Zürich. . Seit Jahren streiten sich die Schoko-Firmen um das Aussehen ihrer Osterhasen. Es geht um die Farbe der Folie und um die Schleife. Lindt klagt aktuell gegen zwei Produzenten.
Sein Name ist Hase. Putzig, wie er da so sitzt. Mit diesem goldenen Fell und der roten Schleife um den Hals. Verzieht keine Miene. Sollen sich doch andere um ihn streiten. . .
Machen sie auch. Der Goldhase beschäftigt die Juristen. Seit Jahren ist die Aufregung in seinem Stall, bei der Schweizer Firma Lindt, groß. Bei weiteren Schokoladenfirmen auch. Das Problem ist folgendes: Da gibt es in den Läden noch andere Schoko-Osterhasen, die so putzig dasitzen. Die ebenfalls in goldene Folie gewickelt sind und ein Schleifchen tragen. Lindt findet, um das mal salopp zu formulieren: Diese Typen sind Nachmacher. Deshalb geht das Unternehmen gegen sie vor. Der Goldhase soll einzigartig sein und nicht verwechselt werden können.
Aktuell klagt Lindt gegen zwei Produzenten. Sie sollen es lassen, Produkte auf den Markt zu bringen, die von den Kunden mit dem Goldhasen durcheinandergebracht werden könnten. Ein hartes Vorgehen, das dem Unternehmen nicht nur Freunde macht. Die Konkurrenz findet den Schokostreit alles andere als angenehm. „Denn Lindt ist keineswegs der Erfinder des sitzenden Goldhasen. Diese Form hat eine lange Tradition“, sagt Peter Riegelein, geschäftsführender Gesellschafter der Confiserie Riegelein, mit der Lindt seit Jahren im Clinch liegt.
„Unser Ziel ist es nicht, die Existenz der Mitbewerber zu gefährden. Wir wollen auch kein Monopol auf Osterhasen. Die Schokohasen der anderen sollen sich einfach ausreichend unterscheiden“, sagt dagegen Adalbert Lechner, Geschäftsführer von Lindt Deutschland. Ein veränderter Farbton der Folie oder eine andere Schleife sollten es schon sein. Denn, wie Rechtsanwältin Gesine Hild erklärt: „Die Verbraucher schicken Schokohasen zu Lindt ein und wollen sie reklamieren. Dabei handelt es sich gar nicht um die Goldhasen.“
Schweizer Bergwelt
Am Stammsitz von Lindt, in Kilchberg bei Zürich, füllt der Fall Hase längst etliche Aktenordner. Eine unerbittliche Geschichte, die die Idylle am Ufer des Zürichsees stört. Malerischer könnte ein Standort kaum sein: Wer viel Anlauf nimmt, könnte aus der Firma heraus fast einen Kopfsprung in den See machen. Weiter in der Ferne öffnet sich die Schweizer Bergwelt, schneebedeckt bis ins Frühjahr hinein. Eine Region präsentiert ihre Schokoladenseite.
Seit 1898 residiert die Firma Lindt & Sprüngli, wie sie offiziell heißt, an dieser Adresse. 30 000 Tonnen Schokolade verlassen pro Jahr das Firmengelände. 1000 Mitarbeiter sind im Einsatz. Zumindest wenn Hochsaison ist, also wenn die Weihnachts- oder Osterproduktion läuft. Sie alle dürfen so viel Schokolade essen, wie sie möchten. Den meisten von ihnen sieht man das nicht an.
Gold- gegen Prachthase
Artenschutz für den Goldhasen! Fordert Lindt. Eines der beiden Verfahren gegen die Wettbewerber richtet sich gegen die österreichische Firma Hauswirth, das andere gegen die deutsche Firma Hans Riegelein. In dem Hauswirth-Verfahren, das ist der Fall „Goldhase“ gegen „Prachthase“, hat es kürzlich eine Entscheidung gegeben. Das Handelsgericht Wien gab Lindt Recht. Hauswirth muss die Produktion seines in Goldfolie gewickelten und mit roter Schleife versehenen Schokoladenosterhasen einstellen. Das Gericht sieht tatsächlich eine Verwechslungsgefahr mit dem Goldhasen. Vom Tisch ist die Sache damit nicht. Denn das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, Hauswirth kann Rechtsmittel einlegen. Damit bleiben die Hasen auch erst einmal so in den Läden.
Andere geben klein bei
Bei der Konkurrenz sorgt das Lindt-Vorgehen für verbitterte Mienen. So sagt Stefanie Wehnert, Sprecherin von Riegelein: „Es ist bedauerlich, dass sich nur zwei Hersteller zur Wehr setzen und mit Lindt einen Rechtsstreit führen.“ Andere Hersteller hätten lieber klein beigegeben. Dabei sei die umstrittene Hasen-Form althergebracht. „Sie wurde schon in den Fünfzigern von vielen Produzenten angeboten. Von Lindt ebenso wie von Riegelein.“ Und Goldfolie sei damals die einzige mögliche Verpackung gewesen. „Wie sehr sich nun die Schleifen um den Hals ähneln, darüber kann man streiten“, sagt Stefanie Wehnert. Tut man ja auch. Die nächste Runde im Schoko-Zoff soll im Herbst vor dem Oberlandesgericht Frankfurt ausgetragen werden.
Am einfachsten wäre es wohl, die Produzenten würden von Goldhasen auf Goldhamster umsteigen. Die wären zu Ostern wirklich einmalig.