Ruhrgebiet. . Nach Knuts unerwartetem Tod verteidigen Zoo-Chefs in NRW die Haltung der weißen Riesen. Nur noch sieben sind im Lande.
Im eisigen Januar 2010 hatte der Duisburger Zoo nach mehr als zehn Jahren plötzlich wieder eine Eisbärenfamilie. Eine Mutter und zwei Jungtiere standen sowas von stoisch im Eingang herum! Indes stellte sich auf den zweiten Blick heraus, dass es sich um künstliche Bären aus Eis handelte, die den Besuchern sozusagen aufgebunden wurden. Und mit der nächsten Wärmewelle war es dann auch schon wieder zügig vorbei mit der artgerechten Haltung dieser sehr speziellen Eis-Bären.
Es ist der Montagnachmittag nach dem Tod von Knut (4). In Berlin liegt der unerwartet verstorbene Bär der Nation auf dem Obduktionstisch, offensichtlich ertrunken, das konnte jeder im Film sehen – doch was zum hilflosen Sturz ins Wasser führte, ist weiter unklar.
„Jeder Zoo ist bemüht, die Haltung stets zu verbessern“
Ganz Deutschland bastelt Ferndiagnosen, traurige Menschen legen Blumen nieder; und während der Berliner Zoo sich der Vorwürfe erwehrt, er habe Knut zuviel Stress ausgesetzt, zetteln Tierschutzorganisationen eine Diskussion an über die Haltung von (Eis)Bären an sich: „Artgerecht nicht möglich“, das ist im Grunde ihre Position, und: „Gehört verboten.“ Zu wenig Auslauf, zu viele Bären auf zu wenig Raum, das sind ihre Argumente.
„Immer, wenn ein bekanntes Tier stirbt, kommen diese Leute wie Peta oder der Tierschutzbund und bestreiten eigentlich, dass es Zoos überhaupt noch geben darf“, sagt der Wuppertaler Zoodirektor Ulrich Schürer: „Dabei ist jeder Zoodirektor bemüht, die Haltung aller Tiere kontinuierlich zu verbessern.“ Hier in Wuppertal haben sie zwei Eisbären, Lars und Vilma, dazu kommen die fünf im Gelsenkirchener „Zoom“: Elvis und Fanny, zwei Seniorenbären 30+, Antonia mit den kurzen Beinen, Bill und schließlich Lara, die auch schon mal im Gespräch war als Knuts Braut.
Dass auch noch Felix hier vorübergehend lebte, der Vater von Flocke, beweist nur, wie klein die Eisbären-Szene in Deutschland inzwischen ist – ganze sieben sind sie noch in NRW, nach langjährigem Druck der Tierschützer. Aber „ich denke, dass man auch Eisbären so halten kann, dass sie glücklich sind und alt werden“, sagt die Zoom-Sprecherin Sabine Haas: „Wir haben große naturnahe Gehege, Naturboden, Schwimmbecken und Bäume.“
„Tiergerechte Haltung“
In den 90er Jahren gab es Eisbären auch noch in Köln, dort zogen die letzten 1997 aus: Das Gehege wurde allgemein als zu klein empfunden, Seehunde übernahmen. Ähnlich in Duisburg: „Das endete 1999, die letzten drei kamen nach Dänemark“, sagt Jochen Reiter, der Wissenschaftliche Leiter. „Entscheidend war, dass es nicht den Platz gab, den sie haben sollten.“ An ihre Stelle traten die Mandrills, Verwandte der Meerkatzen.
Doch auch Reiter betont: „Wir sind nicht gegen Eisbärenhaltung.“ So gut wie jedes Tier sei zu halten, wenn „Pflege, Beschäftigung und Sozialgefüge“ stimmten. Wichtig sei nicht artgerechte, sondern tiergerechte Haltung: „Artgerecht wäre mit Wirbelstürmen, Seuchen, Hunger, Fressfeinden, Jagd. Das würde auch Peta nicht wollen.“