Reykjavik. . Ein Jahr nachdem der Eyjafjallajökull den Luftverkehr lahmgelegte, ist in Island wieder ein Vulkan ausgebrochen. Der Grimsvötn spuckte eine Aschewolke 20 Kilometer hoch. Eine Flugverbotszone wurde eingerichtet, der Flughafen Reykjavik geschlossen.

Gut ein Jahr nach der folgenschweren Eruption des Eyjafjallajökull ist auf Island erneut ein Vulkan ausgebrochen. In einem Radius von 220 Kilometern um den Grimsvötn wurde der Luftraum gesperrt, der Flughafen der Hauptstadt Reykjavik wurde am Sonntag geschlossen. Maßgebliche Auswirkungen auf den Flugverkehr über dem europäischen Kontinent wie vor einem Jahr wurden aber nicht erwartet.

Wie eine Sprecherin des südlich von Reykjavik gelegenen Flughafens Keflavik mitteilte, erfolgte die Schließung am Morgen, nachdem eine rund 20 Kilometer hohe Wolke aus Rauch und Asche über dem Grimsvötn aufgestiegen war. Den Angaben zufolge wurde die Wolke aber vom Wind nach Westen in Richtung Grönland getrieben. Eine Gefährdung des Flugverkehrs in Europa sei daher nicht zu befürchten.

Mehrere kleinere Erdbeben

In der nur dünn besiedelten unmittelbaren Umgebung des Vulkans fielen schwere Aschepartikel herunter. Die Polizei musste aus Sicherheitsgründen eine Hauptverkehrsstraße sperren. Der Grimsvötn gilt als der aktivste isländische Vulkan und liegt unter dem Vatnajökull-Gletscher. Die Eruption am Samstagabend wurde nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes von mehreren kleineren Erdbeben begleitet.

