zurück auf Anzeigen dreier ehemaliger Mitglieder. Laut Anklageschrift versuchte Scientology seine Anhänger nicht nur zum Erwerb von Geräten wie dem sogenannten Elektrometer zu nötigen. Durch die Verabreichung überdosierter Vitaminpräperate und durch erschöpfende Saunakuren und Mammutsitzungen seien die Anhänger zudem in einen Zustand der Unterwerfung getrieben worden.

In Frankreich als Sekte eingestuft

Ins Rollen gebracht hat das Verfahren die Klage einer Frau, die 1998 an einer Metro-Station angesprochen wurde. Nach einem Persönlichkeitstest wurde sie zu einem Termin eingeladen, um das Ergebnis zu analysieren. In den folgenden Monaten bezahlte sie der Anklage zufolge 140000 Francs (21300 Euro) für Bücher, Saunakuren zur Selbstreinigung, Vitaminpräparate und vermeintlich medizinische Geräte.

Wegen der Verabreichung von Vitaminen muss sich die Organisation, die in Frankreich als Sekte eingestuft wird, auch wegen illegaler Ausübung des Apothekerberufs verantworten. Die Verteidigung räumt zwar Fehlverhalten einzelner Scientologen ein, will aber eine Verurteilung der Organisation verhindern. "Die Entdeckung eines pädophilen Priesters stellt auch nicht die gesamte katholische Kirche in Frage", sagte Anwalt Patrick Maisonneuve. (AP)