Berlin. Zwei von Morettis Kindern treten die Fußstapfen ihres berühmten Vaters. Welches Erlebnis ihn zuletzt am meisten berührte, verrät er hier.
- Im neuen „Steirerkrimi“ spielt Tobias Moretti einen reichen Grafen
- Anders als seine Rolle ist Moretti selbst mit seinem Leben im Reinen, wie er im Interview verrät
- Welches Ereignis ihn dennoch aus der Bahn warf und worauf er besonders stolz ist
Von „Kommissar Rex“ bis zum „Jedermann“: Tobias Moretti ist einer der bekanntesten Schauspieler im deutschsprachigen Raum. In seiner neuen Rolle im nächsten „Steirerkrimi“ (am 13. Februar um 20.15 Uhr im Ersten) spielt der 65-Jährige einen egozentrischen Grafen, der in ein Verbrechen verstrickt wird. Im Interview verrät der Schauspieler, wie er in extremen Situationen reagiert und für welche Menschen er tiefen Respekt hegt.
Ihr Graf im „Steirerkrimi“ nimmt die Dinge selbst in die Hand, weil er nicht auf andere vertraut. Können Sie das für sich nachvollziehen?
Tobias Moretti: Also beherzte Tatkraft, wie man sie gewöhnlich an den Tag legt, ist eine Sache – aber was dieser Graf Glanzberg im „Steirerkrimi“ tut, wie er sich der Situation bemächtigt, das ist etwas ganz anderes und hat mit seinem Selbstverständnis zu tun. So eine Adelsdynastie, noch dazu der größte Grundbesitzer in der Region, hinterlässt eine Furche von Selbstbewusstsein.
- Schauspieler: Hannes Jaenicke über Beziehung – „Habe meinen Anwalt eingeschaltet“
- TV-Star: Benno Fürmann über schwere Trennung – „Trauer kommt in Wellen“
- Schauspielerin: Marianne Koch übers Altern – „Man ist nicht Sklave der Gene“
- Legende: Reinhold Messner über Tiefpunkt seines Lebens – „Meine Kinder wurden in der Schule gehänselt“
- „Hundeflüsterer“: Martin Rütter über schweren Verlust – „Hätte sofort losgeheult“
Würden Sie sich eigentlich in einem Adelsmilieu wie im „Steirerkrimi“ wohl fühlen?
Moretti: Naja, offensichtlich fühlt sich ja dieser Graf im Kreis seiner zerfallenden Dynastie auch nicht wahnsinnig wohl, in dieser Familie mit ihren feudalen Überresten, in der die wenigsten sich wirklich mögen, aber absurderweise trotzdem alle unter einem Dach leben. Und wenn‘s notwendig ist, alle an einem Strang ziehen.

Sie sind wiederum dabei, eine Schauspieldynastie zu gründen – denn zwei Ihrer Kinder arbeiten im gleichen Beruf. Wie stark sind eigentlich Ihre Beschützerinstinkte als Vater?
Moretti: Ich habe versucht, das meine dafür zu tun, dass meine Kinder geerdete, bewusste, reflektierende Menschen werden mit Lebensfreude und einer Haltung, zu der sie stehen. Das ist, denke ich, der beste „Schutz“, den ich geben kann – und der einzige.
„Steirerkrimi“-Star Tobias Moretti: „Habe keine Leichen im Keller“
Wie gehen Sie selbst mit Leuten um, die aus Ihrer Sicht weniger Kompetenz und Intelligenz haben?
Moretti: Ich kann mich nicht erinnern, dass mir so jemand in letzter Zeit begegnet wäre. Manchmal ist es ja so, dass Menschen einfach nur andere Kompetenzen haben als man selber. Zum Beispiel habe ich tiefen Respekt für alle, die ihren Alltag ohne Mühe perfekt organisieren und strukturieren, sodass ein Rädchen in das andere greift.
Sie mussten mit einer großen Herausforderung fertig werden, als Ihre Frau 2022 einen schweren Unfall erlitt. Wie haben Sie dabei Besonnenheit bewahrt?
Moretti: In Moment einer extremen Situation, wo es einen kühlen Kopf braucht, kann ich erstaunlich besonnen und schnell reagieren. Mich „erwischt“ es dann ein paar Wochen später, auch beim Unfall meiner Frau war das so. Im Umfeld haben alle gesagt „Glück im Unglück“. Meine Frau übt ihren Beruf als Musikerin weiter aus und tut auch im Alltag vieles von dem, was sie vorher getan hat.

In einem Interview vor rund fünf Jahren meinten Sie: „In meinem Leben kenne ich mich schon lange nicht mehr aus.“ Gilt das nach wie vor?
Moretti: Wenn ich mich darin auskennen würde, könnte ich mich an das Interview von damals erinnern… (lacht)
Eine Ihrer großen Rollen war der Jedermann, der sich für den großen Zampano hält. Sind Sie im Gegensatz zu ihm mit sich völlig im Reinen oder gibt es Dinge, die Sie vielleicht bereuen müssen?
Moretti: Ach, jeder macht doch Dinge in seinem Leben, die er gern ungeschehen machen würde; wer das Gefühl nicht kennt, ist ja unerträglich ignorant. Ich habe aber nicht den Eindruck, übelriechende Leichen im Keller zu haben.
„Meine Unabhängigkeit ist mir wichtig“
Und Sie hängen hoffentlich auch nicht so sehr an materiellen Dingen wie er?
Moretti: Materiell bin ich sehr einfach aufgewachsen, ohne dass uns etwas abgegangen wäre. Vielleicht ist mir gerade darum meine Unabhängigkeit so wichtig, die Freiheit, Dinge nicht machen zu müssen, weil ich die Möglichkeit habe, auch etwas ganz anderes zu tun. Drum habe ich immer nur in etwas investiert, das Arbeit macht. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, Besitz zu erwerben, um ihn nichts tuend zu „genießen“, wie gesagt wird – was soll das sein?
Aber welches immaterielle Erlebnis der letzten Monate haben Sie am meisten genossen?
Moretti: Eine Art Hierarchie im Sinne von „schön – schöner – am schönsten“ kann ich nicht aufstellen. Neben meiner Teilnahme an der Oasis Rallye im Frühjahr habe ich im Sommer zum ersten Mal mit meinem Sohn Lenz auf der Bühne gestanden, in Kleists „Der zerbrochene Krug“. Gemeinsam Theater zu spielen, das war sehr bewegend.
Auch spannend: Sanam Afrashteh über erste Liebe – „Wir sehen uns noch“
Und wann fühlen Sie sich ganz im Einklang mit der Welt?
Moretti: Wenn man bei einer Skitour am Gipfel steht, öffnet sich ein ganz eigenes emotionales Szenario: Man fühlt sich wie der „König der Welt“ – und gleichzeitig ist man zutiefst demütig vor der Majestät der Natur, die sich dem Auge bietet. Und die beflügelt in alle Richtungen.
- Entertainer: Medienexperte über Stefan Raab – „Er muss seinen Humor zwingend ändern“
- Musiker-Duo: Kaulitz-Zwillinge – Professor erklärt krasse Unterschiede
- Skandal um Band: Experte zu Fall Rammstein – Das Problem sind die weißen Männer
- Liebesleben: Experte erklärt Beziehungen deutscher Stars – „Grenzwertig“
- Psychologe: Richard David Precht „fehlt die zentrale Eigenschaft eines Denkers“