Essen. . Mit den warmen Temperaturen kommen auch Insekten und Spinnen aus den Subtropen nach Deutschland. Wie gefährlich sind die Einwanderer aus Asien und Afrika?
Mit dem fortschreitenden Klimawandel und der damit einhergehenden Klimaerwärmung, nimmt die Anzahl der einwandernden Arten aus den Subtropen von Jahr zu Jahr zu. Erst jüngst wurde hierzulande eine neue Stechmückenart - der japanischen Buschmoskito - und drei von Mücken übertragene Viren registriert. Auch die Überlebenswahrscheinlichkeit eingeschleppter Arten steigt. Da ist es nicht ganz einfach, hier immer auf dem neusten Stand zu sein. Julian Heiermann vom NABU (Naturschutzbund Deutschland), studierter Naturschützer und Insektenexperte, schätzt die aktuelle Lage ein.
Aufgrund der Klimaveränderungen kommen Erreger aus Afrika nach Deutschland. Welche sind das?
Julian Heiermann: Vor allem Viren und Bakterien, die durch Mücken oder Zecken, beispielsweise die Auwaldzecke aus Südosteuropa, in unser Land kommen. Am bekanntesten ist hier die Malariamücke. In Süddeutschland gibt es bereits Populationen dieser Mückenart, doch kann sich der Malariaerreger bisher noch nicht bei uns halten. Die klimatischen Bedingungen sind noch nicht tropisch genug.
Welche Krankheiten können die Erreger übertragen?
Heiermann: Hier gibt es eine Vielzahl an exotisch klingenden Krankheiten. Aktuell wurden neue Erreger, wie Sindbis-, das Batai- und das Usutu-Virus bei heimischen Mücken entdeckt.
Gefahren sind schwer einzuschätzen
Stellen sie eine Gefahr dar?
Heiermann: Potentiell ja, aber ich sehe derzeit noch keine Gefahr, da es sich bisher noch um Einzelfälle handelt. Schwer einzuschätzen, ob es in absehbarer Zeit Anlass zu mehr Sorge gibt.
Wie kann oder sollte man sich schützen?
Heiermann: Schutz in der Wohnung durch Fliegennetze an Schlaf- und Kinderzimmern, lange und lockere Kleidung tragen, hautfreundliche Mittel zum Aufragen. Man sollte temporäre Kleinstgewässer meiden, wie zum Beispiel mit Regenwasser gefüllte Gefäße im Garten im Garten oder auf dem Balkon. Der artenreiche Gartenteich ist meist kein Problem, da hier mit Libellen, Fröschen, Molchen, Wasserkäfern und Wasserwanzen eine Vielzahl an natürlichen Gegenspielern der Mücken leben. Ein naturnaher Garten beherbergt im Allgemeinen auch eine Vielzahl von Fressfeinden: Spinnen, Vögel, Fledermäuse und so weiter.
Der Klimawandel bringt exotische Insekten
Taubenschwänzchen und Totenkopfschwärmer
Durch den Klimawandel kommen auch Käfer nach Deutschland. Gibt es da Probleme für Wälder und Gärten?
Heiermann: Es gibt bei uns beispielsweise den Asiatischen Laubholzbockkäfer. Bisher kommt er zwar nicht aktiv, sondern manchmal mit Transporten ins Land, aber er kann sich potentiell hier halten. Er stellt ein großes Problem für die Forstwirtschaft dar, weil er sogar gesunde Bäume, und besonders gerne unsere Rotbuchen, befällt und diese zum Absterben bringt. Allgemein kann man sagen, dass alle exotischen Tiere, die durch den Menschen eingeschleppt werden, ein Problem darstellen, weil hier bei uns ihre natürlichen Feinde fehlen. Unsere heimischen Tiere müssen sich erst auf die neue Kost einstellen.
Aber es gibt auch Insekten, die ungefährlich sind oder einfach nur schön anzusehen.
Heiermann: Das Taubenschwänzchen kommt aus dem Süden her und erinnert stark an einen Kolibri. Wenn es vor einer Blüte scheinbar in der Luft steht, ist die Verwechslungsgefahr sehr groß. Ungefährlich ist auch der Totenkopfschwärmer. Der nordafrikanische Wanderfalter, mit einer Spannweite von über 10 Zentimetern, bleibt zwar noch nicht ganzjährig in Deutschland, doch wenn es weiterhin wärmer wird, kann sich das bald ändern.
Wie sehen sie insgesamt die Entwicklung, dass immer mehr exotische Tiere nach Deutschland kommen?
Heiermann: Bei Tieren, die von selbst einwandern, sehen es Wissenschaftler eigentlich ziemlich entspannt. Es gab Eiszeiten, das Klima wandelte sich schon öfter und da ist es ganz normal, dass es Einwanderer gibt.