Berlin. Stürme hatten ein altes Schiffswrack an einem Sylter Strand frei gespült. Doch jetzt ist das Wrack für die Archäologen nicht mehr auffindbar.

Am Strand vor Sylt trat Mitte Januar etwas Ungewöhnliches zutage: Teile eines vermutlich historischen Schiffswracks waren durch das Meer freigelegt worden. Die wettergegerbten Holzbohlen, die mit runden Holzstücken zusammengehalten werden, blieben nur bei Ebbe sichtbar und stellten Archäologen vor Rätsel.

„Wir können leider noch nicht sagen, wie alt das Wrack ist und auch nicht, um was für einen Schiffstyp es sich handelt“, teilte eine Sprecherin des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein (ALSH) der dpa mit. Experten wollten die Überreste am Strand demnach mit einer 3D-Technik vermessen und untersuchen.

Doch dazu kam es nie. Das Schiffswrack wurde nur zwei Tage später wieder vom Meer verschluckt. Die genaue Stelle hatten die Archäologen nicht markiert. Seitdem suchen die Forscher und Anwohner unter den Sedimenten nach Spuren des Schiffs.

Schiffswrack wurde wieder von der Nordsee verschluckt

Mitarbeiter des Landesamtes suchten auf der Nordseeinsel währen Ebbe mit Spaten und Eisenstäben nach den verwitterten Holzbohlen – bisher noch ohne Erfolg. Die Archäologen hoffen jetzt, dass Stürme das Schiffswrack erneut frei spülen. Besondere ehrenamtliche Vertrauensleute des ALSH sollen die Fundstelle demnach jetzt beobachten. 

„Wir haben versucht, die Wrackreste und den Standort zu finden, aber es ist nichts mehr zu sehen hier - es hat leider keinen Erfolg gebracht, die Nordsee hat hier sorgfältig gearbeitet“, sagte Stefanie Klooß, Archäologin beim ALSH der dpa. Unter anderem mithilfe von Fotos versuchten die Fachleute vergeblich, die Lage des Wracks zu rekonstruieren. 

„Die Sylter und Besucher haben daraus gelernt, dass man eine solche Stelle markieren, einmessen und unverzüglich an das Archäologische Landesamt melden sollte, das hat hier einige Umwege genommen“, sagte Klooß. Auch Metalldetektoren, die bis zu einem halben Meter Tiefe messen, helfen nicht weiter, wenn über 70 bis 80 Zentimeter Sand auf dem Wrack liegen.

Schleswig-Holstein: Stürme legen historische Holzteile frei

Starke Stürme können in Schleswig-Holstein dafür sorgen, dass Wracks frei gespült, aber auch schnell wieder eingesandet werden. Auf Sylt hatte es seit Jahresbeginn immer wieder teils heftig gestürmt.

Historisches Schiffswrack an Sylter Strand freigespült
Nächste Woche sollen die am Strand von Sylt entdeckten Holzstücke ausgemessen werden.  © DPA Images | Lea Albert

Es ist nicht das erste Mal, dass auf Sylt Schiffswracks entdeckt werden: Auf der größten deutschen Nordseeinsel war zuletzt 2016 an der Hörnumer Odde ein Wrack von etwa 1690 gefunden worden. Am Außensand Japsand, westlich der Hallig Hooge, war 2017 ein Wrack gefunden worden und 2021 das Wrack der Ulpiano auf dem Süderoogsand, das zu Heiligabend 1870 havariert war. 

Auch interessant

Berichte: Küste vor Sylt wurde oft „zur tödlichen Falle“

Für den gesamten Bereich des Nordfriesischen Wattenmeeres liegen für den Zeitraum vom 17. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts knapp 900 Strandungsberichte vor, teilte die Sprecherin mit. Besonders bei starkem Westwind wurden die Außensände demnach „zur tödlichen Falle“. Strandungen waren so häufig, dass sich die Bergung von Wracks und die Rettung Schiffbrüchiger zu einem eigenen Wirtschaftszweig entwickelte.

Auch interessant