Essen.. Bereits zum 50. Mal ermitteln die Tatort-Kommissare Ballauf und Schenk in Köln. „Alte Eisen“ heißt der Film, der am Sonntag ausgestrahlt wird. Viel Lokalkolorit – und Ballauf darf sich sogar verlieben.
Irgendwie hat die „Kaschämm“ ihren Namen nicht zu Unrecht. Ein wenig verrucht, ein bisschen runtergekommen wirkt die Kneipe schon und die illustre Gesellschaft, die sich hier zur Chorprobe trifft, scheint irgendwie aus einer längst vergangenen Zeit übrig geblieben zu sein. „Altes Eisen“, halt, wie der neue und inzwischen 50. Tatort (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) aus Köln heißt.
Die Harmonie in diesem irgendwie von der restlichen Großstadt vergessenen Veedel täuscht. Denn nicht nur die transsexuelle Trudi (wunderbar gespielt von Edgar Selge) hat Angst. Hinter der hilfsbereiten Fassade rumort es. Wie sich im Laufe der ungewöhnlichen Geschichte, die sich Drehbuchautor Mario Giordano ausgedacht hat, herausstellen soll, brodelt und bröckelt es an fast jeder Ecke. Das erkennen die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) recht schnell. Sie kommen ins Veedel, weil sie den Mord an Trudis Vermieterin aufklären müssen. Die liebe alte Dame hatte vor ihrem Tod immer wieder versucht, Trudi und ihre pflegebedürftige Nachbarin Gerda (Heide Simon) nach 30 langen Jahren aus ihrer Wohnung hinauszumobben.
Es brodelt und bröckelt an fast jeder Ecke
Angst, Geiz, Neid und Missgunst beherrschen das Viertel. Wie ein Damoklesschwert bedroht das böse Wort Strukturwandel das Leben der kleinen Menschen im Viertel. Gerdas Vermieterin wollte das Haus verkaufen – ein erster Schritt, den heruntergekommenen Stadtteil in ein schmuckes Schicki-Micki-Viertel zu verwandeln.
Der Tod der alten Dame kommt so manchem Bewohner nicht ungelegen. Selbst die Trauer ihres Sohnes Frank (Aljoscha Stadelmann) hält sich in überschaubaren Grenzen. Der gescheiterte Eisenwarenhändler sieht jetzt die Chance, den alten Familienbetrieb abzustoßen. Er hofft, mit dem Erbe seine finanziell desolate Situation verbessern zu können.
Der 50. Tatort überrascht in vielen Punkten
Aber natürlich kommt alles ganz anders. . .
Der 50. Tatort aus Köln überrascht in vielen Punkten. Er zeigt eher ungewöhnlich viel Lokalkolorit, geht trotz der optischen Nähe zu Köln aber auf Distanz zu der Stadt. Denn er stellt die Toleranz der Kölner, die bekanntlich nach der Devise leben „jeder Jeck ist anders“, in Frage. „Trudi ist der Prüfstein einer heilen Welt“, sagt Giordano. Er habe in der Domstadt trutschige Transsexuelle gesehen, die einerseits in ihrer Stammkneipe völlig integriert erschienen, „gleichzeitig von einigen aber durchaus misstrauisch beäugt wurden“.
Der 50. Tatort zeigt einen Ballauf, der sich verlieben darf. Und ein Kommissaren-Duo, das eine ungewöhnliche Beziehungskrise meistern muss. Eine wunderbare, vielschichtige, kurzweilige Abendunterhaltung. Marke: besonders sehenswert.