Rom. Die Menschen im Trentino teilen sich ihre Heimat mit Raubtieren. Weil sie sich bedroht fühlen, greifen Einheimische zu unlauteren Mitteln.
Das Zusammenleben mit Wildtieren wird für die Bevölkerung in der norditalienischen Bergregion Trentino immer mehr zum Problem. Die Region hat längst nicht mehr nur Schwierigkeiten mit der Bärenpopulation, sondern auch mit anderen Raubtieren. Die Kadaver von vier Wölfen sind in der Gemeinde Levico aufgefunden worden. Es besteht der Verdacht, dass die Tiere vergiftet wurden. Die Tierleichen wurden an das Institut für Tierseuchenbekämpfung gesandt, damit dort ermittelt werden kann, woran die Raubtiere verendet sind.
Anwohner hatten die Forstbehörde alarmiert, nachdem sie die verendeten Tiere auf einem Grundstück in der Nähe des Radwegs am rechten Ufer des Flusses Brenta entdeckt hatten. Die Forstbeamten setzten den Bürgermeister von Levico, Gianni Beretta, über den Fund in Kenntnis und sicherten anschließend sämtliche Spuren, die dazu beitragen können, den Vorfall zu klären. Anzeige gegen Unbekannt wurde erstattet.
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Die örtlichen Forstbeamten halten es für wahrscheinlich, dass jemand gezielt Gift ausgelegt habe. In jüngster Zeit war mehrfach die Anwesenheit eines Wolfsrudels unweit des Radwegs gemeldet worden, auch war unlängst der Kadaver eines Rehs gefunden worden. Indes hat die Provinz Trient die Bürger eindringlich davor gewarnt, einen näheren Kontakt mit den wilden Tieren zu riskieren – auch nicht, um den eigenen Hund zu verteidigen.
Der Appell kommt nicht von ungefähr, sondern geht einen Vorfall zurück, der sich am ersten Februarwochenende in der Nähe der Gemeinde Canal San Bovo ereignet hatte. Eine Hundehalterin war dazwischen gegangen, um einen Wolf von ihrem Hund wegzujagen. Die Verletzung des Hundes wurde vom Tierarzt versorgt, die Frau blieb zum Glück unversehrt.
Italiens Umweltschützer empört über Vergiftungsfälle
Die Zahl der Bären- und Wolfspopulationen in Trentino-Südtirol steigt und mit ihr die von den Tieren verursachten Schäden. Während im Trentino der Bär das „Hauptproblem“ ist, weil er die Sicherheit der Menschen bedroht und dem Tourismus schadet, stellt in Südtirol der Wolf die größere Sorge dar. Er bedrohe die Landwirtschaft und die Beweidung, sei für den Menschen aber nur in Ausnahmefällen gefährlich, meinen Experten.
Das Thema scheidet die Geister und sorgt für Spannungen. „Wir fordern von den Regionalbehörden dringend ein Verbot der Verwendung und des Besitzes von Ködern oder Giftködern“, meint Ivana Sandri, Präsidentin des Tierschutzverbands ENPA im Trentino. „Wir brauchen sofortige und strenge Entscheidungen, nicht nur um die Täter dieses schrecklichen Verbrechens zu ermitteln, sondern auch um die Strategie in unserem Gebiet, in dem wir bisher einen wahren Krieg gegen die großen Raubtiere erlebt haben, vollständig zu ändern.“
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Auch die Parlamentarierin und Tierschutz-Aktivistin Michela Vittoria Brambilla betonte kürzlich: „Die Tötung von vier Wölfen ist ein besonders schwerwiegender Vorfall, der nicht nur die Justizbehörden, sondern auch die Politik zu einer sofortigen Reaktion zwingt.“
Viele Einheimische fürchten die Raubtiere
Inzwischen mehren sich in den Trentiner Gemeinden Referenden zu Wölfen und Bären. Initiiert werden sie von Bürgerverbänden. „Sind Sie der Meinung, dass die Anwesenheit von großen Raubtieren wie Bär und Wolf in dicht besiedelten Gebieten eine ernsthafte Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellt und der Wirtschaft sowie der Erhaltung der lokalen Bräuche und Traditionen schadet?“, lautete eine Frage. 96 Prozent der Befragten sprachen sich für eine Eindämmung der Raubtier-Population aus.
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Bei den Referenden soll das Ergebnis in erster Linie Signalwirkung haben, bindend für die politischen Entscheidungsträger sind sie nicht. Alle Trentiner Gemeinden, in denen bisher Volksbefragungen zum Thema Großraubtiere abgehalten wurden, befinden sich in Gebieten, durch die vor allem Bären immer wieder streifen, sich an Ortschaften heranwagen bzw. sogar schon in Ortskernen gesichtet wurden.
Es ist nicht auszuschließen, dass weitere Trentiner Gemeinden ihren Bürgern die Möglichkeit geben werden, sich zum Thema Großraubtiere zu äußern. Die erste Unterschriftensammlung für ein Referendum wurde im Val di Sole gestartet – als Reaktion auf den Tod eines 26-jährigen Joggers, der am 5. April 2023 in Caldes von der bekannten „Problembärin“ JJ4 attackiert und getötet worden war.
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