Berlin. Japan wird immer wieder von Erdbeben erschüttert. Seismologen warnen eindringlich vor dem nächsten. Es könnte verheerend sein.
Die Japanerinnen und Japaner haben gelernt, mit der Angst zu leben. Kaum irgendwo sonst bebt die Erde so oft, wie in dem Pazifik-Staat. Etwa 5000 sind es pro Jahr, allerdings sind die meisten Beben so schwach, dass sie nicht einmal spürbar sind. Doch auch gravierende Beben wie das von Tohoku im März 2011 mit anschließendem Tsunami und etwa 20.000 Todesopfern sind möglich. Der Grund: Auf dem Gebiet des Inselstaates verlaufen gleich mehrere große Erdplatten, die sich verschieben und Beben auslösen können.
Nach Einschätzung japanischer Experten ist das Risiko eines verheerenden Bebens der Stärke acht oder neun gestiegen. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Beben liege in den kommenden 30 Jahren bei 75 bis 82 Prozent, erklärte am Donnerstag ein von der Regierung eingesetztes Expertengremium. Bisher hatte die Wahrscheinlichkeit bei 74 bis 81 Prozent gelegen. Ein Mega-Beben könnte demnach hunderttausende Tote, riesige Tsunamis und Schäden in Milliardenhöhe verursachen.
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Inseln könnten von 30 Meter hohen Tsunami-Wellen getroffen werden
Die Berechnungen der Experten beziehen sich auf den sogenannten Nankai-Graben: Der etwa 800 Kilometer lange Graben verläuft vor der japanischen Westküste im Pazifik, wo zwei tektonische Platten aufeinandertreffen. In den vergangenen 1400 Jahren ereignete sich am Nankai-Graben den Angaben zufolge alle 100 bis 200 Jahre ein Mega-Beben, zuletzt im Jahr 1946.
„Das letzte Beben ist 79 Jahre her und die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Bebens steigt jedes Jahr um etwa ein Prozent“, erläuterte ein Vertreter des Expertengremiums. Die Folgen wären verheerend: Schätzungen zufolge könnten kleinere Inseln vor der Küste von mehr als 30 Meter hohen Tsumani-Wellen überrollt werden. Aber auch dicht besiedelte Gebiete auf den japanischen Hauptinseln Honshu und Shikoku würden binnen Minuten von riesigen Wellen getroffen.
Im August vergangenen Jahres hatte die japanische Wetter- und Erdbebenbehörde nach einem Erdbeben der Stärke 7,1 erstmals seit der Einrichtung eines neuen Warnsystems im Jahr 2011 vor einem Mega-Beben am Nankai-Graben gewarnt. Die Erdbeben-Warnung löste vielerorts Panikkäufe aus, wurde nach einer Woche aber wieder aufgehoben. tok/AFP