München..
Es gibt Krimis, bei denen man die Auflösung gar nicht wissen will. Eine solche Stimmung verbreitet der Münchner Tatort „Gestern war kein Tag“: Günter Maria Halmer spielt einen Demenzkranken, der verdächtigt wird, seinen Sohn getötet zu haben.
Auf den ersten Blick ist alles ganz einfach. In einer geschlossenen Glaserei am Münchner Stadtrand kam es zu einem tödlichen Zwischenfall. Ein Mann liegt erschlagen in der Werkstatt und nach ersten Erkenntnissen am Tatort wurde er während eines Handgemenges gegen einen harten Gegenstand geschleudert und kam durch einen unglücklichen Aufschlag zu Tode. Und draußen vor der Tür wartet auch schon der geständige Täter.
Doch für die beiden Hauptkommissare wird es nicht der erwartet leichte Fall, denn Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) müssen sich im neuen Tatort des Bayerischen Rundfunks (BR) „Gestern war kein Tag“ mit einem demenzkranken Verdächtigen auseinandersetzen. Max Lasinger (Günther Maria Halmer) lebt in seiner eigenen Welt. Er hat Demenz und ist im Alltag hilflos wie ein Kind.
„Passt scho!“ ist sein Spruch, mit dem er sich über den Tag hilft. Allein der Rückzug in seine geliebte Glaserei lässt ihn die Vergangenheit wieder erleben. Inmitten seiner unfertigen Kirchenfenster fühlt er sich wohl, hier wird er wieder kurzzeitig zu dem Mann, der er war, bevor die Krankheit begann, ihm Schritt für Schritt die Erinnerungen zu rauben.
Hat Max Lasinger seinen eigenen Sohn nicht erkannt?
Max Lasinger muss rund um die Uhr betreut werden. Er wohnt zusammen mit seiner Schwiegertochter Karin (Johanna Gastdorf), und seinem Enkel Tobias (Kai Malina) in einem mit Hypotheken belasteten Haus. Wäre da nicht die bulgarische Hilfe Dana (Vesela Kazakova), die mehr oder weniger am Rande der Legalität als Pflegerin bei den Lasingers arbeitet, würde die Familie vollends zusammenbrechen. Als man die Identität des Opfers feststellt, wird klar, dass der Fall alles andere als Routine ist. Denn das Opfer ist Bernd Lasinger, Sohn von Max und getrennt lebender Ehemann von Karin Lasinger.
Kann es sein, dass Max Lasinger seinen eigenen Sohn nicht erkannt hat? War alles ein tragischer Unfall, oder steckt mehr dahinter? Denn die Ermittler stellen sich immer mehr die Frage, wie dement Max Lasinger wirklich ist. Der Kreis der Verdächtigen erweitert sich auf die Familienmitglieder und die bulgarische Hilfe Dana, die seit des Zwischenfalls verschwunden ist.
Manchmal gibt es Kriminalfälle, bei denen man die Auflösung gar nicht wissen will
Ein Katalog mit Fotos junger, aus den Balkanstaaten stammender Frauen und die etwas zu luxuriöse Wohnungseinrichtung des Opfers lassen auf illegale Tätigkeiten Bernd Lasinger schließen und bringen die Ermittler schließlich auf die Spur von Anwalt Stefan Roggendorf (Jürgen Tarrach), dessen Klientenkreis sich auf Familien mit demenzkranken Mitgliedern und Immobilienvermögen zu konzentrieren scheint. Und in diesen Familien gibt es auch bulgarische Pflegerinnen für die demenzkranken Menschen.
Manchmal gibt es Kriminalfälle, bei denen man die Auflösung gar nicht wissen will. Eine solche Stimmung verbreitet dieser von Christian Görlitz inszenierte „Tatort“ von Anfang an. Man spürt die Tragik einer Familie und das Drama jeder darin verwickelten einzelnen Person. Man ahnt schon früh, dass man durch die Aufklärung des Falls kaum zufriedengestellt wird. Was bleibt sind Trostlosigkeit und Resignation. Es ist halt so wie es ist. Passt scho! (dapd)