Berlin. Die Zähne von Kaninchen wachsen ständig und brauchen entsprechend viel Kalzium. Dafür scheinen sie ihre eigenen Zähne zu recyceln.

Der Mineralstoff Kalzium ist für den Menschen überlebenswichtig. Knochen und Zähne werden durch ihn stabil gehalten, Muskeln brauchen ihn, wenn sie sich zusammenziehen. Ein Mangel an Kalzium kann Muskelkrämpfe, Depressionen und sogar Gedächtnisverlust zur Folge haben.

Tabletten und gezielte Ernährung sollen Abhilfe schaffen – vielleicht könnte man sich aber auch etwas von Kaninchen abschauen. Denn die fressen möglicherweise Fragmente ihrer eigenen Zähne und decken dabei ihren Kalzium-Bedarf. Zu diesem Ergebnis kommen in einer neuen Studie Schweizer Wissenschaftler, die von der Ernährung der Kaninchen überrascht wurden.

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Kaninchenzähne wachsen ständig

Wegen ihrer ballaststoffreichen Ernährung, die vor allem aus Gräsern und anderer grüner Vegetation besteht, malmen Kaninchen ihre Zähne viel aufeinander. Weil die Zähne konstant wachsen, sorgt die Reibung dafür, dass die Zähne kurz bleiben. Die Forscher erwarteten eigentlich wegen dieses dauerhaften Wachstums, dass das Kaninchen eine Kalzium-reiche Ernährung braucht, um den Zahnstein zu bilden.

Stattdessen fand das Forschungsteam der Universität Zürich heraus, dass Kaninchen beim Kauen vielleicht ein fein gemahlenes Pulver aus ihren Zähnen verschlucken könnten, wodurch sie Kalzium aus ihren Zähnen wieder in ihren Körper aufnehmen können. „Wir sind die ersten, die zeigen, dass Kaninchen Kalzium aus Zahnmaterial verdauen können“, sagte Hatt gegenüber „New Scientist“. Ein Recycling-Verfahren, das so bisher noch nicht bekannt war.

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Kalzium aus Zähnen kann leichter verdaut werden

Unter der Leitung des Zootierarztes Jean-Michel Hatt fütterte das Team acht Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) über elf Tage lang entweder mit einem typischen Kalziumkarbonatpräparat oder mit zermahlenen Zähnen anderer Kaninchen. Im Anschluss tauschten die beiden Gruppen die Ernährung für den gleichen Zeitraum.

Erstaunlicherweise konnten die Kaninchen deutlich mehr Kalzium aus den Zähnen als aus dem Ergänzungsmittel aufnehmen. Beim Verzehr der zermahlenen Zähne verdauten sie 33 Prozent des aufgenommenen Kalziums, aus dem Nahrungsergänzungsmittel verdauten sie hingegen nur 20 Prozent. Die Forscher konnten auch keinen Unterschied im Gewicht, der Wasseraufnahme oder dem Kot der Tiere erkennen.

Wer also um den Kalzium-Bedarf seiner Kaninchen besorgt ist, kann beruhigt sein. Laut der in der Fachzeitschrift „The Veterinary Journal“ Studie scheint es nicht nötig zu sein, sie besonders Kalzium-reich zu füttern. Zu viel Kalzium könne sogar schädlich sein und zu Blasensteinen führen.