Brüssel. . Die Deutsche Flugsicherung schließt wegen des Vulkanausbruchs auf Island eine Beeinträchtigung des Luftverkehrs in Deutschland am späteren Abend nicht aus. Bei den großen Flughäfen in NRW gibt es bislang keine Behinderungen.
Die Deutsche Flugsicherung (DFS) schließt eine Beeinträchtigung des Luftverkehrs in Deutschland wegen des Vulkanausbruchs auf Island am späteren Abend nicht aus. "Bis 20.00 Uhr rechnen wir mit keinen Einschränkungen im deutschen Luftraum aufgrund der Aschewolke", sagte eine Sprecherin der Flugsicherung am Dienstag auf dapd-Anfrage. Wie es danach weitergeht, darüber wollte die Sprecherin nicht spekulieren.
Solange der Grenzwert von 0,2 Milligramm pro Kubikmeter nicht überschritten sei, könne man noch nicht von einer Kontaminierung der Luft durch die isländische Asche sprechen. "Unsere Aussagen beziehen sich auf dem deutschen Luftraum insgesamt", sagte die Sprecherin.
Verkehrskommissar: Flexiblere Regeln als vor einem Jahr ermöglichen mehr Flüge
Trotz der näher rückenden Aschewolke aus Island rechnet die EU-Kommission weiterhin nicht mit massiven Luftraumschließungen wie vor einem Jahr. "Der Vulkan und die Asche sind verschieden, und das Wetter ist anders", sagte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas am Dienstag in Brüssel. Zudem seien die Regeln in Europa geändert worden.
Vor einem Jahr wurde der Luftraum vorübergehend ganz geschlossen, obwohl die Aschebelastung und damit das Risiko in den einzelnen Regionen verschieden war. Diesmal sei es bislang die freie Entscheidung der Airlines, ob ihnen das Risiko zu hoch sei oder nicht, sagte Kallas. Die nationalen Behörden könnten zwar ihre Lufträume dicht machen. Die Notwendigkeit "sehen wir aber heute noch nicht." Anders als vor einem Jahr könne Europa nun "schrittweise" vorgehen, und dadurch mehr Flüge ermöglichen, anstatt "eine Lösung für alle" vorzugeben.
Grimsvötn spuckt Asche
Seit Montag ist ein Krisenstab von Airlines, Flughäfen und Behörden aktiviert, in dem die Entscheidungen abgestimmt werden. "Die Verfahren funktionieren", sagte Kallas. Er behalte sich aber vor, bei einer weiteren Zuspitzung die EU-Verkehrsminister zu einer Sondersitzung zusammenzurufen.
Eurocontrol: Aschewolke am Abend über Norddeutschland
Die Aschewolke aus dem isländischen Vulkan Grimsvötn könnte nach Angaben von Eurocontrol noch bis zum Ende des heutigen Dienstags Norddeutschland erreichen. Südliche Teile Skandinaviens, Dänemark und nördliche Teile Deutschlands könnten bedeckt werden, sagte der stellvertretende Leiter der europäischen Luftaufsichtsbehörde, Brian Flynn, auf einer Pressekonferenz in Brüssel.
Schottland und Nordirland seien bereits zum größten Teil unter der Wolke, sagte Flynn. 252 Flüge seien dort deswegen schon gestrichen worden.
Vulkanasche dürfte laut Wetterdienst Flugverkehr erschweren
Bis zum Abend werde die Asche-Konzentration an der Nordseeküste vermutlich Werte zwischen 0,2 und 2,0 Milligramm je Kubikmeter Luft erreichen, sagte der Meteorologe Marcus Beyer vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Flüge seien bei diesen Konzentrationen nur unter besonderer Aufsicht möglich.
Der DWD beruft sich bei seinen Angaben auf Informationen des Volcanic Ash Advisory Centre (VAAC) des britischen Wetterdienstes MetOffice. Betroffen sein dürfte demnach die norddeutsche Küstenregion.
Im Westen von Norwegen und Dänemark hat die Aschewolke bereits den Flugverkehr gestört. Der norwegische Flughafenbetreiber Avinor erklärte am Dienstag, betroffen seien Verbindungen von und zu den Flughäfen Stavanger und Karmoey.
Bislang keine Flugbehinderungen in NRW
Der Vulkanausbruch in Island und die dadurch verursachte Aschewolke haben bislang zu keinen Behinderungen bei den großen Flughäfen in Nordrhein-Westfalen geführt. Man habe bislang keine Auswirkungen auf die Flugverbindungen, sagte ein Sprecher des Flughafens Düsseldorf am Dienstag auf dapd-Anfrage. Auch am Flughafen Köln/Bonn gibt es bislang keine Probleme, die Flüge könnten wie geplant starten, sagte eine Sprecherin weiter.
Die Lufthansa hat wegen der Aschewolke nach dem Vulkanausbruch in Island zwei Flüge gestrichen. Dabei handele es sich um Flüge von Deutschland nach Edinburgh in Schottland, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Dienstag.
Obama ändert Reisepläne
Die dänischen Behörden schlossen im Nordwesten des Landes den Luftraum unter sechs Kilometer Höhe. In der Region befindet sich kein Flughafen. Trotzdem mussten am Flughafen Kopenhagen Flüge abgesagt werden oder waren verspätet. Bereits zuvor hatte British Airways vorsorglich alle Verbindungen zwischen London und Schottland für den heutigen Dienstagvormittag abgesagt. Auch KLM sagte Flüge von und nach Schottland und Nordengland ab.
Vulkanausbruch auf Island
Die Asche brachte auch die Reisepläne von US-Präsident Barack Obama durcheinander. Er und seine Ehefrau Michelle verkürzten ihren Besuch in Irland um einen Tag und flogen schon am Montagabend von Dublin nach London.
Ryanair protestiert
Der Billigflieger Ryanair protestierte derweil gegen die Entscheidung der irischen Behörden, seine Flüge von und nach Edinburgh, Glasgow und Aberdeen aus Sicherheitsgründen abzusagen. Dafür gebe es „keinen Grund“, erklärte die Fluggesellschaft auf ihrer Website.
Der aktivste isländische Vulkan Grimsvötn war am Samstag ausgebrochen und hatte Befürchtungen vor einem Szenario wie vor gut einem Jahr beim Ausbruch des Gletschervulkans Eyjafjöll geweckt. Wegen seiner Aschewolke mussten damals fast einen Monat lang große Teile des europäischen Luftraums geschlossen werden, Millionen Reisende in aller Welt saßen fest. (dapd/afp/rtr)