Paris. . Vor zwei Jahren stürzte die Maschine der Air France vor Brasilien in den Ozean. Jetzt haben Experten Leichenteile gefunden. Die Hinterbliebenen sind sauer: Niemand hat sie über die Entwicklung informiert.

Hinterbliebene der Opfer des Flugzeugabsturzes AF 447 Rio-Paris gehen erneut hart mit der französischen Flugunfallbehörde BEA ins Gericht. Als besonders „herzlos“ und „würdelos“ empfinden sie die Tatsache, dass sie nicht unmittelbar von der Behörde über den unerwarteten Fund des Airbus-Wracks unterrichtet wurden.

„Die meisten Angehörigen haben es erst aus der Presse erfahren, das ist schlechter Stil“, ärgert sich Bernd Gans, der Sprecher der deutschen Hinterbliebenen-Organisation. Auch der kühle Ton, in dem die französische Verkehrsministerin in der Pressekonferenz lapidar über „Leichen auf 4000 Metern Tiefe“ gesprochen habe, sei als „schockierend“ empfunden worden. Gleichwohl seien viele Angehörige erleichtert darüber, dass eine der rätselhaftesten Katastrophen in der Geschichte der Luftfahrt nun möglicherweise aufgeklärt werden kann.

228 Insassen kamen ums Leben

Beim Absturz des Air France-Airbus A 330 am 1. Juni 2009 sind alle 228 Insassen (216 Passagiere und 12 Besatzungsmitglieder) ums Leben gekommen. Bislang konnten jedoch erst 51 Opfer geborgen werden. Nach Angaben der französischen Flugunfallbehörde befindet sich eine bislang unbekannte Zahl von Opfern in den Anfang der Woche gefundenen Wrackteilen.

An Bord des Unglücksjets waren Menschen aus 32 Nationen, die meisten kamen aus Frankreich, Brasilien, Deutschland und Italien. In diesen Ländern haben sich unmittelbar nach der Katastrophe insgesamt fünf Hinterbliebenenverbände gegründet.

Wrackteile sollen gehoben werden

Die Hebung der Wrackteile soll innerhalb der nächsten vier Wochen erfolgen, Fregatten der französischen Marine werden sie nach Frankreich bringen. Robert Soulas, der Vorsitzende der französischen Hinterbliebenen-Organisation, wird die Arbeiten an Bord des Bergungsschiffes verfolgen. Der Franzose beklagt den Tod seiner Tochter, die als Passagierin an Bord von AF 447 war, und den seines Schwiegersohnes, der in der Unglücksnacht seinen Dienst Flugbegleiter versah.

Anlässlich des ersten Jahrestages des Unglücks enthüllten die Hinterbliebenen im Juni 2010 auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise einen Gedenkstein. In diesem Jahr soll keine Gedenkveranstaltung stattfinden.