Bangkok. . Ein starkes Erdbeben im Nordosten Birmas hat mehr als 70 Menschen das Leben gekostet. Der Erdstoß hatte nach Angaben des Geologischen Dienstes der USA die Stärke 6,8. Sein Zentrum lag in den Bergen entlang der Grenze zu Thailand.
Ein heftiges Erdbeben hat am Donnerstag Birma und Thailand erschüttert und mindestens einen Menschen getötet. Das Beben der Stärke 6,8 war nach Behördenangaben außer im Osten Birmas und in den angrenzenden thailändischen Gebieten auch in der 800 Kilometer vom Epizentrum entfernten thailändischen Hauptstadt Bangkok sowie in Vietnam zu spüren. Eine Tsunami-Warnung wurde nicht ausgegeben.
74 Menschen seien in Birma ums Leben gekommen und 111 weitere verletzt worden, berichtete das Staatsfernsehen. In vier Städten und Dörfern habe das Beben knapp 400 Häuser zum Einsturz gebracht. In der besonders stark betroffenen Stadt Tarlay wurden den Angaben zufolge neun Regierungsgebäude zerstört. Auch mehrere Klöster und Pagoden wurden in Birma beschädigt. Ein Vertreter des Welternährungsprogramms (WFP) sagte, im Dorf Mong Lin nahe Tachileik gebe es viele Opfer und schwere Sachschäden. Der staatliche Rundfunk meldete dort 29 Tote und 16 Verletzte. Ein zweiter UN-Vertreter erklärte, die Menschen in den betroffenen Gebieten würden so rasch wie möglich mit Medikamenten versorgt werden.
Die staatliche Zeitung "New Light of Myanmar" schrieb, in Tachileik seien zwei Menschen ums Leben gekommen, darunter ein vier Jahre alter Junge. Sechs Menschen seien verletzt worden. Im Dorf Tarlay seien 15 Häuser eingestürzt. Ein kleines Krankenhaus dort wurde nach UN-Angaben teilweise beschädigt, ebenso eine Brücke. Der Zugang nach Tarlay war dadurch erschwert.
Dutzende Verletzte in Thailand
Die US-Erdbebenwarte (USGS) gab die Stärke des Bebens in nur etwa zehn Kilometern Tiefe zunächst mit 7,0 an und korrigierte die Angabe später auf 6,8 herunter. Eine Tsunami-Warnung wurde nicht herausgegeben, da sich das Beben nach Einschätzung von Fachleuten tief genug im Landesinneren ereignete. Das Epizentrum lag laut USGS in den Bergen unweit der Grenze zu Thailand und Laos, etwa 90 Kilometer nördlich der thailändischen Stadt Chiang Rai und 235 Kilometer nordöstlich von Thailands zweitgrößter Stadt Chiang Mai entfernt.
In der thailändischen Grenzstadt Mae Sai wurde eine Frau von einer Mauer erschlagen. Der Gouverneur der Provinz Chiang Rai sagte, auf der thailändischen Seite der Grenze seien Dutzende Menschen leicht verletzt worden.
Im birmanischen Bundesstaat Shan, der in der Nähe des Epizentrums liegt, liefen die Bewohner nach dem Beben auf die Straße. „Sie trauen sich nicht, nach Hause zurückzukehren“, sagte ein örtlicher Parlamentarier. Er schloss nicht aus, dass es Opfer gegeben habe. Ein Einwohner von Tachilek in Shan berichtete, die Behörden hätten die Bewohner aufgerufen, draußen zu bleiben.
Keine Schäden in Vietnam
Die Erschütterungen waren auch im 800 Kilometer südlich des Epizentrums gelegenen Bangkok, im birmanischen Regierungssitz Naypyidaw und in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi zu spüren. „Unsere Schreibtische wackelten ein bisschen“, sagte ein Behördenvertreter in Naypyidaw. Nun werde versucht, Informationen über das Ausmaß des Bebens zu sammeln.
Obwohl die Erschütterungen in Hanoi nur leicht waren und nur wenige Sekunden dauerten, flohen einige Menschen in Panik aus ihren Häusern. „Mein Mann sagte plötzlich, dass der Fisch wackelt. Dann lief das Wasser aus dem Aquarium“, erzählte die 36-jährige Nguyen Thi Hong Hanh, die in einem zehnstöckigen Hochhaus lebt. Alle Hausbewohner seien hinausgelaufen. Schäden wurden aus Vietnam zunächst nicht gemeldet.
Am 11. März hatte ein Beben der Stärke 9,0 den Nordosten Japans erschüttert und eine Tsunami-Welle ausgelöst, die ganze Städte an der Küste zerstörte. Am Tag zuvor hatte sich in China ein Erdbeben der Stärke 5,4 ereignet, das auch im benachbarten Birma zu spüren war. Während in China mindestens 24 Menschen starben, wurden aus dem autoritär regierten Birma jedoch keine Opfer gemeldet.
Birma gehört zu den ärmsten Ländern Asiens. Die herrschende Militärjunta verfolgt im Fall von Naturkatastrophen eine äußerst restriktive Informationspolitik. Nach dem verheerenden Zyklon "Nargis" mit 130.000 Toten 2008 hatte die Junta zunächst internationalen Hilfsorganisationen den Zugang zum Katastrophengebiet verweigert und damit scharfe Kritik aus aller Welt auf sich gezogen. (afp/ap)