Grimsvötn spuckt Asche

Am 21. Mai machte der Island-Vulkan Grimsvötn deutlich auf sich aufmerksam...
Am 21. Mai machte der Island-Vulkan Grimsvötn deutlich auf sich aufmerksam... © AFP
Nach einer Eruption gegen 19 Uhr spuckte der Vulkan eine heftige Asche-Ladung in die Atmosphäre...
Nach einer Eruption gegen 19 Uhr spuckte der Vulkan eine heftige Asche-Ladung in die Atmosphäre... © AFP
Bis zu 11 Kilometer Höhe erreichten die Asche-Partikel und verdunkelten Islands Himmel.
Bis zu 11 Kilometer Höhe erreichten die Asche-Partikel und verdunkelten Islands Himmel. © AFP
Seitdem spuckt der Feuerberg Tag und Nacht Ruß und Staub in die Atmosphäre.
Seitdem spuckt der Feuerberg Tag und Nacht Ruß und Staub in die Atmosphäre. © AFP
Jetzt verteilt sich die Aschewolke langsam über Nordeuropa, wenn auch die Folgen sicher nicht so gravierend sein werden wie direkt vor Ort in Island.
Jetzt verteilt sich die Aschewolke langsam über Nordeuropa, wenn auch die Folgen sicher nicht so gravierend sein werden wie direkt vor Ort in Island. © AFP
Isländischen Schafhirten und ihre Tiere wandern durch die rauchgeschwängerte Luft. Auch dutzende Kilometer entfernt vom Vulkan ist die Aussicht trübe.
Isländischen Schafhirten und ihre Tiere wandern durch die rauchgeschwängerte Luft. Auch dutzende Kilometer entfernt vom Vulkan ist die Aussicht trübe. © AFP
Betroffen sind auch Touristen auf der Insel. Diese Besucher des Örtchens Nupur konnten am Tag nach dem Ausbruch nur mit Schutzmasken vor die Tür und standen knöcheltief in der Asche.
Betroffen sind auch Touristen auf der Insel. Diese Besucher des Örtchens Nupur konnten am Tag nach dem Ausbruch nur mit Schutzmasken vor die Tür und standen knöcheltief in der Asche. © AFP
Von oben sieht's nicht besser aus: Eine Satellitenaufnahme der Nasa vom 22. Mai zeigt das Zentrum der Eruption im Südosten Islands.
Von oben sieht's nicht besser aus: Eine Satellitenaufnahme der Nasa vom 22. Mai zeigt das Zentrum der Eruption im Südosten Islands. © AFP
Die Asche-Partikel, die sich in der Atmosphäre verteilen, schwärmen  in großer Höhe weit über Islands Grenzen hinaus. Das hat nicht nur Folgen für die Umwelt...
Die Asche-Partikel, die sich in der Atmosphäre verteilen, schwärmen in großer Höhe weit über Islands Grenzen hinaus. Das hat nicht nur Folgen für die Umwelt... © AFP
Wie schon beim Ausbruch des Eyjafjallajökull im März 2010 kommt es erneut zu Beeinträchtigungen im Flugverkehr...
Wie schon beim Ausbruch des Eyjafjallajökull im März 2010 kommt es erneut zu Beeinträchtigungen im Flugverkehr... © AFP
An anderen Flughäfen war dagegen gar nichts los, weil einfach alle Flüge abgesagt waren.
An anderen Flughäfen war dagegen gar nichts los, weil einfach alle Flüge abgesagt waren. © AFP
Über 100.000 Flüge wurden 2010 wegen der Vulkan-Asche gestrichen. Bei vielen Fluglinien herrschte lange anhaltende Flaute.
Über 100.000 Flüge wurden 2010 wegen der Vulkan-Asche gestrichen. Bei vielen Fluglinien herrschte lange anhaltende Flaute. © AFP
Und wer bis heute nicht weiß, wie der Verursacher-Vulkan des letzten Asche-Chaos hieß, muss nur mit dieser Maschine von Iceland-Air fliegen.
Und wer bis heute nicht weiß, wie der Verursacher-Vulkan des letzten Asche-Chaos hieß, muss nur mit dieser Maschine von Iceland-Air fliegen. © AFP
Wie groß die Folgen des aktuellen Grimsvötn-Ausbruchs sein werden, ist noch nicht abzusehen. Allerdings soll es sich diesmal um schwerere Asche-Teilchen handeln, die sich nicht so lange in der Atmosphäre umherschweben können.
Wie groß die Folgen des aktuellen Grimsvötn-Ausbruchs sein werden, ist noch nicht abzusehen. Allerdings soll es sich diesmal um schwerere Asche-Teilchen handeln, die sich nicht so lange in der Atmosphäre umherschweben können. © AP/Jon Gustafsson
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Bei der Sperrung des Luftraums handele es sich um eine Routinemaßnahme, teilte eine Sprecherin der Luftverkehrskontrolle mit. Die Rauchwolke habe die Flughöhe von Passagierflugzeugen erreicht und es seien Maßnahmen eingeleitet worden, um den Flugverkehr südlich an der Gefahrenzone vorbei zu leiten, sagte sie. Die vergangenen Ausbrüche des Grimsvötn - der letzte ereignete sich im Jahr 2004 - hatten keinen großen Einfluss auf den Flugverkehr.

Experten erwarten kein Reisechaos

Vor gut einem Jahr hatten nach dem Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull über Europa treibende Aschewolken tagelang zu Sperrungen des Luftraums geführt und für ein Chaos im internationalen Flugverkehr gesorgt. Schätzungen zufolge waren damals weltweit etwa zehn Millionen Passagiere betroffen. Experten gehen aber davon aus, dass die Eruption des Grimsvötn kein derartiges Reisechaos zur Folge haben wird.

Der isländische Geophysiker Páll Einarsson bezeichnete den Ausbruch im April 2010 als seltenen Vorfall. Die Asche des Eyjafjallajökull sei sehr fein gewesen. "Die Asche des Grimsvötn ist gröber und deshalb ungefährlicher, weil sie viel schneller auf die Erde zurück sinkt und nicht so lange in der Luft bleibt, wie es bei der Eruption des Eyjafjallajökull der Fall war", sagte er. Ein Flugzeug der isländischen Küstenwache mit Wissenschaftlern an Bord soll über den Vulkan fliegen und die Lage erkunden.

Der Grimsvötn liegt unter dem Vatnajökull-Gletscher. Nach der Entdeckung von Schmelzwasser hatten Experten seit November einen weiteren Ausbruch des Vulkans erwartet. Wie dramatisch die Auswirkungen des Ausbruchs noch werden, hängt unter anderem davon ab, wie lang die Eruption andauert und wie hoch die Aschewolken in die Luft geschleudert werden. Auch die Windrichtung spielt eine Rolle.(dapd)