Essen/Freiburg. . Wenn der Papst im September nach Deutschland kommt, erwartet ihn ein eigenes Lied. Zwar glaubt niemand, dass es sich dabei um einen Chartstürmer handelt. Aber ein aktueller Sommerhit könnte dem Lied zum Durchbruch verhelfen- mit Unterstützung von Google.
Es gibt nicht wirklich viele Kirchenlieder, die es über die Schwelle der Kapellentüren hinaus in die Welt geschafft haben. Gut, das in der Grundschule ewig rezitierte „Laudato Si“ mal ausgenommen. Gute Chancen auf deutschlandweite Berühmtheit hat hingegen das Lied zum Papstbesuch. Warum? Zum Einen gibt es das Lied auch als Klingelton. Zum Anderen trägt die Band denselben Namen wie ein bekannter Sommerhit.
Im September ist es soweit: Papst Benedikt XVI. besucht Deutschland. Am 24. und 25. September gastiert er in Freiburg. Klar, dass die Freiburger Erzdiözese sich schon fieberhaft auf den hohen Besuch vorbereitet. Und da darf eines natürlich nicht fehlen: Eine Hymne für den Pontifex. „Wo Gott ist, da ist Zukunft“ lautet der Titel. Das Lied ist eine Gemeinschaftsarbeit: Komponiert von Musikstudent Luis Reichard, betextet von Dr. Meinrad Walter vom Amt für Kirchenmusik der Erzdiözese, gesungen von einem Kirchenmusik-Chor und instrumental begleitet von der Band „SaxoBeat“.
Papst-Song als Klingelton
Wenn Ihr Mauspfeil jetzt schon in Richtung des Google-Eingabefelds wandert, warten Sie noch ein bisschen - sie haben sich nicht getäuscht. „Mr. Saxobeat“ ist momentan ein Sommerhit. Gesungen von der Rumänin Alexandra Stan und mit Eifer weiterverbreitet von vielen Radiostationen. So, jetzt dürfen Sie googeln. Na? Lied im Ohr? Sie wissen ja, dieser Sommerhit wird Ihnen in den nächsten Monaten noch öfter begegnen. Das haben Sommerhits so an sich: Sie sind penetrant und unverwüstlich. Da werden viele Leute beim Papstbesuch sicher staunen, wenn sie sich das Musikprogramm ansehen: „Saxobeat als Papstmusik? Und dann gibt es das auch noch als kostenlosen Klingelton? Immer her damit!“
Dieser doch glücklichen Fügung sind sich die Erfinder des Papst-Liedes nicht so ganz bewusst. „Nein, davon haben wir noch nichts bemerkt“, sagt Komponist Luis Reichard. Er gehört eigentlich nicht zur Band „SaxoBeat“, weiß aber bestens Bescheid über die Reaktionen der Öffentlichkeit. Und die hat sich schon gemeldet. „Auf den Klingelton sind die Medien total abgefahren.“ Denn den Papst-Song gibt es als kostenlosen Klingelton.
Ein bisschen mehr Inhalt
Nun ja, zugegeben: Ganz so in die Beine wie Alexandra Stans Technohit geht die Papst-Nummer nicht. Die Botschaft ist ja auch viel wichtiger. Eher seicht kommt der Text der Rumänin daher. Der Refrain lautet: „OOOH OH YEAH, mmmm...yeah, mmmm...yeah, mmmm...yeah, Hey, sexy boy, set me free, don’t be so shy, play with me“ bedeutet frei übersetzt soviel wie: „Oh ja, hm ja, hallo du nettes Bürschchen, lass mich frei, sei nicht so scheu, spiel mit mir“. Viel mehr möchte der Durchschnittsurlauber, über einen Eimer mit Sangria gebeugt, auch gar nicht wiederholen müssen.
Sehr viel tiefgreifender ist da der Text des Papst-Lieds. Der besteht nämlich aus Versen aus dem alttestamentlichen Prophetenbuch Jesaja. Quasi ein Bibel-Kapitel als Hörbuch also. Eine Sache haben die beiden Lieder aber gemeinsam: die Saxophonklänge. Daher kommt bei der badischen Band der Name. Ob sich auch Alexandra Stan ihren „Mr. Saxobeat“ als jungen, attraktiven Jazzmusiker vorgestellt hat, wissen wir nicht.
Kirchenmusik bei Youtube und Facebook
Einer Tatsache sind sich Komponist Luis Reichard, die „SaxoBeats“ und die Erzdiözese Freiburg aber bewusst: Wenn man gehört werden will, muss man laut trommeln. Und wenn man von Jugendlichen gehört werden will, dann trommelt man im Internet. Da ist der Klingelton-Download schon mal ein Anfang. Außerdem wird das Papst-Lied auch via Facebook vermarktet. Ganz zu schweigen von der professionell aufgemachten Homepage zum Papst-Besuch.
Aber eigentlich, so sagt Luis Reichard, freuen sich die Musiker viel mehr auf den Auftritt beim Papstbesuch im September. Es kann also gut sein, dass manche, die den Sexy Boy als Klingelton haben wollen, den Papstsong erwischen. Aber besser so als andersrum. Wie würden die Kardinäle den gucken, wenn das pontifikale Mobiltelefon plötzlich den frivolen Sommerhit dudeln würde?