Berlin. . Die Katholische Kirche muss für den Papstbesuch in Deutschland 30 Millionen Euro zahlen. Hinzu kommen die Kosten, die ein Staatsbesuch mit sich bringt. Benedikt reist Ende September nach Berlin, Erfurt und Freiburg. Jeder zweite Deutsche freut sich.

Die Hertha spielt am letzten Septembersonntag auswärts. Zum Glück. Da bleibt nach dem Papstbesuch genügend Zeit, das Olympiastadion wieder umzubauen. Altar raus, Tore rein. Das Berliner Erzbistum rechnet vorsorglich allein 100 000 Euro ein, falls der Rasen nach der Messe trotz Schutzplatten kaputt sein sollte.

Die Papstreise wird zum Massenereignis: Knapp jeder zweite Deutsche freut sich einer Umfrage zu Folge auf Benedikts Besuch – insgesamt 240 000 Gläubige haben sich zu den Messen des Papstes in Berlin, Erfurt und Freiburg angemeldet. Gestern saßen die Bischöfe der drei Städte dort, wo sonst Bundesminister ihre Politik erklären, im großen Saal der Bundespressekonferenz. Der Papstbesuch ist längst auch ein Politikum.

„Schade“, findet es Robert Zollitsch, dass einige Abgeordnete der Papstrede am 22. September im Bundestag demonstrativ fernbleiben wollen. „Man sollte doch erst mal hören, was er zu sagen hat.“ Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz bemüht sich um Gelassenheit.

80.000 Hostien und 10.000 Regencapes

Druck rausnehmen – das ist die Devise. Und über Erfolge reden: Das Olympiastadion mit seinen 70 000 Plätzen ist längst dicht, der Domplatz von Erfurt auch, Freiburg meldet noch freie Plätze und Betten. Die viertägige Deutschlandreise kostet die Katholische Kirche bis zu 30 Millionen Euro. Hinzu kommen die Kosten, die ein Staatsbesuch mit sich bringt: Sicherheit, Transport, Protokoll. Die 27 Bistümer wollen sich die Kosten teilen. Wie – das muss die Bischofskonferenz aushandeln. Die Berliner rechnen mit 3,5 Millionen Euro, darunter auch Kosten für 80 000 Hostien und 10 000 Regencapes. „Wir sind ein armes Bistum“, so Bischof Rainer Maria Woelki.

Der Klingelbeutel als bewährte Einnahmequelle fällt diesmal aus: Bei Papstmessen sind Kollekten unüblich. „Damit nicht der Eindruck entsteht“, so der Erfurter Bischof Joachim Wanke, „der Papst reise durch die Welt, um Geld zu sammeln.“ Die Deutsche Bischofskonferenz will vielmehr mit einem eigens gegründeten „Benedikt-Ostafrika-Fonds“ gegen den Vorwurf antreten, zu viel Geld für die Papstreise auszugeben: „Wegen des Papstbesuchs gibt es keine Mittelkürzungen für die Dritte Welt“, so Zollitsch.

Treffen mit Altkanzler Kohl

In Freiburg wird Benedikt Altkanzler Helmut Kohl treffen. „Er trifft ihn nicht als CDU-Politiker“, sagt Hans Langendörfer, Chefplaner der Papstreise. Die beiden würden sich seit langem kennen. Ob Benedikt bei seinem Deutschlandbesuch auch Zeit für ein Treffen mit Missbrauchsopfern hat, ist dagegen noch unklar. Auch die Gästeliste für die Messen mit dem Papst ist noch nicht komplett: Die Kanzlerin wird voraussichtlich ins Olympiastadion kommen, der Bundespräsident begrüßt und verabschiedet den Papst in Berlin und Freiburg. Gut möglich, dass die Protestantin Merkel und der geschiedene Katholik Wulff auch beim ökumenischen Gottesdienst in Erfurt dabei sind.