Den Haag. . Polizei aus Europa und Übersee hat möglicherweise den weltweit größten Online-Ring von Pädophilen zerschlagen. 184 Verdächtige aus 13 Ländern wurden festgenommen. 230 Kinder konnten vor dem weiteren Zugriff der Kinderschänder gerettet werden.

Der Polizei in Europa und Übersee ist ein Schlag gegen einen Kinderporno-Ring gelungen, dem mehrere hundert Pädophile angehört haben sollen. Im Laufe der dreijährigen Untersuchungen wurden nach Polizeiangaben bereits 184 Verdächtige verhaftet und die von ihnen betriebene Internet-Seite gelöscht. Am Mittwoch stellte die EU-Polizeibehörde Europol die vorläufigen Ergebnisse der Ermittlungen im niederländischen Den Haag vor.

Im Fadenkreuz der „Operation Rettung“ (Operation Rescue) stand die mittlerweile geschlossene Internet-Seite Boylover.net. Zu Hoch-Zeiten hatte die Website nach Europol-Angaben weltweit 70.000 Mitglieder. Das Internet-Forum habe Pädophilen als Kontakt-Börse gedient, teilte Europol mit. Zum Austausch illegaler Fotos oder Filme seien die Nutzer auf „privatere Kanäle“ wie E-Mails ausgewichen.

Australische und britische Beamten nutzten die Website als Ausgangspunkt. Sie unterwanderten das Forum, machten dort besonders auffällige Mitglieder aus und folgten Nutzern auf andere Websites. Nachdem die weltweiten Ausmaße des Pädophilen-Netzwerks offenbar wurden, beteiligten sich auch Beamte aus Kanada, Italien, Neuseeland und den USA an den Untersuchungen. 2009 machten britische Behörden den Besitzer der Seite ausfindig. Sie fanden zudem heraus, dass das für den Betrieb der Seite nötige Rechenzentrum in den Niederlanden stand.

Mindestens 670 Verdächtige ausgemacht

Europol war nach eigener Darstellung maßgeblich an den Ermittlungen beteiligt. Analysten der Behörde sei es gelungen, die Sicherheitsvorkehrungen eines wichtigen Computers innerhalb des Netzwerks auszuhebeln und damit die Identität möglicher Sextäter zu enthüllen. Die Beamte gaben mehr als 4.000 Berichte an internationale Kollegen weiter, die laut Europol auch auf Verbindungen zu anderen Pädophilen-Netzwerken hinwiesen.

Seit Januar 2010 baute Europol gemeinsam mit der niederländischen Polizei das Online-Forum auf Computern ohne Internet-Anschluss nach. Sie untersuchten die Funktionsweise der Kontakt-Börse und leiteten ihre Erkenntnisse an Kinderporno-Fahnder in Europa und weltweit weiter.

Bis zur Präsentation der Ermittlungs-Ergebnisse am Mittwoch hatten die Ermittler mindestens 670 Verdächtige ausgemacht sowie 230 minderjährige Opfer gerettet. Europol-Chef Rob Wainwright sprach von „bahnbrechenden Ergebnissen“.

In Europa waren Beamte aus Belgien, Griechenland, Italien, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Spanien und Großbritannien an den Ermittlungen beteiligt. Sie arbeiteten mit australischen, kanadischen, isländischen, neuseeländischen und amerikanischen Kollegen zusammen. Weitere Länder wollte Europol am Mittwoch noch nicht nennen, weil dort noch Untersuchungen im Gange seien.