Cape Canaveral. . Die „Atlantis“ ist zum letzten Flug einer US-Raumfähre überhaupt ins All gestartet. Das Shuttle hob in Cape Canaveral im US-Staat Florida ab. Nach der Mission stellt die NASA das Programm ein.

Der Beginn des großen Finales für das US-Shuttle-Programm hätte dramatischer nicht sein können: Obwohl der Wetterdienst die Startchancen wegen Sturms und Tropengewittern mit lediglich 30 Prozent angab, setzte die Luft- und Raumfahrtbehörde NASA voll auf Risiko und ließ die "Atlantis" wie geplant auftanken. Die Wolken verzogen sich in Cape Canaveral und die Raumfähre hob um 17.29 Uhr deutscher Zeit vom Weltraumbahnhof ab - drei Minuten später als geplant. Bis zu eine Million Schaulustige entlang der Space Coast verfolgten, wie sich mit der "Atlantis" zum 135. und letzten Mal ein Shuttle in den Himmel über Florida bohrte.

Die vierköpfige Shuttle-Crew unter Commander Chris Ferguson soll am Sonntag an der ISS andocken und mehrere Tonnen Lebensmittel, Ersatzteile, wissenschaftliche Geräte und Post zur Station bringen, in der drei Russen, zwei Amerikaner und ein Japaner Dienst tun. Während des achttägigen Gemeinschaftsfluges ist auch ein Ausstieg in den freien Raum vorgesehen, um eine defekte Pumpe in der Shuttle-Ladebucht zu verstauen. Der "Weltraumspaziergang" wird von zwei amerikanischen ISS-Astronauten ausgeführt. Am 20. Juli soll die "Atlantis" zur Erde zurückkehren. Damit wird ausgerechnet am 42. Jahrestag der Mondlandung von Neil Armstrong und Buzz Aldrin das Kapitel "Space Shuttle" geschlossen, das vor 30 Jahren am 12. April 1981 - dem 20. Jahrestag des Fluges von Juri Gagarin als erster Mensch ins All - begann.

Die Shuttle-Crew wurde für die letzte Mission von normalerweise sechs bis sieben auf vier Mitglieder reduziert, denn diesmal steht keine Rettungsfähre zur Verfügung, wie sie seit der "Columbia"-Katastrophe von 2003 üblich ist. Sollte die "Atlantis" irreparabel beschädigt werden, müssten sich Ferguson, sein Pilot Doug Hurley sowie die Missionsspezialisten Sandy Magnus und Rex Walheim in die ISS retten.

Bolden und Obama machen den Amerikanern Mut

Angesichts der neuen Situation hatte NASA-Chef Charles Bolden vor dem Start versucht, die in der US-Öffentlichkeit verbreitete Ansicht zu entkräften, das Ende des Shuttle-Programms bedeute zugleich das Ende der bemannten Raumfahrt der Amerikaner. Die USA schlössen nicht mit der bemannten Raumfahrt ab, sondern unternähmen vielmehr die "notwendigen und schwierigen Schritte, um heute die Vorherrschaft Amerikas" auf diesem Feld für die kommenden Jahre zu sichern, sagte er in einer Rede vor dem Nationalen Presseklub.

US-Präsident Barack Obama, der 2010 das "Constellation"-Programm seines Vorgängers George W. Bush für die bemannte Rückkehr zum Mond aus Kostengründen gestrichen hat, forderte einen "technologischen Durchbruch", um in der Raumfahrt neue und fernere Ziele wie etwa Asteroiden und den Mars ansteuern zu können. Die USA seien weiter in der Weltraumforschung führend, betonte er.

Ob der offiziell zur Schau getragene Optimismus die Amerikaner überzeugt, wird sich zeigen. Tatsache ist, dass das Ende der Shuttle-Story für Zehntausende in der Raumfahrtbranche. (dapd)