Augsburg. .
Zwei Angeklagte wurden am Landgericht Augsburg als Mittäter im schwäbsichen Ekelfleisch-Skandal zu Bewährungsstrafen verurteilt. Als Mittelsmänner sollen sie geholfen haben, 150 Tonnen Fleisch umzuetikettieren.
Für ihre Beteiligung am schwäbischen Ekelfleisch-Skandal sind zwei Angeklagte vom Landgericht Augsburg zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Die zweite Strafkammer sah es am Mittwoch als erwiesen an, dass der 54-jährige Jürgen D. als Mittäter und der 70 Jahre alte Helmut R. als Mittelsmann halfen, dass zwischen 2006 und 2007 rund 150 Tonnen Fleisch, das als nicht für den menschlichen Verzehr geeignet ausgewiesen war, umetikettiert und an Berliner Dönerproduzenten verkauft wurde. Konkrete Hinweise, dass das Fleisch tatsächlich ungenießbar war, hätten aber nicht bestanden, sagte der Vorsitzende Richter.
D. erhielt wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Beihilfe zum Betrug zwei Jahre Haft auf Bewährung, R. wegen Beihilfe zum Betrug eine 15-monatige Bewährungsstrafe. Das Verfahren gegen den Hauptangeklagten, den Fleischfabrikanten Wolfgang L. aus Wertingen, wurde ausgesetzt, weil er am Wochenende einen Herzinfarkt erlitten hatte.
Das Urteil gegen seine Geschäftspartner basierte Richter Wolfgang Natale zufolge auf einer Vereinbarung der Prozessparteien am Freitag. An jenem ersten Verhandlungstag hatten die beiden Mitangeklagten ein Geständnis abgelegt. Während D. unter anderem Papiere fälschte und Vertriebswege aufbaute, stellte R. den Kontakt zwischen D. und dem Wertinger Metzgereiunternehmer her. Außerdem war er für Geldtransfers zuständig.
Lastwagenfahrer deckte Skandal auf
Natale stellte in Aussicht, dass der Prozess gegen den 53-Jährigen Wolfgang L., der das mit Kategorie 3 ausgewiesene Fleisch (“nicht für den menschlichen Verzehr geeignet“) in seiner Fabrik umetikettiert haben soll, in einigen Wochen fortgeführt werden könne, sofern L. wieder verhandlungsfähig sei.
Die Machenschaften der Männer, die damit rund 190.000 Euro umgesetzt haben sollen, deckte der Lastwagenfahrer Miroslaw Strecker auf. Der Wertinger Fleischfabrikant L. habe sich bei der Entgegennahme der Ware untypisch verhalten, sagte Strecker am Mittwoch aus. Den Lastwagen habe er ganz nah an das Firmengebäude fahren müssen. „Damit die Nachbarn nichts einsehen können, was abgeladen wird“, sagte Strecker. L. habe dann die Kühlung des Fahrzeugs ausgeschaltet und anschließend die Etiketten auf der Fracht entfernt „und sich in die Hosentasche gesteckt“.
Strecker informierte dann die Polizei. Im Oktober 2007 wurde er vom damaligen Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) für sein mutiges Handeln ausgezeichnet. (dapd)